Onkel Robinson
der erloschenen Feuerstellen vor. Keine Glut mehr, nicht ein Funke. Als Flip die Stelle sah, an der das Boot gelandet war, entfuhr ihm ein Seufzer. So voller Hoffnung war sein Herz damals gewesen, und jetzt …«
»Es wäre noch etwas anderes, wenn ich allein wäre!« dachte er. »Aber eine Frau in dieser Einsamkeit, und Kinder!«
Flip ging das linke Ufer hinauf. Er wollte durch den Fluß schwimmen, was ihm ein leichtes sein würde. Am gegenüberliegenden Ufer, das sehr steil war, bemerkte er eine Spalte, über die er bequemer auf den Gipfel der Felswand zu gelangen hoffte. Er hatte vor, die hohe Wand entlangzugehen und von dort oben einerseits auf den Ozean hinzuabsehen und andererseits auf die Ebenen, die an diesen Teil der Küste grenzten.
Flip begann also, seine Kleider abzulegen, die er zu einem Bündel knoten und sich beim Schwimmen auf den Kopf legen wollte. Als er seine Matrosenbluse auszog und zusammenlegte, fühlte er in der Seitentasche ein kleines Päckchen. Es war ein großes Platanenblatt, artig geschnürt mit einer Kokosnußfaser, doch was das Päckchen enthielt, hätte der Seemann nicht zu sagen vermocht. Voller Neugier löste er die Verschnürung, faltete das Blatt auf und erblickte ein Stück Zwieback und etwas Fleisch, das er im ersten Augenblick am liebsten zum Mund geführt hätte.
Er hielt sich aber zurück. Als Mrs. Clifton gesehen hatte, daß er sich ohne ausreichenden Proviant auf den Weg machen wollte, hatte sie aus der eisernen Reserve diesen Zwieback und dieses Fleisch hervorgeholt, den letzten Rest vielleicht!
»Ach, das gute, das wunderbare Wesen!« rief er aus. »Aber sie soll ja nicht denken, daß ich Fleisch und Zwieback esse, wenn ihre Kinder und sie solche Nahrung entbehren müssen!«
Daraufhin verschloß er das Päckchen wieder sorgsam und steckte es in die Tasche zurück, fest entschlossen, es unangetastet wieder zur Grotte zu bringen. Dann legte er sich die Kleider auf dem Kopf zurecht und stieg in den Fluß.
Das Bad in dem kühlen Wasser erquickte Flip. In wenigen Schwimmzügen erreichte er das rechte Ufer, schwang sich auf einen schmalen Sandstreifen und ließ sich kurz von der Brise trocknen. Dann zog er sich wieder an und stieg über die Spalte auf die Felswand hinauf, die an dieser Stelle etwa dreihundert Fuß hoch war.
Zuerst blickte Flip auf das Meer hinab. Es war so leer wie eh und je. Die Küste setzte sich in nordwestlicher Richtung fort und beschrieb eine Kurve, die in etwa jener glich, die sich unterhalb des Flusses abzeichnete. So entstand eine zwei bis drei Meilen breite Bucht, in die der Fluß mündete. Es war eigentlich mehr eine ziemlich tief eingeschnittene, offene Reede. Die Felswand ging noch zwei bis drei Meilen weiter und setzte dann abrupt aus. Was jenseits davon war, ließ sich nicht sagen.
Am östlichen Rand des Plateaus, also auf der dem Meer gegenüberliegenden Seite, wucherte üppiges Grün. Es waren dort die untersten Hänge des Berges terrassenförmig mit Wäldern bestanden, über denen der Kamm mächtiger, auf den Gipfel zustrebender Ausläufer emporragte. Die ganze Gegend war herrlich und bildete mit ihren Wäldern und Wiesen einen krassen Gegensatz zum kargen, trockenen und öden Süden.
»Ja!« dachte Flip. »Hier könnte man ein glückliches Leben führen! So eine kleine Kolonie wie die unsrige müßte hier prächtig gedeihen! Ein bißchen Werkzeug, ein wenig Feuer, und dann wäre mir um die Zukunft nicht bange!«
Während Flip diesen Gedanken nachhing, schritt er tüchtig aus. Er sah sich die Landschaft aufmerksam an, entfernte sich aber nicht vom Rand der Felswand. Nach einer Stunde erreichte er die Stelle, an der die Wand plötzlich in einem Kap endete, das den nördlichen Abschluß der Bucht bildete. Die Küste setzte sich von dort wieder mehr in östlicher Richtung bis zu einer spitzen Erhöhung fort.
Am Fuß der Felswand, in etwa zweihundert Metern Tiefe, kam Flip der Boden morastig vor. Es schien sich dort unten auf etwa einer Quadratmeile ein riesiger Sumpf mit größeren Tümpeln auszubreiten. Er verlief an der zerklüfteten Küste entlang, von der er durch eine vier-bis fünfhundert Fuß breite, sich von Süden nach Norden erstreckende Dünenreihe abgetrennt war.
Anstatt um den Sumpf herumzugehen und damit zu weit ins Landesinnere zu geraten, beschloß Flip, jenem Sandstreifen zu folgen. An einer Stelle, an der ein Teil der Felswand eingestürzt war, konnte er mühelos hinabsteigen.
Der Boden bestand aus ton-und
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