Onkel Robinson
können! Lassen Sie sich nicht so gehen, Monsieur Marc! Kommen Sie mit in die Grotte!«
Marc mußte dem Drängen Flips nachgeben und warf sich auf sein Mooslager. Auch Flip ging hinein, war aber so vor den Kopf geschlagen und aus tiefster Seele verzweifelt, daß er die ganze Nacht kein Auge zutat und nur immer den armen Jungen an seiner Seite schluchzen hörte.
Gegen fünf Uhr schien erster Tagesschimmer in die Grotte hinein. Flip stand auf und ging hinaus. Der Wolkenbruch hatte draußen Spuren hinterlassen. Der vom Wind aufgehäufte Sand bildete hier und da richtige Dünen. Etwas weiter weg waren Bäume umgestürzt, manche entwurzelt, andere umgeknickt. Auf dem Boden lagen verkohlte Holzstücke umher. Unwillkürlich machte Flip eine Geste der Wut und der Verzweiflung.
Da trat Mrs. Clifton aus der Grotte. Sie ertappte den Seemann bei seiner Geste. Sie ging auf ihn zu und wurde gewahr, wie mitgenommen er aussah. Umsonst versuchte der Seemann sich zu verstellen.
»Was ist denn, Freund Flip?« fragte die Frau.
»Nichts, Madame, nichts!«
»Reden Sie, Flip. Ich will alles wissen.
»Aber, Madame Clifton …« sagte Flip zögernd.
»Flip«, sprach Mrs. Clifton in schmerzerfülltem Ton, »welches noch größere Unglück könnte uns treffen, nach allem, was wir schon durchgemacht haben?«
»Eines gab es noch, Madame, ein einziges!« entgegnete der Seemann leise.
»Und welches?«
»Sehen Sie nur!«
Dabei führte Flip Mrs. Clifton zu der verwüsteten Feuerstelle.
»Das Feuer! Das Feuer erloschen!« murmelte die arme Frau.
»Ja!« antwortete Flip. »Ein Wolkenbruch … in der Nacht!«
Mrs. Clifton faltete die Hände und sah Flip an.
»Und Sie haben es nicht verhindern können?« fragte sie.
»Nein … Madame«, erwiderte der wackere Mann ausweichend. »Ich habe es ungeschickt angefangen … einen Moment nicht aufgepaßt … war etwas nachlässig!«
Da kam Marc aus der Grotte und erblickte seine Mutter. Er hörte die Antwort Flips und begriff, daß der Seemann die Schuld an dem Unglück auf sich nehmen wollte. Er stürzte auf Mrs. Clifton zu und rief: »Er war es gar nicht, Mutter, ich war’s, ich!«
Da nahm die unglückliche Mutter ihr Kind in die Arme und bedeckte es mit Küssen. Marc aber war untröstlich.
»Weine nicht, mein Junge, weine nicht!« sagte seine Mutter zu ihm. »Du brichst mir sonst das Herz!«
Nun standen auch Robert, Jack und Belle bei Mrs. Clifton. Der sehr gerührte Robert bedachte seinen Bruder mit Liebkosungen und redete ihm gut zu. Jack und Belle schlangen ihre Arme um ihn. Man hätte weinen können bei diesem ergreifenden Anblick!
Jetzt aber frischen Mut gefaßt, Kinder!« sagte Flip. »Es trifft niemanden eine Schuld in dieser Sache. Wir haben kein Feuer mehr? Nun gut, wenn wir uns keines beschaffen können, dann werden wir eben ohne Feuer auskommen!«
»Ja, finden wir uns damit ab!« sagte Mrs. Clifton leise.
Aber sich mit etwas abzufinden, war nicht Flips Art. Dieses Feuer fehlte ihm, er wollte es um jeden Preis wiederhaben und probierte den ganzen Tag über verschiedene Mittel aus, um seine erloschene Feuerstelle wieder zum Lodern zu bringen.
Aus einem Feuerstein Funken zu schlagen, war eine recht einfache Angelegenheit. Und am Strand gab es Feuersteine in Hülle und Fülle. Wenn nun aber Flip mit seinem Messer gegen einen solchen Stein schlug, dann mußten die davonfliegenden Funken von irgendeiner Substanz aufgefangen werden. Am besten dazu eignete sich der Zunderschwamm, ein Pilz von der Gattung der Porlinge, der bekanntlich sehr leicht entflammbar ist, vor allem, wenn er mit Schießpulver gesättigt oder in einer Kaliumnitrat-beziehungsweise Kaliumchloratlösung gekocht und damit zu Zunder verarbeitet wird. War dieser Pilz vielleicht hier anzutreffen? Oder ließen sich etwa andere Pilze aus der gleichen Familie als Zunder verwenden? Das mußte herausgefunden werden. Das Vorhaben, die Funken mit trockenem Moos aufzufangen, mußte Flip jedoch bald aufgeben; das Moos entzündete sich einfach nicht! Nach mehreren fruchtlosen Versuchen wandte sich Flip der von den Wilden angewandten Methode zu, bei der Holz durch Aneinanderreiben entflammt wird. Doch wie bereits erwähnt, verwenden die Wilden dazu eine ganz bestimmte Holzart, die Flip nicht kannte. Dieses Verfahren, bei dem entweder zwei Holzstäbchen gegeneinandergerieben oder eines mit einem Loch versehen und das andere darin mit großer Geschwindigkeit herumgedreht wird, erfordert außerdem ein hohes Maß an Übung. Flip
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