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Onkel ist der Beste

Onkel ist der Beste

Titel: Onkel ist der Beste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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den Anruf entgegennehmen zu müssen, murmelte etwas nicht ganz überzeugend Klingendes von verdächtigen Gestalten, die man kürzlich in der Gegend gesehen hatte. Sie kam hochrot zurück und sagte nur kurz, daß der Doktor seine Tasche wiederhabe. Dann lief sie hinaus und folgte Terry, der ganz plötzlich verschwunden war und mit ungewöhnlichem Eifer die Zugpferde vor den Schlitten spannte. Was sie sagte, wußte Robert nicht, doch die nächsten zwei Besuche Greshams gingen ohne Zwischenfälle vorüber, doch ohne daß der Arzt mit Dora hätte allein sein können. Robert war nun auf die Rolle des lästigen Dritten eingeschworen und überhörte die ziemlich deutlichen Fragen des Arztes nach den Fortschritten seines Buches.
    Und dann kam Dr. Gresham eines Tages, als sie sich eben zum Mittagessen setzten, und sagte: »Gestern hatte ich wieder Pech. Ich muß wohl nicht weit von hier über einen Nagel gefahren sein, habe es aber ein oder zwei Meilen lang nicht gemerkt.«
    »Wie schrecklich«, sagte Dora mitfühlend. »Reifenpannen sind schlimm. Unsere Reifen lassen sich so schwer auswechseln.«
    »Glücklicherweise stellen die modernen Wagen in dieser Hinsicht keine Schwierigkeit dar, ich habe den kaputten Reifen innerhalb von fünf Minuten gewechselt. Andernfalls hätte ich zurückgehen und die Dienste Ihres jungen Mannes in Anspruch nehmen müssen.«
    Judy warf einen hastigen Blick über den Tisch. Wie nahm Terry es auf, daß man ihn »Ihren jungen Mann« nannte? Sein liebenswürdiges Lächeln genügte ihr. Jetzt wußte sie, woher der Nagel stammte. Einen Augenblick lang kämpfte sie mit unterdrücktem Lachen, dann aber sah sie ihren Onkel an und bemerkte, daß sein Gesicht besorgt war, so daß sie sofort wieder ernüchtert wurde.
    Als die Familie wieder allein war, sagte er erzürnt: »Terence, ich kann dein Verhalten nur bedauern.«
    Terry ließ sich nicht beirren, und Robert dachte traurig: Er täuscht die Menschen gern, er vertraut mir immer noch nicht.
    Da aber lachte Terry. »Natürlich habe ich es getan. Aber es ist ja kein großer Schaden entstanden.«
    Judy sagte: »Mach jetzt Schluß. Versprich es.«
    Er lachte und schüttelte den Kopf. »Es geht nichts über Selbstaufopferung, wie es so schön heißt. Geh und hüte deine Schafe, Judy, und überlaß strategische Fragen geschickteren Händen.«
    Es folgten zwei ungetrübte Besuche des unerwünschten Gastes. Robert hoffte schon, Terry habe sich der Vernunft gebeugt. Diesmal war Dr. Gresham fest entschlossen. Im Augenblick war sein Interesse an Dora stärker als jedes andere Gefühl in ihm. Er machte sich gar nicht erst vor, daß er rasend verliebt in sie sei. Mit fünfundvierzig war man darüber hinaus. Aber er wollte heiraten. Ein verheirateter Arzt wirkte vertrauenerweckend, und Dora würde für jeden Mann in seiner Position einen Pluspunkt bedeuten. Er wollte ihr so bald wie möglich einen Antrag machen.
    Was nach der Heirat mit der Farm geschehen würde, kümmerte ihn nicht. Er nahm an, daß Mr. Macalister den Besitz finanzierte und daß er als Beschützer Judys hier bleiben würde. Das machte ihm kein Kopfzerbrechen. Auch Doras Gefühle nicht. Sie war sanft und nachgiebig, und er war seines Erfolges sicher.
    Das Schlimme war nur, daß sie für jedermann wie auf Abruf zur Verfügung stand und daß er keine Möglichkeit hatte, seinen Antrag loszuwerden. In diesem Haushalt schien es weder Ruhe noch Eigenleben zu geben. Immer kam jemand herein und wollte zum Beispiel ein neues Steigbügelleder, eine Flasche Jod, immer hatte es jemand eilig und zerstörte jeden Versuch, ein zärtliches und vertrauliches Gespräch zu beginnen. An dem bewußten Tag war Dora selbst weniger zugänglich als sonst. Als er einen Spaziergang in der Wintersonne vorschlug, meinte sie, sie müsse ein Buch suchen, das Onkel Robert brauche; außerdem müsse sie an Judys Jacke einen Knopf annähen, und nachher bleibe nur wenig Zeit für den kleinen Brief, den sie schreiben wolle. Er möge ihn bitte in der Stadt einwerfen. Eine charmante Frau, aber ein wenig beschränkt. Nun, er würde das bald ändern.
    Schließlich ging er verdrossen seiner Wege und schwor sich, bei seinem nächsten Besuch die Gelegenheit besser zu nützen. Seine Zeit auf dem Land neigte sich dem Ende zu, und er hatte nicht die Absicht, seine Pläne durchkreuzen zu lassen. Eben war er zu diesem Entschluß gelangt, als sein Motor zu stottern anfing, aussetzte und sich nicht wieder starten ließ. Mit Groll im Herzen stieg Dr.

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