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Onkel ist der Beste

Onkel ist der Beste

Titel: Onkel ist der Beste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Box und lag als nächstes auf einer großen fetten Henne und ihrem Nest. Huch, war das garstig, weil ich in der Aufregung nicht unterscheiden konnte, ob es Eier oder Küken waren. Ich hielt der Henne den Hals zu, damit sie nicht gackern konnte. Dabei betete ich darum, daß ich sie nicht erwürgte. Das Tier gab schrecklich gurgelnde Laute von sich.«
    »Furchtbar! Ist der alte Knabe wirklich herausgekommen und hat dich gesucht?«
    »Ich glaube, er öffnete die hintere Tür, hielt es dann aber nicht mehr für der Mühe wert und ging wieder hinein. Ich wartete, bis ich das Schließen der Tür hörte, und ließ die Henne los. Sie schien weiter keinen Schaden davongetragen zu haben. Dann schlich ich hinaus und lief über die Koppeln, weil ich mir vorstellen konnte, wie Onkel Robert auf mich wartete. Meine Taschenlampe wagte ich nicht anzuknipsen und fiel prompt über etwas, das wie ein großer, schwarzer Baumstamm aussah. Als ich mich aufrappelte, sah ich, daß auch der Baumstamm sich aufrappelte und daß es Fentons großer, schwarzer, hornloser Bulle war. Ich bekam einen Riesenschreck, desgleichen der Bulle, und bevor er sich umsehen konnte, war ich schon durch die gräßliche, stachelige Hecke hindurch. Ich fand Onkel Robert kühl bis ans Herz hinan vor, und er ersuchte mich, ich solle mich einer gewählteren Sprache befleißigen. Das wär’s — aber was ich meiner Mutter wegen dieser Hose erzählen werde, weiß ich nicht. Daß du mir ja nie wieder etwas so Dummes anstellst, Terry! Wäre Onkel Robert nicht gewesen, steckten wir bis zum Hals im Schlamassel.«
    Es war angenehm, wenn man als Held des Tages gefeiert wurde, angenehm, eine warme junge Hand zu spüren, die einen aufs Zimmer führte. Am angenehmsten aber war es, sich dankbar ins Bett sinken zu lassen und Betrachtungen darüber anzustellen, daß der erste Ausflug ins Verbrechen erfolgreicher verlaufen war, als er es verdient hätte. Robert verschwendete keine Zeit mit Gewissensbissen, sondern versank in einen gesunden, tiefen Schlaf.
     
     

8. Kapitel
     
    Er erwachte sehr spät. Die Hochstimmung, die er vor acht Stunden verspürt hatte, war völlig verflogen. Er war nur noch ein törichter, alter Mann, der zugelassen hatte, daß er in eine unehrenhafte Affäre hineingezogen worden war. Ärger noch — er wurde immer tiefer in die Angelegenheiten eines jungen Mädchens und ihrer Mutter verwickelt, die er wenig länger als einen Monat kannte. Was war denn mit seinem Urteilsvermögen los?
    Das Frühstück war schon vorüber, als er aus seinem Zimmer kam. Er war froh, daß Judy und Terry verschwunden waren. Dora bewegte sich leise in der Küche. Nachdem sie ihm sein Frühstück auf den Tisch gestellt hatte, setzte sie sich mit ihrem Nähkörbchen neben ihn. Er bedachte die Hose, die sie eben flickte, mit einem schuldbewußten Seitenblick, sie aber meinte bloß: »Ich bin nicht dafür, schmutzige Sachen zu stopfen, aber das Material da franst so schrecklich aus.«
    Er äußerte etwas Undeutliches, und sie fuhr fort: »Du siehst müde aus. Mitternächtliche Ausflüge sind nichts für dich.«
    Was meinte sie damit? Hastig erklärte er, daß er gut geschlafen habe.
    »Das dachte ich mir — nach alldem. Ich wollte aufstehen und dir etwas Warmes zum Trinken machen, als du heimkamst, hielt es dann aber für klüger, mich aus der Sache herauszuhalten.«
    »Du hast davon gewußt?«
    Sie zog einen Faden sorgfältig durch, ehe sie antwortete: »Ich höre sehr gut und war im Garten, als Mr. Fenton uns gestern besuchte. Aber ich weiß eigentlich nicht, was passiert ist.«
    Er betrachtete dies als eine Aufforderung und begann: »Sieh mal, Terry hat...«, aber sie sagte hastig: »Glaubst du nicht auch, daß es manchmal besser ist, man weiß nichts? Ich glaube, das ist allen lieber so, und ich bin es zufrieden.«
    Zufrieden? Er war immer der Meinung gewesen, Frauen seien sehr neugierig. Mit großer Erleichterung begann er von anderen Dingen zu reden.
    Ihre Klugheit bestätigte sich, als bald darauf ein Auto ruckartig vor dem Tor hielt. Robert war eben im Bad und brachte auf verschiedenen Abschürfungen Pflaster an. Sein Schuldbewußtssin ließ ihn nervös aus dem Fenster spähen, und er erblickte Fenton, gefolgt von seinem mißmutigen, dummen Sohn.
    Robert wurde blaß. Hatte man sie entdeckt? Er hatte doch nicht einmal ein Taschentuch mitgenommen, aus Angst, etwas Verräterisches fallen zu lassen, und auch Judy hatte erklärt, daß sie nichts am Tatort zurückgelassen hatte.

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