Onkel ist der Beste
nicht erwischen, und wenn, was macht das schon aus?«
»Ich habe dir schon gesagt, daß du die Sache mit Großsprecherei nicht besser machst. Es spielt sehr wohl eine Rolle, weil Mrs. Moore davon betroffen ist und weil sie die Verantwortung für dich trägt. Das Risiko, das auf ihr lastet, ist ganz deine Schuld.«
»Aber daran habe ich nie gedacht.«
»Stimmt! Du hast nicht daran gedacht. Nie. Gut, vielleicht wirst du beim nächsten Mal daran denken, daß du in erster Linie die Familie Moore triffst.«
Terry zuckte zusammen, und Judy verspürte Mitleid. Onkel Robert kannte wirklich keinen Pardon. Was hatte er immer gesagt? Kein Hätscheln und kein Mitleid. Natürlich hatte er recht, aber weil sie Terry gern hatte, sagte sie: »Rede jetzt keinen Unsinn, Terry! Onkel Robert und ich kriegen das schon hin. Du schaffst den Wagen heraus, sobald es dunkel ist, und läßt ihn drüben auf der anderen Seite der Brücke stehen, so daß Cyril nicht aufwacht, bellt und Mutter weckt. Wie steht es übrigens mit dem Benzin?«
Nach verzweifelter Suche in der Waschküche förderten sie schließlich etwas davon aus einem großen Behälter zutage, und sie sagte: »Das müßte reichen. Gott sei Dank geht es von Fentons Besitz an bergab, so daß wir ohne Motorengeräusch starten können.«
Robert sah, daß Terry so zerknirscht war, daß er nicht einmal den Vorschlag machte, einen der gestohlenen Kanister anzuzapfen, und nur sagte: »Ich halte den Wagen bereit und parke ihn an der abschüssigen Stelle am anderen Ende der Brücke, so daß du ohne Motor anfahren kannst... Darf ich nicht wenigstens mitkommen? Ich verspreche dir, ich gebe keinen Mucks von mir und rühre mich nicht. Aber hier bleiben kann ich nicht.«
Robert bedachte ihn mit einem Blick, der eine ganze Armee von Klassensprechern zur Ordnung gerufen hätte. »Es ist nicht die Frage, was du tun kannst, sondern was du tun mußt. Du bleibst hier. Andernfalls bleibt uns nichts anderes übrig, als Mrs. Moore diese schändliche Geschichte zu erzählen und sie zu bitten, ihre Autorität geltend zu machen.«
Das klang großartig, half jedoch Robert nicht, die Zeit in seinem Zimmer auf angenehme Art zu verbringen. Dauernd mußte er an Judys geflüsterte Worte denken, als sie sich vor dem Zubettgehen verabschiedete: »Ich klopfe um zwei Uhr bei dir an. Alte Sachen und Handschuhe anziehen!«
Die Handschuhe waren es, die ihm endgültig ins Bewußtsein riefen, daß er im Begriff stand, die Verbrecherlaufbahn einzuschlagen.
7. Kapitel
Zwei Uhr war ein besonders unangenehmer Zeitpunkt, fand Robert. Trotz der sommerlichen Wärme schauderte es ihn, als er seine ältesten und dunkelsten Sachen überzog. Es war die verrückteste Sache, auf die er sich im Lauf seines langen und wohlgeordneten Lebens eingelassen hatte. Gab es aber eine andere Möglichkeit? Sollte er Judy erlauben, allein zu gehen, oder Dora die ganze Geschichte anvertrauen und dann noch immer vor der Aufgabe stehen, daß das Diebesgut zurückzubringen war? Er seufzte, zog ein Paar dunkle Handschuhe an und wartete.
Auf Judys leises Klopfen, das nach einiger Zeit ertönte, ging er an die Tür. Sie faßte nach seinem Arm und führte ihn durchs dunkle Haus hinaus ans Tor und die Straße entlang, die nun schwach sichtbar wurde, zu der Stelle jenseits der Brücke, wo der Wagen wartete. Dort stand Terry. Robert konnte seinen Gesichtsausdruck nicht ausmachen, merkte aber an seiner Stimme, wie nervös er war. Keine Spur mehr vom alten unbekümmerten Trotz. Terry war mitleiderweckend kleinlaut geworden.
»Judy, laß mich mitkommen. Ich werde nur das tun, was du mir sagst, oder auch gar nichts, wenn du willst. Aber ich bekomme das Schloß viel schneller auf als du und kann die Kanister tragen, ohne daß es ein Geräusch gibt. Sei so gut, laß mich mitkommen.«
Sie zögerte und wandte sich an ihren Onkel. Robert war nicht kompromißbereit. »Ich kann mir vorstellen, daß dich das Ergebnis deiner Tat demütigt, dazu die Tatsache, daß ein junges Mädchen und ein alter Mann allein losziehen, um den angerichteten Schaden in Ordnung zu bringen. Aber wie dem auch sei, du mußt hier bleiben. Wir können dich nicht mitnehmen, das Risiko wäre zu groß.«
»Dann sollten auch Sie es nicht auf sich nehmen, Mr. Macalister. Ja, ich weiß, Sie tun es um Judys willen, weil sie nicht allein gehen kann. Aber warum muß sie überhaupt gehen?«
Als Antwort stieg Robert ein und schloß die Tür. »Komm, Judith, je eher wir zurück
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