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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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vom Vortag erklommen hatte. Vor ihnen erstreckte sich die längliche kleine Insel, die zwischen sich und der Küste einen engen Kanal einschloß.
    Es drängte Flip nun, zu Mrs. Clifton und ihrer Familie zurückzukehren. Robert und er gingen um das kleine Kap herum, in dem die Felswand endete, und marschierten dann den Strand entlang. Sie mußten sich beeilen, denn das Wasser begann wieder zu steigen, und die Spitzen der Klippen tauchten bereits nach und nach in der Flut unter. Also gingen sie schnelleren Schrittes dahin, bis sie gegen halb drei Uhr wieder den Lagerplatz erreichten, wo sie von der ganzen Familie mit Freudenrufen begrüßt wurden.
Fußnoten
    1 Eine Meile entspricht 1609 m.
Kapitel 8
    Während Flips Abwesenheit hatte sich kein nennenswerter Vorfall ereignet. Das Feuer war sorgsam unterhalten worden. Da Marc den Vorrat an Eiern und Muscheln erneuert und Flip ein Wasserschwein und Dutzende von Kurukus mitgebracht hatte, war auch die Ernährungsfrage für eine Weile gelöst.
    Vor dem Bericht über die Expedition wollte der Seemann sich jedoch ans Kochen machen, was sich nun dringend empfahl, da der Appetit der beiden Jäger durch die Beute gehörig angeregt worden war. Sie beschlossen, die Kurukus für den nächsten Tag aufzuheben und sich an dem Wasserschwein gütlich zu tun, aus dem sich ein ordentliches Hauptgericht bereiten ließ.
    Doch zuerst mußte das Wasserschwein zerlegt werden. Das besorgte Flip, der als Seemann ja ein wahrer Alleskönner war. Er häutete den Nager mit bemerkenswerter Geschicklichkeit ab und schnitt wunderbare Koteletts heraus, die einzeln auf glühende Kohlen gelegt wurden. Gleichzeitig kochten auch die Muscheln im Kessel und die Eier unter der Asche. Das Abendessen ließ sich also recht gut an. Der Rest des Wasserschweins, die Keulen nämlich, sollten unter Einwirkung eines mit grünem Holz erzeugten Rauches zu Schinken verarbeitet werden, worum Mrs. Clifton sich gleich am nächsten Morgen zu kümmern versprach.
    Bald duftete es herrlich nach gebratenen Koteletts, die Mutter verteilte die Teller, das heißt ihre Jakobsmuscheln, und bei prächtigem Wetter setzten sich dann alle im Schatten der Felswand um den Kessel herum in den feinen Sand. Obwohl die Muscheln schon zur Alltagskost gehörten, wurden sie wieder gebührend gelobt; die Wasserschweinkoteletts jedoch galten allen als unübertreffliche Leckerbissen. Der wackere Flip behauptete gar, noch nie in seinem Leben so gut gegessen zu haben! Daß es ihm schmeckte, sah man allein schon den Portionen an, die er vertilgte.
    Als der Hunger der Familie gestillt war, wurde Flip von Mrs. Clifton gebeten, über seine Expedition zu berichten. Das aber wollte der Seemann seinem jungen Weggefährten überlassen. Robert erzählte recht ordentlich, was sich während ihres Ausflugs ereignet hatte. Etwas stürmisch war vielleicht sein Redefluß, ein wenig abgehackt und grammatikalisch nicht immer korrekt; aber er beschrieb doch zutreffend den Gang durch den Wald, die Jagd auf die Kurukus, das Erlegen des Wasserschweins und die Rückkehr entlang des Sees und der südlichen Felswand. Er ging auch bereitwillig auf seine Schnitzer ein und ließ sich nicht allzulange über seinen Sieg in dem denkwürdigen Kampf mit dem schwimmenden Nager aus. Doch was er selbst nicht sagte, erwähnte Flip für ihn.
    Die stolze Mrs. Clifton umarmte zärtlich ihren Sohn, hielt aber zugleich die Hand von Marc, der vielleicht auf die Erfolge seines Bruders eifersüchtig war. Damit dankte sie ihrem ältesten Sohn dafür, daß er während Flips Abwesenheit auf sie aufgepaßt hatte.
    Dann ging der Seemann noch einmal detailliert auf das ein, was Robert schon berichtet hatte. Er hob die wichtigsten Punkte hervor, insbesondere die Entdeckung des Süßwassersees.
    »Madame Clifton«, sagte er, »wenn wir uns dort zwischen dem See und dem Meer irgendwie einrichten könnten, dann wären wir im Garten Eden. Wir hätten ständig das Meer vor Augen, von dem wir uns ja nicht entfernen dürfen. Der See würde uns mit allem Notwendigen versorgen, denn er ist vermutlich von ganzen Scharen von Wasservögeln bevölkert. Außerdem wachsen herrliche Bäume dort an der Küste, sogar Kokospalmen, die in jeder Hinsicht wertvoll sind.«
    »Aber wie könnten Sie an dieser Stelle einen Lagerplatz aufschlagen?« fragte Mrs. Clifton.
    »Schlimmstenfalls«, antwortete Flip, »müßten wir wieder unter dem umgedrehten Boot Zuflucht suchen. Aber das ist keine anständige Behausung. Für

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