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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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ermahnte ihn hundertmal zur Vorsicht, doch Robert hörte so gut wie gar nicht hin. Er war aber so flink und schien in dieser Tätigkeit so geübt zu sein, daß der Seemann sich schließlich keine Sorgen mehr machte.
    Als Robert oben angekommen war, verschaffte er sich einen festen Halt und ließ dann seinen Blick schweifen. Seine helle Stimme drang mühelos bis zu Flip hinunter.
    »Nichts«, rief er, »nichts als Bäume; auf der einen Seite der Gipfel, der die ganze Gegend überragt, und auf der anderen ein glänzender Streifen, der wohl das Meer sein muß. Ach, ist es schön hier oben!«
    »Das bestreite ich ja gar nicht«, rief Flip hinauf, »aber jetzt heißt es wieder herabsteigen!«
    Robert gehorchte und gelangte problemlos wieder nach unten. Dann wiederholte er, was er schon angedeutet hatte: Der Wald erstrecke sich als große, grüne Masse, aus der hier und da so hohe Tannen herausstächen wie die, die er gerade bestiegen habe. »Gleichviel«, antwortete Flip. »Gehen wir weiter den Fluß entlang, und wenn nach einer Stunde der Waldrand immer noch nicht in Sicht ist, dann kehren wir eben um.«
    Gegen elf Uhr machte Flip Robert darauf aufmerksam, daß die Sonne sie jetzt von hinten bestrahlte und nicht mehr von der Seite. Der Fluß bog sich also in Richtung Meer zurück. Es sprach jedoch nichts dagegen, daß die in seiner Innenschleife eingeschlossenen Jäger ihm weiter folgten, denn überqueren mußten sie ihn ja nicht. Sie setzten also ihren Marsch fort. Von Großwild noch immer keine Spur. Als Robert durchs Gras lief, scheuchte er jedoch mehrmals irgendwelche Tiere auf, die sie aber nicht zu erkennen vermochten. Der Junge war nur nicht imstande, ihnen hinterherzujagen, und bedauerte immer wieder, daß er seinen Hund Fido nicht dabeihatte, der ihm unschätzbare Dienste geleistet hätte!
    »Fido ist beim Vater«, dachte Flip, »und das ist vielleicht auch besser so!«
    Bald sahen sie andere Vogelschwärme um Bäume herumschwirren und aromatische Beeren herunterpicken; Flip machte unter diesen Gewächsen einige Wacholderbäume aus. Plötzlich scholl ein wahres Trompetensignal durch den Wald. Robert horchte auf, als sei er schon darauf gefaßt, gleich ein ganzes Kavallerieregiment vorbeireiten zu sehen. Flip jedoch hatte in diesen seltsamen Fanfarentönen das Krähen von Auerhähnen wiedererkannt. Bald erblickte er auch schon einige Pärchen davon mit ihrem fahlroten und braunen Gefieder und den braunen Schwanzfedern. Die Männchen erkannte man an den beiden Spitzen, zu denen sich die aufgestellten Halsfedern formten. Die Auerhähne waren etwa so groß wie Haushühner, und da Flip wußte, daß sie vom Geschmack her mit dem Haselhuhn vergleichbar waren, hätte er sich gerne ein Exemplar davon geschnappt. Aber wieviel List er auch aufwandte und wie flink ihm Robert dabei zur Seite stand, nicht eines der Tiere ließ sich von ihnen fangen. Als der Seemann sich mit seinem spitzen Stock dann einmal schon ganz nahe an einen der Auerhähne herangemacht hatte, bewegte sich Robert unvermittelt, und der Vogel flatterte davon.
    Flip sah den Jungen nur an und sprach dann Worte, die Robert direkt ins Herz drangen: »Mrs. Clifton hätte sich sicher gefreut, wenn sie mit ihren beiden Kleinen so einen Hähnchenflügel hätte teilen können!«

    Die Hände in den Taschen und den Blick auf den Boden gerichtet, schlich Robert hinter den Seemann und ging ihm dann wortlos nach.
    Gegen Mittag hatten die beiden Jäger etwa vier Meilen 1 zwischen sich und den Lagerplatz gebracht. Nicht von dem zurückgelegten Weg an sich waren sie müde, sondern von dem mühseligen Marschieren durch den hindernisreichen Wald. Flip beschloß, daß sie nicht weitergehen, sondern wiederum am linken Flußufer entlang zurückkehren würden, um sich nicht zu verlaufen. Doch Robert und er waren nun hungrig; also setzten sie sich erst einmal unter eine Baumgruppe und bedienten sich mit großem Appetit von ihrem Proviant.
    Nach der Mahlzeit wollte der Seemann sich gerade wieder auf den Weg zum Lagerplatz machen, als plötzlich ein merkwürdiges Grunzen an sein Ohr drang. Er drehte sich um und erblickte ein ins Unterholz gekauertes Tier. Es war eine Art Schwein, etwa achtzig Zentimeter lang, schwärzlich-braun, am Bauch etwas weniger dunkel, mit harten, ziemlich dicht stehenden Borsten und fest in den Boden gekrallten Zehen, die über Schwimmhäute miteinander verwachsen schienen. Flip erkannte in dem Tier sofort ein Wasserschwein, einen der größten

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