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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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sind noch welche da, Flip, und zwar mehr, als wir jemals essen können. Sehen Sie nur diese Felsen an. Sie sind ganz übersät damit. Verhungern werden wir also bestimmt nicht.« Tatsächlich waren die bei Ebbe aufgetauchten Klippen klumpenweise mit länglichen Muscheln bedeckt, die zwischen den Tangbüscheln fest an der Felsoberfläche klebten.
    »Das sind Miesmuscheln«, sagte Marc, »ganz ausgezeichnete Miesmuscheln; nur habe ich festgestellt, daß sie Löcher in den Stein bohren.«
    »Dann sind es keine Miesmuscheln«, entgegnete der Seemann.
    »Doch, bestimmt«, rief Robert, der den Beweis dafür nicht nur zu sehen, sondern auch zu schmecken wähnte.
    »Glauben Sie mir’s nur, Monsieur Robert«, erwiderte Flip, »diese Muscheln sind im Mittelmeerraum sehr verbreitet und etwas weniger auch in den amerikanischen Meeren. Ich habe so oft welche gegessen, daß ich behaupten darf, mich damit auszukennen. Ich möchte wetten, daß sie Ihnen beim Hineinbeißen stark gepfeffert vorgekommen sind.«
    »Das stimmt«, antwortete Marc.
    »Beachten sie weiterhin, daß die Klappen eine längliche Schale bilden, die an beiden Enden fast gleich abgerundet ist, wie man es bei Miesmuscheln nicht antrifft. Diese Tiere heißen Bohrmuscheln, aber weniger gut schmecken sie dennoch nicht.«
    »Deshalb«, sagte Robert, »haben wir auch für unsere Mutter einen stattlichen Vorrat davon angesammelt. Gehen wir also jetzt!« fügte der Junge hinzu, der am liebsten schon zurück am Lagerplatz gewesen wäre.
    »He, laufen Sie nicht so schnell!« rief Flip ihm nach, als er ihn über die Felsen davoneilen sah; doch war die Ermahnung umsonst.
    »Lassen wir ihn nur«, sagte Marc. »Dann ist unsere Mutter eher beruhigt, wenn sie ihn ankommen sieht.«
    Marc und Flip kehrten wieder auf den Sandstrand zurück und gingen die Felswand entlang. Es war etwa acht Uhr morgens. An Appetit fehlte es den beiden nicht, und ein anständiges Frühstück wäre ihnen wahrlich willkommen gewesen. Die Weichtiere, die sie bei sich hatten, waren jedoch nur wenig stickstoffhaltig. Flip bedauerte, Mrs. Clifton kein nahrhafteres Essen mitbringen zu können. Doch ohne Netz oder Angel Fische zu fangen und ohne Gewehr oder Schlingen Wild zu erlegen, war ein schwieriges Unterfangen. Als Marc ganz dicht an der Granitwand entlangging, flogen aber zum Glück ein halbes Dutzend Vögel auf, die in ziemlich weit unten gelegenen Felslöchern ihre Nester errichtet hatten.
    »Gut!« sagte der Seemann, »das da sind keine Möwen! Sehen Sie, Monsieur Marc, wie schnell sie davonfliegen! Wenn mich nicht alles täuscht, dann sind diese Tiere ein Leckerbissen!«
    »Was sind das für Vögel?« fragte Marc.
    »An den zwei schwarzen Flügelbinden, dem weißen Bürzel und dem blaugrauen Gefieder glaube ich zu erkennen, daß es Wildtauben sind, die auch Felsentauben genannt werden. Später werden wir versuchen, solche Tauben für den Geflügelhof zu zähmen, den wir einmal anlegen werden. Wenn die Felsentaube gut schmeckt, dann dürften übrigens ihre Eier auch nicht schlecht sein, und wer weiß, ob die da nicht welche in ihrem Nest gelassen haben?«
    Bei diesen Worten war Flip näher an das Loch herangegangen, aus dem die von Marc aufgescheuchten Felsentauben herausgeflogen waren. In einem Hohlraum lagen ein Dutzend Eier, die Flip vorsichtig herausnahm und in seinem Taschentuch verstaute. Mit dem Frühstück war es nun schon besser bestellt. Marc nahm noch einige Handvoll Salz mit, das in Felsvertiefungen von verdunstetem Meerwasser zurückgeblieben war. Dann machten sie sich wieder auf den Weg ins Lager.
    Eine Viertelstunde nach dem schnellen Robert bogen Flip und Marc um die Ecke der Steilküste und sahen, wie die ganze Familie um das knisternde Feuer saß, von dem eine kleine Rauchsäule aufstieg. Die Ankömmlinge wurden gebührend willkommen geheißen. Mrs. Clifton hatte über das Feuer den Kessel gehängt, in dem die Weichtiere schon in Meerwasser kochten, das ihnen etwas mehr Geschmack verleihen sollte. Über die Taubeneier freuten sich ganz besonders die beiden Kleinen. Belle verlangte als erstes einen Eierbecher, und Flip, der ihr keinen bieten konnte, tröstete sie, indem er ihr versprach, er werde ihr bei der ersten Gelegenheit einen pflücken, und zwar von dem Baum, »auf dem die Eierbecher wachsen«. Diesmal mußten sie sich noch damit begnügen, die Eier in heißer Asche hart zu kochen.
    Bald war das Frühstück fertig. Die schon fast gesottenen Weichtiere verbreiteten einen

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