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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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köstlichen Meeresduft. Selbst an Tellern mangelte es nicht, denn Mrs. Clifton hatte ein Dutzend großer Jakobsmuscheln aufgesammelt, die sich zu diesem Zweck benutzen ließen. Als der Kessel geleert war, füllte Marc ihn mit frischem Süßwasser vom Fluß. Flip ergötzte die Runde mit seinen witzigen Bemerkungen, wie es seine Art war, und heckte Zukunftspläne aus, die einem richtig Lust machen konnten, auf einer einsamen Insel Schiffbruch zu erleiden. Der Zwieback und das Pökelfleisch wurden selbstverständlich nicht angetastet, sondern für Notfälle aufgespart.
    Nach dem Frühstück unterhielten Mrs. Clifton und Flip sich darüber, wie sich ihr Lagerplatz verbessern ließe. Es erschien ihnen unerläßlich, einen sichereren Unterschlupf zu finden. Dazu mußte die Felswand genauestens untersucht werden. Flip setzte jedoch eine solche Erforschung erst auf den folgenden Morgen an, da er sich nicht gleich am ersten Tag zu weit wegwagen und Mrs. Clifton mit ihren Kindern alleine lassen wollte. Zudem kam es ihm darauf an, den Brennholzvorrat zu erneuern.
    Also ging er wieder am rechten Flußufer entlang in den Wald und brachte mit Hilfe eines Flosses mehrere Ladungen Holz zurück. Vorsichtigerweise legte er noch eine zweite Feuerstelle an, um nicht hilflos dazustehen, falls eine der beiden verlöschen sollte.
    So verging der zweite Tag. Am Abend verspeisten sie Bohrmuscheln und weitere Taubeneier, die Flip und Robert gefunden hatten. Dann kam eine sternenklare Nacht, die die Familie unter dem Boot verbrachte, wobei Mrs. Clifton und Flip abwechselnd über die beiden Feuer wachten. Nichts störte dabei ihre Ruhe, abgesehen von fernen Schreien wilder Tiere, die das Herz der armen Mutter mehr als einmal zum Klopfen brachten!

Kapitel 7
    Am nächsten Tag, dem 27. März, standen alle schon in der Morgendämmerung auf. Das Wetter war schön, aber etwas kalt. Der Wind, der nun von Norden her wehte, hatte allen Dunst fortgeblasen. Es herrschten also die idealen Witterungsbedingungen für einen Erkundungsgang ins Landesinnere, und Flip beschloß, dieses wichtige Unternehmen nicht länger aufzuschieben. Sie mußten nun so bald wie möglich diesen Küstenstrich erforschen, mußten herausfinden, was für Nahrungsmittel er zu bieten hatte, was Schiffbrüchige von ihm zu erwarten hatten, ob er bewohnt war oder nicht und ob die Familie Clifton sich endgültig hier einzurichten hatte. Über die andere wichtige Frage, ob es sich nämlich um eine Insel oder um ein Stück Festland handelte, gedachte Flip bei dieser ersten Expedition noch keinen Aufschluß zu bekommen, es sei denn, sie befänden sich auf einer recht kleinen Insel, was jedoch angesichts des hohen Berges und seiner langgestreckten Ausläufer eher unwahrscheinlich erschien. Hätten sie den Berg besteigen können, so hätten sie wohl bald gewußt, woran sie waren; doch durften sie dieses Unterfangen erst später in Angriff nehmen; zuerst mußte für das Dringendste gesorgt werden: nämlich für Nahrung und Unterkunft.
    Als Flip sein Vorhaben kundtat, willigte Mrs. Clifton sogleich ein. Wie bereits erwähnt wurde, und wie man auch aus der Tatkraft ersehen hätte, mit der sie ihren Schmerz zu bezwingen verstand, war Mrs. Clifton eine mutige, starke Frau. Sie setzte ihre Hoffnung auf Gott, auf sich selbst und auf Flip, und wußte dabei, daß die Vorsehung sie nicht im Stich lassen würde. Als der Seemann mit ihr erörterte, inwiefern diese Erkundung des Landesinneren vonnöten sei, begriff sie sofort, daß ihre beiden jüngeren Kinder nicht würden mitkommen können und sie daher bei ihnen bleiben mußte. Bei diesem Gedanken wurde sie von heftiger Rührung ergriffen, doch überwand sie sich und antwortete Flip, er solle unverzüglich losmarschieren.
    »Nun gut, Madame!« erwiderte Flip. »Frühstücken wir erst einmal, und entscheiden wir dann, wer von den jungen Herren mich begleiten soll!«
    »Ich! Ich!« riefen Marc und Robert um die Wette.
    Doch Flip erklärte, nur einer der beiden älteren Jungen könne mitkommen, der andere müsse während seiner Abwesenheit die Familie beschützen. Bei diesen Worten sah er Marc auf eine Weise an, die der brave Junge nicht mißverstehen konnte. Er begriff, daß es ihm als Ältestem oblag, auf seine Mutter, seinen Bruder und seine Schwester aufzupassen. Obgleich er noch ein Kind war, war er doch das Oberhaupt der Familie. Mehr als der ungestüme Robert war er sich über den Ernst der Lage und die auf seinen Schultern ruhende Verantwortung im

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