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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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schnell aufgesammelt, denn von Stürmen her war der Boden mit reichlich trockenen Ästen und Zweigen übersät. Was für ein Holz das war, von welcher Baumart es stammte, hätte Flip nicht zu sagen gewußt; er ordnete es schlicht und einfach der Kategorie »Brennholz« zu, der einzigen, die ihn momentan interessierte.
    Wenn auch an Holz kein Mangel war, so fehlte es doch an Mitteln, es zu transportieren. Alles, was Flip sich auf den Rücken laden konnte – und schließlich war er ein kräftiger Kerl –, hätte nicht ausgereicht, um das Feuer die ganze Nacht durch zu unterhalten. Und dabei war nunmehr Eile angesagt. Die Sonne war im Westen hinter dicken, roten Wolken verschwunden. Der vom Wind nicht mehr so sehr umhergewirbelte Dunst verdichtete sich, und es begann zu regnen. Doch ohne einen ausreichenden Holzvorrat wollte Flip nicht den Rückweg antreten. »Es muß doch eine Möglichkeit geben, diese Ladung zu transportieren«, dachte er. »Irgendeine Möglichkeit gibt es immer! Man muß sie nur finden. Ach, wenn ich doch nur einen Handkarren hätte, dann wär mir nicht bange! Aber wodurch ließe sich wohl so ein Karren ersetzen? Durch ein Boot? Aber ein Boot habe ich ja nicht!«
    Flip sammelte sein Holz auf und dachte dabei fortwährend nach. »Aber wenn ich schon kein Boot habe, so habe ich doch den Fluß, der sich von ganz alleine vorwärtsbewegt! Und das System des Flößholzes ist schließlich nicht umsonst erfunden worden!«
    Ganz begeistert von seinem Einfall lud Flip sich sein Holz auf die Schultern und ging zu der Stelle, wo Waldrand und Fluß einen Winkel bildeten. Bis dorthin waren es nicht mehr als hundert Meter. Als der Seemann am Ufer ankam, sah er nochmals eine große Menge Holz herumliegen; er sammelte es auf und begann, ein Floß zu bauen.
    Da, wo sich durch einen Ufervorsprung eine Art Strudel gebildet hatte, ließ Flip die dicksten Äste zu Wasser, band sie mit langen, ausgetrockneten Lianen zusammen und schichtete auf das so entstandene Floß so viel Holz, wie zehn Männer tragen konnten. Sollte diese Ladung wohlbehalten ankommen, so würde es ihnen an Brennmaterial nicht fehlen.
    In einer halben Stunde war Flip mit seiner Arbeit fertig. Der Seemann hatte nicht vor, das Floß ganz einfach der Strömung zu überlassen, wollte aber auch nicht riskieren, hinaufzusteigen, um es zu lenken. Er mußte es also anbinden, so wie Kinder an Flußufern ihre kleinen Schiffchen hinter sich herziehen. Woher jedoch die Schnur dazu nehmen? Aber hatte er nicht einen mehrere Meter langen Matrosengürtel um den Leib? Diesen nahm er also ab, wobei ihm zu Recht wieder einfiel, daß diese Gürtel früher zum Ziehen von Flößholz erfunden worden waren. Er machte den Gürtel am hinteren Teil des Floßes fest und stieß dieses dann mit einer langen Stange in die Strömung.
    Das Verfahren hatte den gewünschten Erfolg. Die riesige Holzladung, die der nebenhergehende Flip an der Leine hielt, trieb den Fluß hinab. Das Ufer war sehr steil, und ein Kentern war somit nicht zu befürchten. Kurz nach sechs Uhr traf Flip wieder am Landeplatz ein und machte sein Floß am Ufer fest.
    Die Mutter und ihre Kinder waren ihm entgegengelaufen.
    »Ja, Madame!« rief Flip fröhlich aus, »ich bringe Ihnen einen ganzen Wald mit, und es ist noch weit mehr davon da, das können Sie mir glauben! Es braucht also nicht gespart zu werden! Das Holz kostet uns nichts.«
    »Und dieses Land?« fragte Mrs. Clifton.
    »Oh! Eine wahre Wonne!« antwortete der wackere Seemann unerschütterlich. »Wenn Sie das erst mal bei Sonnenlicht sehen! Herrliche Bäume! Mit all dem Grün ist das eine wundervolle Gegend!«
    »Und unser Haus?« fragte Belle.
    »Unser Haus, meine Kleine? Das bauen wir uns selbst, und Sie helfen uns dabei.«
    »Aber was machen wir heute?« fragte Mrs. Clifton.
    »Heute, Madame«, erwiderte Flip ein wenig verlegen, »heute müssen wir noch ohne Haus auskommen und bleiben, wo wir sind. Ich habe nicht die kleinste Grotte entdeckt! Diese Felswand ist so glatt wie eine frisch errichtete Mauer. Aber morgen, bei Tageslicht, da finden wir schon, was wir brauchen. Jetzt machen wir erst mal Feuer, das wird uns auf andere Gedanken bringen.«
    Marc und Robert begannen, das Floß abzuladen, und bald lag der ganze Vorrat am Fuße des Felsens. Dann schichtete Flip einen Holzstoß auf, wobei er methodisch vorging wie ein Mann, der sich auf seine Sache versteht. Mrs. Clifton und die beiden Kleinen, die in der Aushöhlung kauerten, sahen ihm dabei

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