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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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Basilikum und Bohnenkraut, lauter wohlriechenden Arten der Familie der Lippenblütler. Ein natürliches Wildkaninchengehege war das, in dem nur die Kaninchen fehlten. Zumindest sah man keines der Löcher, von denen der Boden normalerweise übersät ist, wenn solche Nager darauf leben. Flip wollte jedoch nicht glauben, daß an einem so reich gedeckten Tisch keine Gäste Platz nehmen sollten. Er beschloß daher, das Kaninchenrevier eingehend zu untersuchen, und so wanderten sie weiter über Hügel und Wiesen. Robert tollte wie ein Kind umher und rutschte sandige Hänge hinab, ohne sich um seine Kleider zu kümmern. Eine halbe Stunde dauerte diese Suche an, aber von Kaninchen oder anderen Vertretern der Sippe der Nager keine Spur. Wenn aber auch das Tierreich nicht viel zu bieten hatte, so hätte ein Naturforscher doch bemerkenswerte Exemplare aus der Welt der Pflanzen studieren können. Der an Naturgeschichte und Botanik interessierte Marc erkannte einige Pflanzen, die im Haushalt Verwendung finden konnten. Unter anderem fiel ihm das in Nordamerika unter dem Namen Oswego-Tee bekannte Gewächs auf. Marc erinnerte sich daran, wie gut es als Kräutertee schmeckte. Er pflückte Triebe davon, ebenso Basilikum, Rosmarin, Melisse, Ziest und weitere Pflanzen, von denen manche blutstillende und fiebersenkende, andere krampflösende oder antirheumatische Eigenschaften haben. Ein Apotheker wäre an diesen Wiesen reich geworden.
    Da aber keiner der Schiffbrüchigen krank war oder es zu werden gedachte, schenkte Flip dieser medizinischen Fundgrube keine sonderliche Beachtung und marschierte weiter, bis plötzlich ein Ausruf des etwa fünfzig Schritt vor ihm gehenden Robert seine Aufmerksamkeit erregte.
    Flip eilte zu dem Jungen und sah sogleich, daß seine Ahnungen ihn nicht getäuscht hatten. Er stand vor einer sandigen Anhöhe, die durchlöchert war wie ein Sieb. Die Öffnungen zählten nach Hunderten.
    »Kaninchenbaue!« sagte Robert.
    »Ja«, erwiderte Flip.
    »Aber sind sie bewohnt?«
    »Das ist die Frage«, entgegnete der Seemann.
    Bald war sie beantwortet. Es rannten nämlich plötzlich ganze Scharen von kleinen, kaninchenähnlichen Tieren aus den Löchern heraus und liefen in allen Richtungen davon, und zwar so schnell, daß sie unmöglich einzuholen waren. Marc und Robert mochten noch so laufen und springen: die Nager entwischten ihnen mit Leichtigkeit. Flip aber war fest entschlossen, nicht von der Stelle zu weichen, bevor sie nicht ein halbes Dutzend dieser Tiere gefangen hätten. Er wollte zunächst einmal die Speisekammer damit füllen, später aber auch den Versuch machen, solche Tiere zu zähmen. Als er Marc und Robert erschöpft und mit leeren Händen zurückkommen sah, machte er ihnen begreiflich, daß diese Nager, wenn ihnen schon nicht durch Nachlaufen beizukommen war, eben in ihrem Bau erwischt werden mußten. Hätten sie vor den Löchern Schlingen auslegen können, so hätten sie wohl schnell Erfolg gehabt, doch verfügten sie weder über Schlingen, noch konnten sie sich welche basteln, so daß sich ihr Vorhaben recht schwierig gestaltete. Es blieb ihnen also nichts übrig, als von Bau zu Bau zu gehen und mit dem Spieß hineinzustochern, um so mit Geduld das Ziel zu erreichen, das ihnen anders versagt blieb.
    Eine Stunde lang durchsuchten die drei Jäger Loch um Loch und verstopften dabei mit Erde und Gras alle Baue, in denen sie kein Kaninchen antrafen. Marc stieß als erster auf ein in sein Lager geducktes Tier, das sich zwar nach Kräften dagegen sträubte, herausgezogen zu werden, dann aber mit einem Stockhieb leicht überwältigt wurde. Flip erkannte in dem Nager ein Kaninchen, das seinen europäischen Artgenossen ziemlich ähnlich sieht und gemeinhin als »amerikanisches Kaninchen« bezeichnet wird, da es in den nördlichen Regionen jenes Kontinents am häufigsten anzutreffen ist.
    Durch Marcs Erfolg wurden auch die beiden anderen angestachelt. Robert wollte nicht ins Lager zurückkommen, ohne wenigstens zwei oder drei dieser Nager eigenhändig erlegt zu haben. Da er aber bei seiner Jagd mit viel mehr Heftigkeit als Geduld vorging, entwischten ihm nacheinander ein halbes Dutzend Kaninchen, die er in ihrem Bau schon aufgespürt hatte. Nach einer Stunde hatten Flip und Marc schon vier Tiere zur Strecke gebracht und er noch immer keins. Da hatte er das ergebnislose Durchstöbern der Baue satt und begann wieder mit seiner »Treibjagd«. Die flinken Nager wichen jedoch seinen Steinwürfen und Stockschlägen

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