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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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Streichholz sofort in die Tüte hinein. Das Papier fing nach wenigen Sekunden Feuer, und Flip steckte es unter das Moos und das Gras. Einige Augenblicke später knackte das Holz, und von der Brise angefacht loderte eine lustige Flamme in die Dunkelheit hinein.
Fußnoten
    1 Ein Fuß entspricht 0,324 m.
Kapitel 5
    Beim Anblick des hellen, prasselnden Feuers brachen die Kinder in Hurrarufe aus. Belle und Jack hielten an die Flammen ihre kleinen roten Hände hin. Mit dieser Feuerstelle wähnten sie sich schon in Sicherheit. In ihrem Alter zählt allein die Gegenwart. Weder die Vergangenheit noch die Zukunft vermochten sie zu beunruhigen.
    Dem knisternden Feuer war es ja tatsächlich zum großen Teil zu verdanken, daß die im Stich gelassene Familie überhaupt weiterhoffen durfte. Denn was wäre ohne Feuer aus ihr geworden? So zuversichtlich Flip auch war, hatte er die drohende Gefahr doch daran ermessen können, wie sehr ihm beim Anreißen des letzten Streichholzes das Herz geklopft hatte. Jetzt aber durften sie das Feuer nicht mehr ausgehen lassen; unter der Asche mußte immer genügend Glut vorhanden sein. Sie mußten nur die nötige Sorgfalt walten zu lassen. Für den Augenblick war ihr Holzvorrat ausreichend, und Flip nahm sich natürlich fest vor, ihn rechtzeitig zu erneuern.
    »Und jetzt«, sagte er, »wird erst mal zu Abend gegessen!«
    »Ja! Essen wir!« rief Jack.
    »Zwieback und Fleisch haben wir ja genug! Ernähren wir uns fürs erste von dem, was wir dabeihaben. Was uns noch fehlt, werden wir dann schon finden.«
    Flip ging zum Boot, um den kleinen Lebensmittelvorrat zu holen. Mrs. Clifton begleitete ihn.
    »Und danach, Flip?« fragte sie ihn und deutete dabei auf die Tüte Zwieback und das Pökelfleisch.
    »Danach sehen wir weiter, Madame«, antwortete Flip. »Diese von ferne so karg aussehende Küste ist in Wirklichkeit ein fruchtbares Stück Land. Ich habe es auf meinem Weg zum Wald hin erkundet und herausgefunden, daß es unsere kleine Schar durchaus ernähren kann.«
    »Ja schon, lieber Freund, aber so ganz ohne Waffen und ohne Werkzeug …«
    »Waffen werden wir uns schon anfertigen, und was das Werkzeug angeht … habe ich etwa nicht mein Messer? Sehen Sie nur, ein Bowiemesser mit breiter Klinge. Mit so einem Ding in der Hand weiß ein Mann sich immer zu helfen!«
    Flip legte in diese Worte einen so überzeugenden Ton und sprach mit so viel Selbstsicherheit und Zuversicht, daß die arme Mrs. Clifton wieder Hoffnung zu schöpfen begann.
    »Ja, Madame«, fuhr der Seemann fort, als sie wieder auf das neben dem Felsen leuchtende Feuer zugingen, »wissen Sie denn nicht, daß man mit einem Messer, einem schlichten, einfachen Messer, ein ganzes Holzhaus oder gar ein Schiff bauen könnte? Jawohl, ein Schiff mit hundert Registertonnen! Vom Kiel bis zur Mastspitze würde ich Ihnen das fabrizieren, wenn ich nur genügend Zeit dazu hätte!«
    »Das will ich Ihnen gerne glauben, lieber Flip«, antwortete Mrs. Clifton, »doch wie wollen Sie den Topf oder den Wasserkessel ersetzen, die uns gleichfalls abgehen? Wie sollen wir den Kindern ein heißes, stärkendes Getränk zubereiten?«
    »Heute abend wird es damit wohl nichts mehr werden«, erwiderte der Seemann, »aber morgen finden wir bestimmt eine Kokosnuß oder einen Flaschenkürbis, und daraus schnitze ich Ihnen dann Haushaltsgeräte.«
    »Auch Gefäße, die man aufs Feuer stellen kann?« fragte Mrs. Clifton eifrig.
    »Wenn das Feuer nicht darunter kann, dann muß es eben hinein«, antwortete der Seemann unerschütterlich. »Das Ergebnis ist das gleiche. Wir werden es machen wie die Wilden: Wir erhitzen Steine und geben sie dann in die mit Wasser gefüllten Flaschenkürbisse, auf diese Weise erhalten wir kochendes Wasser. Nur Mut, Madame, nur Mut! Sie werden noch staunen, wozu man imstande ist, wenn man nur muß!« Mrs. Clifton und Flip waren wieder bei den Kindern angelangt, die das Feuer schürten. Der Rauch stieg ins Dunkel empor, gefolgt von sprühendem Funkenflug. Die beiden Kleinen entzückten sich daran wie an einem Feuerwerk; Jack hatte sich ein glimmendes Holzstück herausgeangelt und zeichnete damit glühende Kreise in die Luft.
    Marc und Robert schichteten das Holz für die Nacht zurecht, Mrs. Clifton bereitete die Mahlzeit zu, und bald hatte jeder seine Portion Zwieback und Pökelfleisch. Zum Trinken gab es Flußwasser, das nicht mehr bitter schmeckte, weil die Meeresfluten abgeebbt waren.
    Da Flip sehr unwohl bei dem Gedanken war, daß die Familie in

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