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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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Geländes nach. Es waren schöne Nadelbäume, darunter Kiefern, Lärchen und etwa dreißig Exemplare aus der Familie der Ulmengewächse, nämlich kräftige Virginia-Zürgelbäume.
    Flip und seine beiden jungen Begleiter erkundeten diesen ganzen Küstenabschnitt, dessen östliche Begrenzung der See bildete. Dieser schien recht fischreich zu sein. Um sich das zunutze zu machen, brauchten sie nur noch Angeln, Haken und Netze. Flip versprach Marc und Robert, ihnen diese Utensilien anzufertigen, sobald einmal für eine feste Behausung gesorgt sei.
    Als sie am Westufer des Sees entlanggingen, stieß Flip auf Spuren von größeren Tieren, die vermutlich an diesem ausgedehnten Süßwasserreservoir ihren Durst stillten. Nichts aber ließ darauf schließen, daß die Küste auch von Menschen bewohnt war. So gingen die Erforscher also auf jungfräulichem Boden dahin.
    Flip kehrte dann wieder zur Felswand zurück, um sorgfältig ihren südlichen Teil zu untersuchen, der sich senkrecht zum Meer erstreckte und nur wenige Schritte von den Zürgelbäumen entfernt in einer feinen Spitze auslief.
    Dieses Felsmassiv wurde mit größter Aufmerksamkeit inspiziert. Es galt, eine Aushöhlung zu finden, in der sich die ganze Familie unterbringen ließ. Und diese Bemühung war schließlich von Erfolg gekrönt. Der Entdecker der ersehnten Grotte war Marc. Er fand eine richtige Höhle, die etwa dreißig Fuß weit in den Granit hineinreichte und ungefähr zwanzig Fuß breit war; in der Höhe mochte sie etwas mehr als zehn Fuß messen. Der Boden war von feinem, mit Glimmer durchsetztem Sand bedeckt. Die im oberen Höhlenteil sehr rauhen Wände wurden nach unten zu immer glatter, als seien dort alle Unebenheiten vom Meer allmählich wegpoliert und abgeschliffen worden. Der ziemlich unregelmäßig geschnittene Höhleneingang bildete eine Art Dreieck, ließ aber in das Innere genügend Licht dringen. Jedenfalls würde es Flip ein leichtes sein, die Öffnung zu begradigen und zu vergrößern. Als Marc die Grotte betrat, ließ er sich nicht dazu hinreißen, vor Freude herumzuhüpfen oder sich im Sand zu wälzen – was unweigerlich sein Bruder Robert getan hätte. Dadurch wären nämlich die tief in den Sand gegrabenen Spuren verwischt worden, die Flip sich nun genau besah. Es waren breite Abdrücke, die ganz offensichtlich von einem Tier stammten, das mit dem ganzen Fuß auftritt und nicht – wie die laufenden Säugetiere – nur mit den Zehenspitzen. Die Fortbewegungsorgane des Sohlengängers, der diese Spuren wohl hinterlassen hatte, waren kräftig und mit deutlich sich auf dem Sandteppich abzeichnenden Krallen bewaffnet.
    Da Flip seine jungen Freunde nicht erschrecken wollte, verwischte er die Spuren ganz einfach und erklärte, sie seien nicht weiter von Bedeutung. Insgeheim aber fragte er sich, ob die von einem großen Raubtier aufgesuchte Höhle einen sicheren Unterschlupf für Leute bilden konnte, die mit keinerlei Waffen ausgerüstet waren. Dann aber kam er zu dem durchaus berechtigten Schluß, daß das Tier die Grotte zwar betreten, sie aber nicht als seine Höhle benutzt hatte. Von Exkrementen oder abgenagten Knochen war nämlich keine Spur. Es war also zu hoffen, daß der wohl nur zufällige Besuch sich nicht wiederholen würde. Versperrte man den Eingang mit Steinblöcken, so war die Grotte sicher und bewohnbar. Außerdem würden die Feuerstellen, die ja Tag und Nacht unterhalten werden mußten, mit Bestimmtheit alle wilden Tiere fernhalten, da diese vor dem Feuer eine unüberwindliche Furcht empfinden.
    Flip beschloß daher, die geräumige Höhle zu seinem Hauptlagerplatz zu machen. Nachdem er das Innere gründlich untersucht hatte, machte er sich an die Erkundung der Außenwand. Das Felsmassiv war an jener Stelle etwa fünfzig Fuß hoch, bog sich aber in seinem oberen Teil nach hinten, so wie die hohen Dächer der im Jahrhundert Ludwigs XIII. entstandenen Ziegelhäuser. Der dreihundert Meter von der Küste und zweihundert Meter vom See entfernten Grotte war zum Teil eine Art granitenes Zackenwerk vorgelagert, durch das sie vor den regenbringenden Westwinden geschützt war. Auf das Meer hatten sie daher keinen direkten, sondern nur einen seitlichen Ausblick bis hin zum Kap der Südspitze. Der Berggipfel, der hinter der Felswand emporragte, war von der Grotte aus nicht zu sehen; was aber dem Auge sich in ganzer Weite darbot, waren die blauen Fluten des Sees, die reichbewaldeten Ufer zu seiner Rechten, die abgestuften Dünen, von denen er

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