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Onkel ist der Beste

Onkel ist der Beste

Titel: Onkel ist der Beste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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heiraten, würde man das leicht regeln können.
    »Lassen Sie doch das Unkraut für eine halbe Stunde und setzen Sie sich«, schlug er vor.
    Sie gingen zu einer Bank, von der aus man den Fluß überblickte und auf die Hügel sah. Die Umgebung war wunderbar geeignet für den Antrag, den er machen wollte. Aber irgend etwas störte die Harmonie. War es am Ende Dora selbst? Sie fing kein Gespräch an, sondern saß einfach da. Es war entmutigend, und als er zu sprechen begann, geschah es mit unromantischer Plötzlichkeit. »Dora, ich möchte Sie etwas fragen, schon eine ganze Weile, aber ich kann Sie ja nie unter vier Augen sprechen.«
    Sie sah um sich und merkte, daß sie auch jetzt nicht allein waren. Terry kam eben mit dem Spaten in der Hand den unteren Weg herauf. Ein Glück, daß der Doktor nicht hinsah.
    »Wollen Sie mich heiraten?«
    Ziemlich dürftig, dachte er kläglich und ergriff in einem verzweifelten Versuch, seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen, ihre Hand. Sie lag in der seinen, ruhig und kühl. Kein Zucken, kein Versuch, sie ihm zu entziehen. Eine unzugängliche Hand. Auch schien Dora weder erstaunt noch erfreut, sie sagte nur ruhig: »Es ist sehr lieb von Ihnen, daß Sie mir einen Antrag machen. Bitte glauben Sie mir, daß ich mich geschmeichelt fühle. Aber ich habe das Gefühl, daß es falsch wäre, ihn anzunehmen. Judy wäre in einer Stadt sicher nicht glücklich, und da ist ja auch noch Terry, an den ich denken muß.«
    In diesem Augenblick war der junge Mann in Hörweite gekommen. Er blieb stehen, sah in die Runde, glaubte sich ungesehen und tauchte im Schutz des Flachses unter.
    Dr. Gresham war entsetzt über ihre Worte. Terry und Judy. Ja, glaubte sie denn, er wolle die gesamte Familie mitheiraten? Den Onkel womöglich auch und dazu noch den verdammten Köter. Das mußte er ein für allemal klären. In diesem Augenblick erhob sich Cyril mit dem Spürsinn eines Hundes, der fühlte, daß sein Schicksal an einem Faden hing, von seinem Platz zu Doras Füßen und seufzte geräuschvoll. Der Doktor langweilte ihn wie immer. Dora lächelte dem Hund genauso zu, dachte ihr Freier, wie sie ihm selbst vor wenigen Minuten zugelächelt hatte. Er räusperte sich.
    »Sie können doch nicht Ihr ganzes Leben nur anderen widmen. Judy wird wahrscheinlich heiraten, und der junge Mann — nun, Sie haben sich ihn doch sicher nicht für Ihr ganzes Leben aufgehalst?«
    »Von Aufhalsen kann keine Rede sein. Terry gehört zur Familie.«
    Jetzt war er richtig wütend. Sein wertvolles und schmeichelhaftes Angebot war nicht richtig gewürdigt worden. Und dazu war es ein Junge aus dem Erziehungsheim, der die Frage tatsächlich entschied. Er sagte hastig: »Aber Sie können sich doch nicht im Ernst Ihr Leben lang mit diesem — diesem Zirkus belasten.« Seine dramatische Geste schloß Cyril, Judy, Robert, der in seinem Zimmer schlief, und Terry ein.
    »Ich weiß nicht, wie Sie von einem Zirkus reden können«, sagte sie ohne Erregung. »Aber ich muß natürlich an meine Familie denken.«
    »Dieser Junge ist nicht mal ein Verwandter — ein Glück.«
    Diese letzten Worte waren ein Fehler. Ganz klar sagte sie: »Terry ist vielleicht nicht richtig verwandt mit mir, aber ich hege für ihn dieselben Gefühle wie für einen Neffen oder Sohn... Nein«, fuhr sie eifrig fort, »nicht, daß ich je einen Neffen oder Sohn gehabt hätte, aber ich kann mir solche Gefühle vorstellen, und eben ein solches Gefühl hege ich für Terry.«
    »Sie weisen also meinen Antrag zurück?« Der verletzte Stolz in seiner Stimme rührte an ihre Gutmütigkeit, und sie sagte rasch: »Zum Teil auch um Ihretwillen. Es wäre ein Fehler, wenn ich Ihren Antrag eben jetzt, da Sie sich eine elegante Stadtpraxis aufbauen, annähme. Aber auch wenn wir in der Stadt glücklich wären — ich, Judy, Terry, Onkel Robert und Cyril - so wäre ich doch nicht die richtige Frau für Sie. Sie sind intelligent und werden Erfolg haben. Sie müssen eine blendende Frau finden — nicht eine Witwe vom Land mit Anhang.«
    Jetzt überkamen ihn nagende Zweifel. Möglich, daß sie mit ihrer Ablehnung recht hatte. Sehr aufopfernd übrigens, weil sie ihn natürlich gern geheiratet hätte. Aber sie dachte an ihn, an seine Zukunft. Er hatte sie immer für eine sehr erfahrene und vernünftige Frau gehalten. Nicht gescheit, aber ausgeglichen. Vielleicht bewies sie bei dieser Gelegenheit mehr Voraussicht als er.
    Er fühlte sich nicht mehr gedemütigt. Terry, der aus dem Gebüsch spähte,

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