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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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werden wir sehen, daß er uns nicht ans Meer zurückführt.«
    »Aber irgendwo muß er doch münden«, wandte Robert ein.
    »Das schon«, entgegnete Marc. »Vielleicht ist er aber ein Zufluß des anderen, den wir schon kennen.«
    »Gehen wir weiter, dann werden wir es sehen«, sagte Flip.
    Die beiden Jungen folgten also ihrem Gefährten, und zu ihrer großen Überraschung standen sie etwa hundert Schritt weiter vor dem Westufer des Sees.
    »Es trifft zu, was Sie gesagt haben, Monsieur Marc«, rief der Seemann. »Dieser Fluß mündet im See und fließt nicht etwa aus ihm heraus. Der andere ist somit kein Überlauf, wie wir bisher angenommen hatten. Die beiden Flüsse sind eigentlich nur einer, der durch den See hindurchfließt und etwas unterhalb unseres ersten Lagerplatzes ins Meer mündet.«
    »So verhält es sich bestimmt«, erwiderte Marc, »und in der Natur kommt ja recht häufig das sonderbare Phänomen vor, daß Flüsse weite Wasserflächen durchqueren.«
    »Ja«, rief Robert, »und die Stelle, an der dieser Fluß wieder aus dem See herausfließt und wo mein Wasserschwein untergetaucht ist, befindet sich da vorne, ein wenig rechts von uns, in kaum zwei Meilen Entfernung! Ich sehe sie ganz genau, und wenn wir jetzt mit einem Floß zum rechten Ufer übersetzen könnten, dann wäre es nur noch eine Stunde Fußmarsch bis zu unserer Behausung.«
    »Das mag wohl sein«, entgegnete Marc, »nur vergißt du eins, mein lieber Robert.«
    »Und was, Marc?«
    »Wenn wir den Fluß an seinem Oberlauf überqueren, müssen wir später, wenn er wieder aus dem See herauskommt, noch einmal hinüber.«
    »Sehr richtig bemerkt«, sagte Flip.
    »Nun«, erwiderte Robert, »wenn wir also den gleichen Weg zurückgehen müssen und noch so eine lange Strecke vor uns haben, dann stärken wir uns erst einmal!«
    Roberts Vorschlag wurde angenommen. Flip, Marc und er setzten sich ans Ufer in den Schatten prächtiger Akazien. Der Seemann holte aus seiner Tasche einige Stücke kaltes Fleisch, ein paar gekochte Eier und eine Handvoll Pinienkerne hervor. Klares, kühles Wasser lieferte ihnen der See, und so brachten sie bei kräftigem Appetit ihre Mahlzeit rasch hinter sich.
    Dann standen Flip, Marc und Robert auf und warfen noch einen letzten Blick auf den See, der sich in seiner Gänze vor ihnen erstreckte.
    In etwa einer Meile Entfernung ragte halbrechts der Felsen empor, an dessen Fuß Mrs. Clifton jetzt sein mußte. Sehen konnten sie sie von hier aus aber nicht, und selbst die von der Feuerstelle aufsteigende Rauchsäule blieb ihren Blicken verborgen. Jenseits des Flusses war das anmutig gerundete Seeufer von einer grünen Borte eingefaßt. Darüber stiegen bewaldete Hügel an, hinter denen der schneebedeckte Gipfel emporragte. Dieses stimmungsvolle Gesamtbild, die friedliche, hin und wieder durch einen Lufthauch vom Walde her gekräuselte Wasserfläche, das Rauschen der großen Bäume, die länglichen Sanddünen, die sich vom Kaninchenrevier bis zum Meer hinzogen, der in der Sonne glänzende Ozean, diese ganze schöne Landschaft machte auf die beiden Jungen einen tiefen Eindruck.
    »Dieses wunderbare Schauspiel muß unsere Mutter auch einmal sehen«, sagte Marc.
    »Ja!«, versetzte Robert, »wir würden sie mit Jack und Belle hierher mitnehmen, wenn wir auf dem See ein Boot hätten.« »Könnten wir denn unser Boot nicht hertransportieren oder damit den Fluß hinauf bis zum See fahren?« fragte Marc.
    »Gute Idee!« rief Robert. »Dann würden wir auch den Oberlauf erkunden. Ach, Flip, das wäre eine schöne Exkursion!« »Alles zu seiner Zeit!« erwiderte der Seemann, der sich über die Begeisterung von Marc und Robert freute. »Nur Geduld, meine jungen Herren! Da uns zwei Wasserläufe den Weg versperren, schlage ich vor, daß wir zum Lagerplatz zurückkehren.«
    Das war das Beste, was sie im Augenblick tun konnten, und so gab Flip das Zeichen zum Aufbruch. Mit dem Stock in der Hand gingen die drei am Seeufer einen Pfad entlang, auf dem sie leichter vorwärtskamen als in dem kaum begehbaren Wald. Nachdem sie ihre Erkundungsaufgaben erfüllt hatten, hofften sie auf dem Rückweg wieder als Jäger tätig werden zu können. Aber sie wären wohl mit leeren Händen bei der Grotte eingetroffen, wenn Marc nicht einen in seinem Loch dahindämmernden kleinen Igel erschlagen hätte. Das Tier hatte einen etwas längeren Kopf und einen kürzeren Schwanz als seine europäischen Artgenossen. Es hatte auch ziemlich lange Ohren und gehörte zu einer in

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