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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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Stangen und erreichten schon bald das Ufer.
    »Das funktioniert ja wunderbar!« rief der Onkel.
    »Das war eine gute Idee von Ihnen, dieses Floß zu bauen«, sagte der Ingenieur.
    »Die Idee stammt von Monsieur Marc«, erwiderte der Onkel. »Ihr ältester Sohn, Monsieur Clifton, wird bald ein hervorragender Holzfäller sein! Er hat sich dieses Mittel ausgedacht, das unser Material und uns selbst transportiert!«
    Das Floß bestand aus etwa dreißig Tannenstämmen, von denen jeder am unteren Ende einen Durchmesser von zwanzig bis dreißig Zoll 2 aufwies. Zusammengehalten wurden sie von dicken Lianen. Der Onkel und die beiden Jungen machten sich an die Arbeit, und vor Einbruch der Dunkelheit waren sämtliche Stämme an Land geholt.
    »Das genügt für heute«, sagte der Onkel.
    »Ja«, erwiderte Clifton, »morgen schaffen wir die Stämme zur Grotte.«
    »Wenn Sie gestatten, Herr Ingenieur«, sagte der Seemann, »werden wir sie hier schon zurechtschneiden, dann sind sie leichter zu transportieren.«
    »Das stimmt, Onkel Robinson. Und jetzt gehen wir in die Grotte, wo schon das Abendessen auf uns wartet. Was sagen Sie zu unseren Forellen?«
    »Und was sagen Sie zu unserem Fang? Von Monsieur Marc erlegt!«
    Der Onkel hielt Clifton ein Tier hin, das etwas größer war als ein Hase und zur Familie der Nager gehörte. Sein gelbes Fell war grünlich gesprenkelt und sein Schwanz nur rudimentär. »Dieses Tier«, sagte Clifton, »gehört zur Gattung der Agutis; es ist jedoch etwas größer als der in tropischen Zonen vorkommende Aguti, der das Kaninchen Amerikas ist. Das hier muß einer der langohrigen Maras sein, die man in den gemäßigten Gegenden des amerikanischen Kontinents antrifft. Tatsächlich, ich habe mich nicht getäuscht. Sehen Sie die fünf Backenzähne, mit denen die Kiefer dieses Nagers auf beiden Seiten ausgerüstet sind? Darin unterscheidet er sich hauptsächlich von den Agutis.«
    »Und kann man den essen?« fragte Onkel Robinson.
    »Den kann man essen und ausgezeichnet verdauen.«
    Marc machte den Aguti an seinem Stock fest, und dann gingen sie los, wobei Clifton sich auf den Arm des Onkels stützte. Gegen sechs Uhr kamen sie bei der Grotte an, wo die Mutter schon wartete und ein leckeres Mahl zubereitet hatte. Als es Abend war, ging die ganze Familie am Strand spazieren. Clifton begutachtete die Lage der Insel und die Kanalströmungen und stimmte mit dem Onkel überein, daß es leicht wäre, im Kanal eine Mole aufzuschütten und damit einen kleinen Hafen anzulegen. Doch wurde dieses Projekt auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Kräfte der kleinen Kolonie wurden durch dringendere Arbeiten in Anspruch genommen, unter anderem durch den Bau der Palisade. Es wurde sogar beschlossen, keine weiteren Exkursionen mehr zu unternehmen, bevor dieser Zaun nicht fertiggestellt wäre.
    Dann wanderte die Familie zur Grotte zurück. Mrs. Clifton ging am Arm ihres Mannes, der Onkel war mit Marc und Robert in ein Gespräch vertieft, und Jack und Belle sammelten Muscheln und Kiesel. So kamen sie am Austernpark vorbei, der wieder aufgefüllt werden mußte. Sie sahen aus wie brave Bürger, die in ihrem Garten Spazierengehen. In der Nacht wachten Marc und Onkel Robinson aufmerksam über das Feuer, eine Bürde, die die baldige Entdeckung eines entflammbaren Pilzes immer wünschenswerter erscheinen ließ. Am folgenden Tag legten Clifton und der Onkel fest, wo genau die der Grotte vorgelagerte Palisade verlaufen sollte. Die ersten Pfähle sollten direkt an die Felswand anschließen, so daß eine Art halbkreisförmiger Hof entstehen würde, den man sich bei allerlei häuslichen Verrichtungen zunutze machen konnte. Als der Verlauf feststand, begann der Onkel mit dem Graben der Löcher, was in dem sandigen Boden keine Schwierigkeiten bereitete. Bis Mittag war diese Arbeit erledigt.
    Nach dem Essen gingen Clifton, Marc und der Seemann zu der Uferstelle, an der sie das Holz gelagert hatten. Nun mußten die Stämme auf die entsprechende Länge und Dicke zurechtgeschnitten werden.
    Der geschickte Seemann hatte wahrlich nicht übertrieben, als er davon erzählt hatte, wie sehr er sich auf den Umgang mit der Axt verstand. Man mußte gesehen haben, wie er in echter Zimmermannspositur mit etwas auswärts gestelltem Fuß riesige Späne davonfliegen ließ und die Stämme im Handumdrehen zurechthieb. Mit dieser Arbeit verbrachte er den Rest des Tages und den ganzen folgenden Tag. Am Dienstag morgen begann er die Pfähle in den Boden zu stecken.

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