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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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besorgniserregend. Mit frischem Wasser mußte der Wunde beizukommen sein. Der Seemann machte aus seinem Taschentuch einen feuchten Umschlag, legte ihn Clifton auf den Kopf und bereitete seinem Kranken dann an einer leicht abfallenden Stelle im Sand ein weiches Bett aus Gräsern und Meerespflanzen. Auf dieses improvisierte Lager bettete er den Verletzten dann und deckte ihn mit seiner Matrosenbluse und seinem Wollhemd zu, um ihn vor nächtlicher Kälte zu bewahren.
    Clifton ließ alles mit sich geschehen und konnte seinem Retter nur dankbare Blicke zuwerfen.
    »Sprechen Sie nicht!« sagte Flip immer wieder. »Ich brauche gar nicht zu wissen, was vorgefallen ist. Das werden Sie uns alles später erzählen können. Hauptsache, Sie sind jetzt einmal hier, und das sind Sie ja, dem Himmel sei Dank!«
    Dann beugte er sich zu seinem Ohr hinunter: »Verstehen Sie mich gut, Monsieur Clifton?«
    Harry Clifton zwinkerte bejahend mit dem Auge.
    »Dann passen Sie auf«, fuhr der Seemann fort. »Jetzt bricht gleich die Nacht herein, aber so wie der Himmel aussieht, wird es eine schöne Nacht. Wenn Sie kräftig genug wären, um ein paar Schritte zu tun, dann würden wir jetzt gemeinsam losgehen, auch wenn ich Sie ein oder zwei Meilen tragen müßte. Wir sind aber – wenn man alle Windungen des Küstenverlaufs einrechnet – vier Meilen von dem Lagerplatz entfernt, an dem sich Ihre Frau und Ihre Kinder befinden, alle wohlauf, wie gesagt! Sie haben eine tüchtige Frau, Monsieur Clifton, und tapfere Kinder!«
    Dankbar sah der Verletzte zu dem wackeren Seemann auf. Solche Worte über die Menschen zu hören, die er so sehr liebte, tat ihm wohl.
    »Ich werde also jetzt folgendes tun«, sagte Flip. »Als erstes müssen Sie in die Grotte transportiert werden, wo es Ihnen an Pflege nicht mangeln wird. Ich werde Sie daher jetzt einige Stunden hier allein lassen. In dieser Muschelschale habe ich Ihnen etwas Zwieback eingeweicht, und hier sind kleine Fleischstückchen für den Fall, daß Sie sich stark genug fühlen, sie zu essen. Fido wird sie nicht anrühren; das hat er mir versprochen. In einer anderen Muschel ist etwas Süßwasser, mit dem Sie Ihre Lippen befeuchten können. So. Haben Sie mich verstanden? Gut. Dann gehe ich jetzt. Es ist acht Uhr. In höchstens zwei Stunden bin ich bei der Grotte, denn ich bin gut zu Fuß. Dort nehme ich das Boot, Sie wissen schon, das Beiboot der
Vankouver,
das diese redlichen Schurken uns zur Verfügung gestellt haben. Der Wind steht gut, er weht von Südwest, also werde ich nicht mehr als sechs Viertelstunden brauchen, um wieder hier bei Ihnen einzutreffen. Dreieinhalb Stunden, Herr Ingenieur, sagen wir vier Stunden muß ich Sie also bitten, auf mich zu warten. Um Mitternacht bin ich zurück. Dann warten wir gemeinsam auf die in den Morgenstunden eintretende Ebbe, die uns die Rückfahrt erleichtern wird, und um acht Uhr morgens liegen Sie auf einem schönen Moosbett in einer wohlig warmen, gemütlichen Behausung, umgeben von Ihrer lieben Familie. Ist Ihnen dieser Plan genehm?«
    »Ja, Flip!« sagte Harry Clifton leise.
    »Also gilt die Sache«, erwiderte der Seemann. »Dann gehe ich jetzt los, Monsieur Clifton. Sie können sich auf mich verlassen, ich werde pünktlich wieder zur Stelle sein!«
    Flip traf seine letzten Anordnungen, deckte den Verletzten noch einmal sorgfältig zu und drückte ihm zum Abschied die Hand. Zu dem treuen Hund gewandt sagte er dann: »Und du, Fido, paß gut auf dein Herrchen auf, mein Junge, und friß ihm nicht sein Futter weg!«
    Fido verstand ihn anscheinend, denn er stieß ein Bellen aus, das sich so sehr wie ein »ja« anhörte, daß Flip beruhigt war. Dann ging der wackere Mann mit großen Schritten davon.
    Mit wieviel Schwung und Begeisterung Flip nun den Rückweg zum Lager antrat! Was für eine Freude ihn beflügelte! Wie er alle Anstrengungen dieses Tages vergaß! Nein, er würde nicht mit leeren Händen zur Grotte zurückkehren! An sein zerbrochenes Messer und das erloschene Feuer dachte er überhaupt nicht mehr! Würde ein Ingenieur wie Harry Clifton sich nicht zu helfen wissen? War er nicht imstande, aus dem Nichts etwas auf die Beine zu stellen? In Flips Gehirn keimten tausend Pläne auf, und er zweifelte nicht daran, sie eines Tages auch ausführen zu können!
    Inzwischen war es aber Nacht geworden. Küste und Ozean verschwanden in tiefem Dunkel. Der im letzten Viertel stehende Mond würde nicht vor Mitternacht aufgehen. Flip mußte sich also auf seinen Instinkt

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