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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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alles gesunde, nahrhafte Kost. Nur an Gemüse fehlte es ihnen, und vor allem an Brot. Bei jeder Mahlzeit verlangte die kleine Belle in ihrer Unbedachtheit nach ihrem täglichen Stückchen davon.
    »Der Bäcker ist noch nicht da«, lautete dann die stets gleichbleibende Antwort Flips. »Er hat Verspätung, mein liebreizendes Fräulein, und wenn er uns weiter so schlecht bedient, dieser Bäckerschurke, dann suchen wir uns einfach einen anderen!«
    »Ach was«, sagte Jack, »wir kommen auch ohne Brot aus! So gut schmeckt es ohnehin nicht!«
    »Und doch werden Sie einmal Brot essen müssen!« erwiderte Flip.
    »Und wann, bitte?«
    »Wenn wir welches haben!«
    Mrs. Clifton blickte zu Flip, der von keinerlei Zweifeln geplagt war und selbst daran nicht zweifelte, daß er irgendwann einmal auch Brot herstellen würde, oder, wie er sich ausdrückte, »etwas Brotähnliches«.
    So verging diese Woche. Dann kam der 7. April, ein Sonntag, der entsprechend begangen wurde. Vor dem Abendessen spazierte die ganze Familie an der Felswand entlang bis zum früheren Lagerplatz am Flußufer. Von dieser Stelle aus sah man weit hinaus auf den Pazifik, auf diese unendliche, leere Wasserfläche, die Mrs. Clifton mit ihren Blicken nahezu verschlin-gen wollte! Die tapfere Frau hatte noch nicht alle Hoffnung aufgegeben. Flip versuchte, ihr Mut zu machen. Ihm zufolge trachteten die Meuterer auf der
Vankouver
Mr. Clifton nicht nach dem Leben, und entweder der Ingenieur werde auf einem benachbarten Stück Land ausgesetzt, oder es werde ihm gelingen, von der
Vankouver
zu fliehen. Dann werde es seine erste Sorge sein, die Küste zu suchen, an die es seine Frau und seine Kinder verschlagen habe. Mochte er auch noch so wenig Angaben über deren Standort haben, so würden sie doch ausreichen, um ihn auf die richtige Spur zu bringen. Werde etwa ein so intelligenter und wagemutiger Mann wie er, angetrieben von seinen leidenschaftlichen Gatten-und Vatergefühlen, dann nicht dieses Land finden, diesen Zufluchtsort, und müßte er auch sein ganzes Leben darauf verwenden und Insel für Insel den ganzen Pazifischen Ozean absuchen?
    Auf all die Argumente, die Flip vorbrachte, gab Mrs. Clifton keine Antwort. Denn sollte der Seemann auch recht haben, wie viele Schwierigkeiten waren dann noch zu überwinden, wie oft mußten sie sich noch auf ihr Glück verlassen und wie lange fern vom Vater an dieser unbekannten Küste verharren? Und außerdem, sagte Mrs. Clifton, wenn die Meuterer auf der
Vankouver
es nicht auf das Leben des Ingenieurs abgesehen hatten, warum hatten sie ihn dann von seiner Frau und seinen Kindern getrennt? Warum hatten sie ihn nicht gleichfalls in dem Boot ausgesetzt, das sie an Land bringen sollte?
    Flip versuchte auf diese Frage Mrs. Cliftons etwas zu erwidern, brachte aber nur ein Stammeln heraus.
    Im Verlauf der Woche, die am Montag, den 8. April, begann, wurden ihre Lebensmittelvorräte noch weiter gemehrt. Daß sie einmal Hunger leiden müßten, war nicht mehr zu befürchten. Wenn Flip seine Arbeiten verrichtete, leitete er zugleich die Kinder zu praktischem Tun an. Sie sollten dabei so geschickt und erfindungsreich werden wie er selbst. Er hatte versprochen, ihnen Pfeile und Bogen zu fertigen, sobald er das geeignete Holz dazu finden würde; einstweilen brachte er ihnen bei, wie man Vögel fängt, indem man entweder auf drei Stöckchen gestützte kleine Fallen aufstellt oder aus Kokosnußfasern Schlingen herstellt. Letztere wurden selbst im Kaninchenrevier mit Erfolg verwendet. Oft blieb einer der Nager in der Schlinge hängen, die am Eingang zu seinem Bau ausgelegt worden war. Flip gedachte auch, hierin beraten von Mrs. Clifton, einige Kaninchen und Hühnervögel zu zähmen; zuerst einmal mußte aber ein Geflügelhof gebaut werden, und dazu hatte bisher immer die Zeit gefehlt.
    Während Flip seine Schlingen und Fallen anfertigte, lehrte er die Kinder auch, wie man Vögel anlockt, indem man ein Blatt zu einer Tüte rollt und hineinbläst, wodurch sich abwechselnd der Schrei des Weibchens und des Männchens oder auch das Flügelschlagen bestimmter Arten nachahmen läßt. Vor allem Robert beherrschte diese Übung bald meisterhaft. Auch der kleine Jack stellte sich darin gelehrig an und sah beim Hineinblasen aus wie ein pausbäckiger Engel. Wenn die Vögel dergestalt herbeigelockt waren, gingen sie auch oft in eine der Fallen.
    Am meisten aber dachte der brave Flip noch immer an sein Feuer, das gegen Böen oder Regengüsse ungeschützt war.

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