Onkel Robinson
klaren. Was er auf dem Herzen hatte, behielt er daher für sich und erwiderte auf Flips Blick: »Ich, Mutter, werde bei Ihnen bleiben. Ich bin der Älteste und werde in Flips Abwesenheit auf den Lagerplatz aufpassen.«
So schön hatte er das gesagt, daß Mrs. Clifton Tränen in den Augen standen.
»Teufel noch mal!« rief der wackere Seemann ganz gerührt.
»Sie sind ein tüchtiger Junge, Monsieur Marc, und ich möchte Sie gerne umarmen.«
Marc stürzte in die Arme Flips, der ihn an die Brust drückte.
»Und jetzt wird gefrühstückt!« sagte der Seemann dann.
Es war sieben Uhr morgens. Das Frühstück war bald eingenommen. Da Mrs. Clifton die beiden Entdeckungsreisenden nicht ohne ausreichende Wegzehrung fortlassen wollte, bestand sie darauf, daß sie etwas Zwieback und Pökelfleisch mitnähmen. Flip mußte sich dreinschicken, aber die Frage der Lebensmittel bereitete ihm ohnehin nur wenig Sorgen, denn er rechnete fest damit, daß die Natur ihn schon nicht im Stich lassen werde. Er bedauerte lediglich, nicht genügend bewaffnet zu sein. Wenn er aber schon ohne Angriffswaffen auskommen mußte, mit denen er erfolgreich auf Jagd hätte gehen können, so wollte er sich zumindest mit einer Verteidigungswaffe ausrüsten, um gegen die Angriffe von Menschen oder wilden Tieren gewappnet zu sein. Daher schnitt er sich zwei Stöcke zurecht, von denen er jeweils ein Ende zuspitzte und im Feuer erhärtete. So ein Spieß mochte eine recht primitive Angelegenheit sein, doch in der kräftigen Hand Flips würde er zu einer fürchterlichen Waffe. Robert wiederum, der seinen Stock über der Schulter trug, blickte damit so herausfordernd drein, daß sein Bruder Marc lächeln mußte.
Es wurde vereinbart, daß Mrs. Clifton und ihre Kinder sich nicht von der Felswand entfernen sollten. Marc sollte lediglich an den Strand gehen, um wieder Weichtiere und Taubeneier zu holen. Flips dringende Ermahnung aber lautete: das Feuer überwachen, es nicht aus den Augen lassen. Marc und seine Mutter wurden speziell damit beauftragt.
Nachdem Robert sich von Mrs. Clifton, seinen Brüdern und seiner Schwester verabschiedet hatte, erklärte er sich gegen acht Uhr bereit zum Abmarsch. Flip drückte der Mutter und ihren Kindern die Hand, wiederholte noch einmal seine mahnenden Worte und begann dann das linke Flußufer hinaufzugehen. Bald schon war er über die Stelle hinaus, an der er sein Floß gebaut hatte. Der Flußlauf verengte sich allmählich zu einem tief eingeschnittenen Bett mit grasbewachsener Böschung. Die Granitwand am rechten Ufer war höher als die auf der linken Seite und setzte sich jenseits des Waldes fort. Wie die Gegend in nördlicher Richtung beschaffen war, ließ sich daher nicht ausmachen. Flip nahm sich jedoch vor, jene nördlichen Gebiete erst später zu erforschen und sich vorläufig auf den Süden zu beschränken.
In einer Meile Entfernung vom Lagerplatz sahen Flip und sein junger Gefährte, daß der Fluß unter der Wölbung des Waldes verschwand, dessen immergrüne Blätter ihnen als dunkle Masse erschienen. Sie mußten nun also quer durch diesen Wald hindurch, und wie üblich wollte Robert auch schon vorauslaufen, doch Flip ermahnte ihn, bei ihm zu bleiben.
»Wir wissen nicht, was uns in diesem Wald alles erwartet«, sagte er, »und daher möchte ich Sie bitten, Monsieur Robert, sich nicht zu weit zu entfernen.«
»Ich habe aber keine Angst!« versetzte der Junge und schwang dabei seinen Spieß.
»Das weiß ich schon«, erwiderte lächelnd der Seemann. »Aber ich hätte Angst, wenn ich allein bleiben würde. Gehen Sie also nicht weg von mir.«
Ohne von dem Pfad abzuweichen, den das Ufer für sie bildete, traten die beiden unter die Waldeskuppel. Zu ihrer Linken sprudelte das frische Wasser. Die schon hoch am Horizont stehende Sonne warf durch die Zweige hindurch feine Zeichnungen auf den schwärzlichen Flußlauf. Flips und Roberts Marsch am Ufer entlang verlief nicht ohne Hindernisse. Mal lagen ihnen umgestürzte Bäume im Weg, deren sattgrüne Stümpfe in den Fluß hinabhingen, mal hatten sie es mit Lianen oder mit Dornen zu tun, die sie mit dem Stock wegschlagen oder mit dem Messer abschneiden mußten. Oft schlich sich der behende Robert zwischen abgehauenen Ästen hindurch wie eine junge Katze und verschwand im Unterholz. Aber die Stimme Flips rief ihn sogleich zurück.
»Monsieur Robert!« »Hier bin ich schon, Meister Flip«, antwortete der Junge dann und streckte seinen puterroten Kopf aus dem hohen Gras
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