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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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aus und entkamen ihm mühelos. Als Flip das Signal zum Aufbruch gab, hatte der Junge zu seiner großen Enttäuschung noch immer nicht die mindeste Beute gemacht.
    Flip dagegen war mit seinem Erfolg hoch zufrieden. Mehr durften sie nicht verlangen, denn unter den gegebenen Umständen waren vier Kaninchen eine schöne Ausbeute. Die Sonne zeigte Mittag an, und ihre Mägen begannen sich deutlich zu melden. Flip beschloß also, zur Grotte zurückzukehren. Er hängte seine beiden Kaninchen an die Spitze seines Stockes, und Marc tat es ihm nach; so gingen die beiden wieder die Hügel hinunter auf den See zu. Robert marschierte voraus und pfiff dabei wie ein sehr verstimmter Junge.
    »Es tut mir leid, daß Robert nichts erlegt hat«, sagte Marc zu seinem Freund Flip.
    »Er ist eben ein bißchen ungestüm, Monsieur Robert«, erwiderte der Seemann, »aber das wird sich schon noch geben.«
    Um halb eins hatten Flip und seine Begleiter die Südspitze des Sees erreicht. Dort wandten sie ihre Schritte nach links und gingen auf die Bambuspflanzung zu. Robert, der ständig herumstöberte, scheuchte in dem sumpfigen Gras einen Vogel auf, der sich schnell davonmachte. Der in seinem Selbstbewußtsein so stark gekränkte Junge wollte das Tier um jeden Preis fangen und stürzte ihm nach. Flip wollte ihn noch aufhalten, aber schon patschte der unbesonnene Kerl durch den Schlamm. Mit einem gelungenen Steinwurf verletzte er den Vogel, der dann mit einem gebrochenen Flügel wenige Meter von ihm entfernt im Gras herumflatterte.
    Robert, der sich seine Beute nicht entgehen lassen wollte, legte sich flach auf die schlammige Erde und robbte trotz der mahnenden Rufe Flips auf den Vogel zu und packte ihn. Der Boden war aber so sumpfig, daß der Junge allmählich einsank. Zum Glück war er geistesgegenwärtig genug, seinen Stock quer auf den Boden zu legen, so daß er sich dann an Grasbüscheln vorwärtsziehen und allmählich aus dem Morast herausgelangen konnte. Arg in Mitleidenschaft gezogen waren jedoch seine Kleider, deren Farbe unter der schwarzen Schlammschicht gar nicht mehr zu erkennen war.
    Er triumphierte aber und kümmerte sich herzlich wenig um die Vorhaltungen Flips; weder die Gefahr, in die er sich begeben hatte, noch die Beschädigung der so schwer zu ersetzenden Kleider konnten in ihm irgendein Gefühl der Reue wachrufen.
    »Ich habe meinen Vogel! Ich habe meinen Vogel!« rief er wild gestikulierend.
    »Trotzdem war das unvernünftig«, entgegnete Flip. »Was ist das überhaupt für ein Vogel? Kann man den essen?«
    »Und ob!« versetzte Robert. »Da soll sich jemand unterstehen und ihn schlecht finden!«
    Der Seemann untersuchte den Vogel, den Robert ihm hinhielt. Es war ein Bläßhuhn und gehörte zur Gruppe der Rallen, die den Übergang zwischen der Ordnung der Stelzvögel und der der Schwimmvögel bildet. Das grauschwarze, kurzschnabelige Bläßhuhn hatte eine auffallend große Stirnplatte, Zehen mit breiten Schwimmlappen und weißgeränderte Flügel, war etwa so groß wie ein Rebhuhn und ein geschickter Schwimmer. Flip erkannte es sehr wohl und bezeichnete es kopfschüttelnd als armseliges Wildbret, das in einem anständigen Geflügelragout nichts verloren habe. Doch Robert gehörte zu der Art von Jägern, die man scherzhafterweise »Jagdtaschendummköpfe« nennt, und die jedes beliebige Tier verzehren, wenn sie es nur selber erlegt haben! Deshalb ver-teidigte er die Genießbarkeit seines Bläßhuhns, und da ein Streit über dieses Thema zu nichts geführt hätte, ließ Flip es gut sein und ging weiter in Richtung Bambusstauden.
    Dort angekommen, schnitt der Seemann mit seinem Messer ein halbes Dutzend Halme verschiedener Größe ab. Die Stauden gehörten zu der Art
Bambusa armidinaria,
die aus der Ferne wie kleine Palmen aussehen, da ihren Knoten zahlreiche Zweige voller Blätter entwachsen. Als Flip und die beiden Jungen ihre Arbeit beendet hatten, teilten sie die Bambuslast unter sich auf und gingen auf dem kürzesten Weg zum Lager, wo sie gegen zwei Uhr nachmittags eintrafen.
    Mrs. Clifton, Jack und Belle waren ihnen eine Viertelmeile entgegengegangen. Den Jägern wurde ein begeisterter Empfang bereitet und den Kaninchen die Ehre erwiesen, die ihnen gebührte. Als Hausfrau war Mrs. Clifton erfreut, als sie von dem Kaninchenrevier erfuhr, das ihrer Familie stets gesundes, nahrhaftes Wildbret liefern würde.
    Flip fand die Feuerstelle in ausgezeichnetem Zustand vor, da Mrs. Clifton noch einmal ausreichend Holz nachgelegt

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