Onkel Robinson
Schiffbrüchige, die etwas auf sich halten, kann das nicht genügen! Wenn es mit rechten Dingen zugeht, müssen wir doch irgendwo eine Grotte finden, eine Aushöhlung oder ein Loch, ein ganz simples Loch …«
»Das wir dann vergrößern könnten!« sagte der kleine Jack.
»Ja, und zwar mit meinem Messer«, erwiderte Flip und lächelte den Jungen dabei freundlich an.
»Oder wir sprengen uns das Loch größer!« schlug Belle vor.
»Ja, mein kleines Fräulein, ohne Pulver, einfach mit der Faust; das wäre dann eine reizende Wohnung, trocken im Winter und angenehm kühl im Sommer!«
»Ich möchte eine schöne Grotte«, sagte das kleine Mädchen, »mit Diamanten an den Wänden, wie im Märchen.«
»Sollen Sie bekommen, Miss Bell, ganz für Sie alleine!« antwortete Flip. »So braven kleinen Mädchen wie Ihnen stehen immer gute Feen zu Diensten!«
Belle klatschte in die Hände, und der wackere Seemann freute sich, in diesen jungen Herzen ein wenig Fröhlichkeit und Hoffnung verbreiten zu können. Mrs. Clifton sah ihn an und hatte dabei ein zartes Lächeln auf ihren blassen Lippen.
»Wir werden also«, fuhr Flip fort, »den Ort unseres neuen Lagerplatzes besichtigen; nicht heute, denn es ist schon zu spät, aber morgen.« »Ist der See weit weg?« fragte Marc.
»Nein. Es sind keine zwei Meilen bis dorthin. Mit Ihrer Erlaubnis, Mrs. Clifton, werde ich also morgen früh Monsieur Marc und Monsieur Robert mitnehmen und mit ihnen die Küste erkunden. Das wird nicht länger als zwei Stunden in Anspruch nehmen.«
»Alles, was Sie tun, ist gut, lieber Freund«, antwortete Mrs. Clifton. »Sind Sie denn nicht unsere Vorsehung?«
»Eine hübsche Vorsehung«, rief der Seemann, »die nichts weiter als ein Messer hat, um Ihnen aus Ihrer Bedrängnis zu helfen!«
»Ja«, erwiderte Mrs. Clifton, »nichts weiter als ein Messer, aber eine kräftige Hand, um es zu führen!«
Als der Plan gefaßt war, gab es nichts mehr zu tun, als sich in Erwartung des kommenden Tages zur Ruhe zu begeben. Auch Flip ruhte sich aus, aber auf seine Weise, nämlich indem er den Holzvorrat erneuerte.
Dann brach der Abend an. Das Feuer wurde für die Nacht vorbereitet, die – bei so klarem Himmel – wohl recht kalt werden würde. Aber Mrs. Clifton hatte schon ein Bett aus Sand und Moos, welches am Feuer getrocknet worden war, bereitet, in das die Kinder sich nun kuschelten wie kleine Vögel in ihr Nest.
Die Mutter wollte über das Feuer wachen und konnte Flip mit einiger Mühe dazu überreden, sich ein paar Stunden hinzulegen. Der Seemann gehorchte, wenn auch fest entschlossen, nicht mehr als ein Auge zuzutun. So saß also Mrs. Clifton allein in der dunklen Nacht am knisternden Feuer, das sie aufmerksam beobachtete, während ihre Gedanken übers Meer irrten, dem Meutererschiff hinterher!
Am nächsten Morgen gab Flip nach einem kurzen Frühstück seinen beiden jungen Gefährten das Signal zum Aufbruch. Marc und Robert umarmten Mrs. Clifton noch zum Abschied und bogen dann gleich um die Ecke der Felswand. Flip folgte ihnen bald darauf nach. Als er an den Klippen vorbeikam, stellte er fest, daß die Bohrmuschelbank unerschöpflich sein mußte. Jenseits des Kanals, auf der langen, der Küste vorgelagerten Insel, stapfte eine große Schar von Vögeln feierlich einher. Diese zur Gattung der Taucher gehörenden Tiere waren Pinguine, die man leicht an ihrem unschönen, eselähnlichen Schrei erkannte. Ihr Fleisch war zwar von schwärzlichem Aussehen, aber durchaus eßbar. Flip wußte das sehr gut, und er wußte auch, daß sich die schwerfälligen, dummen Pinguine leicht mit Stockschlägen oder Steinwürfen erlegen ließen. Daher nahm er sich vor, bald einmal über den Kanal zu fahren und die Insel zu erforschen, auf der es Wild in Hülle und Fülle geben mußte. Er hütete sich jedoch, die beiden Jungen schon von diesem Vorhaben in Kenntnis zu setzen, denn Robert hätte sich sonst bestimmt gleich ins Wasser gestürzt, um auf die Pinguine Jagd zu machen.
Eine halbe Stunde, nachdem sie den Lagerplatz verlassen hatten, waren Flip, Marc und Robert am südlichen Ende der Felswand angelangt, das aufgrund der Ebbe gerade freilag. Sie standen vor der weiten, von Flip am Vortag entdeckten Fläche, die sich zwischen Küste und See erstreckte. Marc fand diese Gegend bezaubernd. Auf halbem Wege ragten majestätisch die Gruppen von Kokospalmen in die Höhe, und ein wenig dahinter zeichnete eine Reihe von prächtigen Bäumen die Unebenheiten des leicht welligen
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