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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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wie die Kleine in ihren Taschen kramte, Kieselsteine daraus hervorholte und sie auf eine Muschel legte.
    »Belle, mein Schatz«, sagte ihre Mutter zu ihr, »was haben denn diese Steine zu bedeuten?«
    »Mutter«, antwortete das Kind, »seit wir hier angekommen sind, habe ich jeden Tag einen Stein in die Tasche gesteckt; wir brauchen sie also nur zu zählen.«
    Die Worte des kleinen Mädchens wurden mit Hurrarufen begrüßt. Flip beglückwünschte sie zu der Idee eines Mineralkalenders und umarmte sie als Dank für ihre Mühe.
    Dann zählten sie die Steine; es waren sechs. Vor sechs Tagen also war die schiffbrüchige Familie an dieser Küste gelandet. Da das Beiboot die
Vankouver
am Montag, den 25. März, verlassen hatte, war nun Samstag, der 30. März. »Wunderbar!« rief Jack. »Dann ist ja morgen Sonntag!«
    »Ja, der 31. März«, erwiderte Mrs. Clifton, »und dieser Sonntag, liebe Kinder, ist Ostersonntag!«
    So ruhten sie sich also am folgenden Tag aus und widmeten sich dem Gebet. Alle dankten dem Himmel dafür, sie bisher so offensichtlich beschützt zu haben, und sie vergaßen auch nicht, für den abwesenden Vater zu beten, an den sie immerfort denken mußten.
Kapitel 11
    Flip nützte die folgenden Tage dazu, die Lebensumstände der Familie Clifton weiter zu verbessern. Ihre Existenz an sich war nun so gut wie gesichert. Dieses Land bot alles, was zum Überleben notwendig war. Nun galt es, den Komfort der Schiffbrüchigen etwas zu erhöhen; aber auch in diesem Punkt war Flip recht zuversichtlich.
    Die ganze Woche über schaffte der Seemann beträchtliche Vorräte an Brennholz herbei. Dem Feuer, das ständig unterhalten werden mußte, galt seine größte Sorge. Es war schon eine ziemliche Bürde, daß die Feuerstelle stets der Überwachung bedurfte! Flip, Mrs. Clifton und die Kinder konnten sich nie gemeinsam von der Grotte entfernen. Eine größere Exkursion ins Landesinnere war dadurch unmöglich. Bei dem bloßen Gedanken, die Feuerstelle einmal erloschen vorzufinden, lief es Flip kalt über den Rücken; dabei war er sonst nicht gerade leicht zu erschüttern. Er erinnerte sich noch, was für Ängste er beim Anreißen des letzten Streichholzes ausgestanden hatte! Da Flip noch keinen pflanzlichen Stoff entdeckt hatte, der sich als Zunderersatz verwenden ließe, und auch nicht nach Art der Wilden durch Aneinanderreiben zweier Holzstücke Feuer zu erzeugen vermochte, mußte die Feuerstelle der Grotte unablässig beaufsichtigt werden. Um sicherzugehen, zündete der Seemann für die Nacht sogar zusätzliche Feuer an, und zwar aus Nadelholz verfertigte Fackeln, die einige Meter von der Felswand entfernt in den Boden gesteckt wurden und mehrere Stunden lang brannten. In dieser zweiten Woche wurde im Verlauf einiger Expeditionen der engere Umkreis der Grotte erkundet. Da Flip Mrs. Clifton in der Nacht, wenn wilde Tiere angreifen konnten, nicht allein lassen wollte, machte er sich zur Pflicht, jeden Abend wieder zum Lager zurückzukehren. Somit konnte er immer noch keinen Aufschluß darüber erlangen, ob das Land, das ihnen Zuflucht bot, Festland oder Insel war.
    Durch das Wirken des erfindungsreichen Seemanns, dem Marc und Robert geschickt zur Seite standen, vervollständigte sich nach und nach der Bestand an Haushaltsgeräten. Es fehlte nicht an Bambusgefäßen, die ja in jeder beliebigen Größe hergestellt werden konnten. Ein Baum, den Marc eines Tages am Nordufer des Sees entdeckte, lieferte ihnen sogar ein ganzes Sortiment vorgefertigter Flaschen. Er gehörte zur Gattung der Kalebassenbäume, die in den Regionen zwischen den Wendekreisen häufig anzutreffen sind, in gemäßigten Klimazonen aber nur selten.
    »Daraus ließe sich schließen«, sagte der Junge zu Flip, »daß diese Küste auf einem niedrigeren Breitengrad angesiedelt ist, als wir bisher angenommen hatten.«
    »Das stimmt«, erwiderte Flip, »und daß hier Kokospalmen wachsen, wäre eine Bestätigung dafür.«
    »Aber«, sagte Marc, »wissen denn Sie, Flip, nicht, wo genau die
Vankouver
sich befand, als diese Schurken uns auf dem Ozean ausgesetzt haben?«
    »Nein, Monsieur Marc. Diese Dinge gehen nur den Kapitän etwas an und nicht die Matrosen. Wir Seeleute führen nur die Befehle aus, aber wir steuern das Schiff nicht. Aber wenn ich mir die Pflanzen dieses Landes ansehe, dann denke ich wie Sie, Monsieur Marc, daß es auf einem recht niedrigen Breitengrad liegt, so wie etwa die Balearen im Mittelmeer oder sogar die Provinzen von

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