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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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der Nacht ohne hinreichenden Schutz vor dem drohenden Regen sein würde, wollte er noch den westlichen Teil des Felsens inspizieren, der die Küste bildete. Er hoffte dort auf eine Grotte zu stoßen, da er annahm, daß sich durch die mit voller Wucht aufschlagenden Wellen irgendwelche Hohlräume herausgebildet hatten. Das Meer hatte sich schon weit zurückgezogen. Flip marschierte bis zur Flußmündung hinab, bog dann nach links ab und ging den Strand entlang, der sich zwischen der Steilküste und den Klippen erstreckte. Über mehrere hundert Meter hinweg untersuchte er aufmerksam den Felssockel, dessen von den Wogen glattpolierte Oberfläche jedoch nicht die geringste Öffnung aufwies.
    Nachdenklich an einem Zwieback knabbernd ging Flip wieder zurück.
    »Ein Nest bräuchten sie!« dachte er.
    Ja, ein Nest. Schon begannen Tropfen herabzufallen, die von heftigen Böen zu feinem Nieselregen verweht wurden. Dicke Wolken machten die Nacht noch schwärzer. Das Meer toste um die Riffe, und die Brandung klang wie Donnergroll.
    Flip wußte sehr gut, was all dies zu bedeuten hatte, und er dachte an die Mutter und ihre kleinen Kinder, die vor Regen und Kälte erstarren würden. Der Wind drehte ein wenig in Richtung Westen, und bald würde die Aushöhlung im Felsen ihrem Lagerplatz keinen Schutz mehr bieten. Ihre Lage würde dann unerträglich sein!
    Kummervoll gelangte der wackere Seemann wieder bei der Familie an. Die Kinder waren gerade mit dem Essen fertig, und die Mutter hatte Jack und Belle schon am Fuß der Felswand in den Sand gebettet, konnte jedoch nicht verhindern, daß Wind und Regen bis zu ihnen drangen. Sie wandte den Kopf zu Flip und blickte ihn so fragend an, daß er sofort begriff, was in ihr vorging.
    Auch Marc sah deutlich, was seine Mutter bewegte. Er sah zu den dicken, niedrigen Wolken hinauf und streckte die Hand aus, um festzustellen, ob der Regen stärker wurde. Da hatte er plötzlich eine Idee und ging geradewegs auf Flip zu.
    »Flip«, sagte er.
    »Monsieur Marc?«
    »Das Boot!«
    »Das Boot!« rief der Seemann aus. »Das umgedrehte Boot! Damit haben wir ein Dach! Das Haus kommt dann später! Kommen Sie, meine jungen Herren, kommen Sie!«
    Marc, Robert, Mrs. Clifton und Flip liefen zum Boot! Flip äußerte bewundernd, was für ein findiger Bursche Marc doch sei, so recht der Sohn eines Ingenieurs. Das umgedrehte Boot! Da sei er, Flip, mit all seiner Erfahrung nicht draufgekommen!
    Jetzt mußten sie das Boot bis zur Felswand schaffen, um es anlehnen zu können. Zum Glück war es ein leichtes, aus Tannenholz gebautes Boot, das nur zwölf Fuß lang und vier Fuß breit war. Mit vereinten Kräften konnten Flip, die beiden Jungen und Mrs. Clifton es über den Strand bis zum Lagerplatz ziehen. Der ausgesprochen kräftige Flip stellte sich nach Art der Fischer mit dem Rücken dahinter, stemmte sich ein und brachte das Boot mit einem Ruck in Bewegung, so daß es in kürzester Zeit an seinen Bestimmungsort gelangte.
    An beiden Seiten der Felsaushöhlung errichtete Flip dann je eine Unterlage aus großen Steinen, auf die die beiden Bootsenden zwei Fuß über dem Boden aufgesetzt werden sollten. Dann wurde das Boot kieloben gekehrt. Jack und Belle wollten schon darunterkriechen, aber Flip hielt sie auf.
    »Einen Augenblick mal«, sagte er, »was ist denn da in den Sand gefallen?«
    Während sie das Boot umgedreht hatten, war tatsächlich ein Gegenstand mit einem metallischen Geräusch zu Boden gerollt. Behende bückte sich Flip und hob ihn auf.
    »So«, rief er dann aus, »jetzt sind wir reich!«
    Dabei hielt er einen alten, eisernen Wasserkessel in die Höhe, wie jeder amerikanische oder englische Matrose ihn unbedingt braucht. Der Kessel war zwar ziemlich verbeult, konnte aber, wie Flip bei näherer Untersuchung am Feuer feststellte, fünf bis sechs Pints 1 Flüssigkeit fassen. Für die Familie Clifton war er daher von unschätzbarem Wert. »So ist es recht!« sagte Flip fröhlich vor sich hin. »Ein Messer und ein Kessel! Jetzt sind wir mit allem versehen, und die Küche des Weißen Hauses ist nicht besser ausgestattet als die unsere!«
    Dann rückten sie das umgedrehte Boot näher an die Steinhaufen heran. Der Bug ruhte schon bald auf dem rechten Haufen; das Heck aber ohne Flaschenzug und ohne Winde hochzuheben, erwies sich als äußerst schwierige Angelegenheit.
    »Ach was, meine jungen Herren«, sagte Flip zu den Jungen, die ihm halfen, »wenn man nicht stark ist, dann muß man eben schlau sein.«
    Nach und

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