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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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ein sehr heiseres, das Bellen eines erschöpften Hundes.
    »Ein Hund hier! An dieser Küste!« murmelte Flip.
    Er horchte. Es trafen noch zwei klagende Kläfflaute an sein Ohr.
    »Ja, ein Hund!« dachte Flip und kehrte um. »Aber es ist kein wilder Hund! Wilde Hunde bellen nicht! Was hat das zu bedeuten?«
    Das Herz des Seemanns schlug in unerklärlicher Aufregung. Wie kam dieser Hund an diese Küste? Gab es doch einen bewohnten Flecken auf diesem Land, ein von Eingeborenen oder Schiffbrüchigen errichtetes Lager? Flip mußte das unbedingt herausbekommen.
    Er stieg wieder die Dünen hinauf. Das Bellen war immer deutlicher zu hören. Seltsam bewegt lief Flip durch die Binsen, erklomm kleine Sandhügelchen und rutschte sie wieder hinunter. Dieser Hund konnte nicht weit weg sein, und doch sah er ihn nicht.
    Plötzlich aber, am Rande eines kleinen Pfuhls, hatte er das Tier vor sich. Es war ein magerer, abgezehrter, schlammverschmierter Hund, der sich vor lauter Erschöpfung kaum auf den Beinen halten konnte.
    Flip ging auf ihn zu. Der Hund schien auf ihn zu warten. Es war ein großes Tier mit Hängeohren und einem buschigen Schwanz. Das seidige Fell war mit Schlick bedeckt. Der Hund hatte einen breiten, fülligen Kopf und gehörte der intelligenten Rasse der Cockerspaniel an. Wie aber sah er jetzt aus mit seinen blutigen Pfoten und seiner schleimverschmierten Schnauze! An den gutmütigen, sanften Augen und dem treuen Blick erkannte Flip sofort, daß er von dem Tier nichts zu befürchten hatte.
    Der Hund schleppte sich zu Flip, der ihm die Hand hinhielt. Das Tier schleckte sie ab, nahm dann die Hose des Seemanns zwischen die Zähne und versuchte ihn in Richtung Ufer zu ziehen.
    Da hielt Flip plötzlich inne und kniete sich in den Sand. Er sah den Hund von ganz nahe an, als wolle er unter der Schlammschicht etwas wiedererkennen. Dann entfuhr ihm ein Schrei.
    »Er ist es! Er ist es! Nein, das ist doch ganz unmöglich!«
    Dann sah er noch einmal hin, und noch einmal, wischte dem Hund den Kopf ab …
    »Fido!« rief er schließlich aus.
    Als er Hund diesen Namen hörte, wurde er ganz aufgeregt, versuchte hochzuspringen und wedelte heftig mit dem Schwanz. Er fühlte, daß Flip ihn erkannt hatte!
    »Fido!« sagte der Seemann nochmals. »Du hier!«
    Es ist leichter zu begreifen als zu beschreiben, wie verblüfft der wackere Flip war, als er an diesem einsamen Küstenstrich den Hund Fido wiedersah, den treuen Gefährten des Ingenieurs Clifton, den Freund der Kinder, den er so oft an Bord der
Vankouver
gestreichelt hatte. Fido hatte ihn auf Anhieb erkannt!
    »Aber er ist doch nicht allein hierher gekommen!« rief Flip.
    »Was ist an Bord der
Vankouver
nur geschehen?«
    Es war, als hätte Fido die Frage des Seemanns verstanden. Er schien ihm antworten zu wollen. Er bellte und zerrte an Flips Kleidern, daß sie fast zerrissen. Dem Seemann war klar, daß diese intelligente Pantomime etwas zu bedeuten hatte.
    »Du weißt etwas«, sagte er. »Also gehen wir los!«
    Und er folgte dem verständigen Tier.
    Fido führte Flip über die Dünen zum Ufer hinunter. Eine halbe Stunde ging der Seemann so hinter dem Hund her. Fido schien wieder von neuer Kraft erfüllt zu sein; er rannte voraus und dann wieder zu Flip zurück. Der Seemann befand sich in einem Zustand übergroßer Erregung. Er hoffte zwar, doch hätte er nicht zu sagen gewußt, was. Die vagen Gedanken, die ihm durch den Kopf schossen, wagte er nicht fertigzudenken. Vom Schicksal vorwärtsgetrieben, ging er auf das Unbekannte zu. Er vergaß seine Müdigkeit und die lange Strecke, die er schon zurückgelegt hatte, und vergaß auch den Rückweg, der ihm bald bevorstand!
    Gegen fünf Uhr abends, als die Sonne schon tief über dem Horizont stand, blieb Fido am Fuße einer ziemlich hohen Düne stehen. Er blickte noch einmal Flip an, stieß ein seltsames Kläffen aus und stürmte dann in eine enge Passage, die sich zwischen den Sandmassen auftat.
    Flip eilte ihm nach, lief um ein großes Binsenbüschel herum und stieß dann einen Schrei aus, als er auf dem Boden einen Mann liegen sah.
    Der Seemann stürzte zu ihm hin und erkannte den Ingenieur Clifton.
Kapitel 14
    Welch eine Begegnung! Welch Zufall oder vielmehr welch himmlische Fügung! Und wie sehr sich damit die Lage der Familie Clifton geändert hatte! Sie hatte den Vater, den Gatten wieder! Was hatte da ihre gegenwärtige Armut und Not noch zu bedeuten? Voll Zuversicht konnten sie jetzt wieder in die Zukunft blicken.
    Es kam Flip

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