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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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Wasser weit genug gefallen sein würde? Das fragte Flip sich gerade, als er mit einem Male vor einer Öffnung stand, die sich wohl durch einen Felssturz gebildet hatte.
    »Das ist ja eine natürliche Treppe«, dachte er, »das muß ich ausnützen. Von dort oben kann ich zugleich auf das Land und das Meer herabsehen.«
    So begann Flip also über die abgerutschten Steine hinaufzusteigen, und dank seiner außergewöhnlichen Körperkraft und Gewandtheit hatte er bald schon den Kamm der Felswand erreicht.
    Als erstes blickte er auf das Land hinunter, das ihm nun zu Füßen lag. In drei bis vier Meilen Entfernung ragte der riesige, schneebedeckte Gipfel empor. Von den ersten Bergeshängen bis in etwa zwei Meilen Entfernung von der Küste erstreckten sich ausgedehnte Waldflächen, aus denen große Flecken mit immergrünem Baumbestand herausstachen. Zwischen Wald und Steilküste zog sich eine satte Wiese hin, über die willkürlich kleine Baumgrüppchen verstreut waren. Zu seiner Linken sah Flip, wie am rechten Flußufer Granitfelsen auf prächtige Weise stufenförmig anstiegen und an dieser Küstenwiese den Horizont versperrten. Wie die Küste im weiteren verlief, ließ sich von dort oben nicht erahnen. In südlicher Richtung jedoch senkte sie sich ab, die Steilwand ging in vereinzelte Felsen über, die Felsen in Dünen und die Dünen in Sandstrände, bis über mehrere Meilen hinweg. Dann blieb der Blick an einem kühn ins Meer gesetzten Kap hängen. Ging das Land dahinter nach Westen oder nach Osten weiter? War es mit einem Festland verbunden? Oder rundete es sich vielmehr im Osten ab und war nur eine Insel im Nordpazifik, auf die diese unglückselige Familie der Zufall verschlagen hatte?
    Die Beantwortung dieser wichtigen Frage war Flip jetzt noch nicht möglich, weshalb er sie auf später verschob. Das Land selbst, ob nun Insel oder Festland, erschien ihm fruchtbar, landschaftlich reizvoll und von vielfältigem Bewuchs; mehr verlangte er gar nicht.
    Nach dieser ersten Begutachtung wandte er sich dem Ozean zu. Unter ihm erstreckte sich der von den Klippen begrenzte Sandstrand. Die bei Ebbe auftauchenden Felsen sahen aus wie faul in der Brandung umherliegende Amphibien. Flip erblickte die beiden Jungen, die Felsspalten zu erforschen schienen.
    »Sie haben bestimmt etwas entdeckt«, dachte Flip. »Wenn es Monsieur Jack und Mademoiselle Belle wären, könnte ich noch annehmen, daß sie Muscheln aufsammeln, aber Monsieur Marc ist ein ernsthafter junger Mann, und sein Bruder und er sind eifrig damit beschäftigt, unsere Nahrungsmittellage zu verbessern!«
    Jenseits der von der Brandung umtosten Klippenfront erglänzte das Meer unter den schräg einfallenden Sonnenstrahlen, die auch die höher gelegenen Teile der Küste streiften. Auf diesem Meer, dieser weiten Wasserfläche, war kein Segel in Sicht, kein Boot, nichts, was an die Vorüberfahrt der
Vankouver
erinnert hätte! Nichts, woraus sich etwas über das Schicksal des armen Harry Clifton hätte schließen lassen!
    Noch einmal blickte Flip auf den Strand zu seinen Füßen. Er stellte fest, daß diesem Küstenstrich eine längliche kleine Insel von einer Meile Ausdehnung vorgelagert war, deren nördliches Ende etwa auf der Höhe des Flusses lag und deren südliches Ende man bis zu dem Kap verfolgen konnte, mit dem die Felswand endete; ob es sich dahinter noch fortsetzte, konnte Flip von seinem Aussichtspunkt aus nicht erkennen. Diese karge Insel stand weit aus den Fluten heraus und schützte die Küste vor Brechern. Zwischen ihr und dem Strand zog sich ein ruhiger Kanal dahin, in dem mühelos eine ganze Flotte von Booten Platz gehabt hätte.
    Als Flip die natürliche Beschaffenheit des Landes hinreichend untersucht hatte, dachte er, daß es an der Zeit sei, wieder zu seinen jungen Gefährten zurückzukehren. Diese hatten ihn schon erblickt und winkten ihm zu, er solle herunterkommen. Also stieg Flip wieder den Hang hinab, der durch den Felssturz entstanden war, und nahm sich die eingehendere Erforschung des Landesinneren für einen anderen Tag vor. Unten angekommen, ging er über kleine Felsbrocken auf Marc und Robert zu.
    »Kommen Sie doch, lieber Flip«, rief letzterer ihm zu, ungeduldig wie immer. »Kommen Sie doch! Wir haben eine schöne Ausbeute an Muscheln, die man essen kann.«
    »Die man essen kann und die auch schon gegessen werden«, erwiderte Flip, als er sah, daß der Junge mit den Zähnen aus den zweiklappigen Schalen appetitliche Weichtiere herausholte.
    »Es

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