Onkel Robinson
mit zur Grotte. Daraus fertigte Onkel Robinson in einigen Arbeitsstunden drei Bögen, deren regelmäßige Krümmung und beträchtliche Größe ihnen Spannkraft und Tragweite verleihen sollten. Die Sehne wurde aus sehr reißfester Kokosfaser hergestellt. Als Pfeile schnitt der Onkel einfach kleine Bambusstäbe zurecht, feilte sorgfältig die Knoten ab und stattete die Spitze jeweils mit einem Igelstachel aus. Um einen stabilen Flug zu gewährleisten, befestigte er an den unteren Pfeilenden Vogelfedern. In erfahrenen Händen würden diese Pfeile und Bogen fürchterliche Waffen sein.
Natürlich wollten die Jungen sie noch am selben Tag ausprobieren. Sie freuten sich, wie hoch ihre Pfeile in die Luft flogen, und wenn sie erst einmal etwas Übung haben würden, würden diese Bogen ihnen sowohl bei der Verteidigung als auch beim Angriff große Dienste leisten. Nachdem Mr. Clifton die Tragweite der Bogen erprobt hatte, wollte er auch ihre Durchschlagskraft kennenlernen. Dazu wurde als Ziel ein Zürgelbaum gewählt. Die Pfeile, die darauf abgeschossen wurden, bohrten sich tief in das harte Holz. Als dieses Experiment beendet war, schärfte der Vater seinen Jungen ein, ihre Pfeile nicht zu vergeuden, da auf ihre Herstellung zu kostbare Zeit verwandt werden mußte.
Die Nacht war hereingebrochen; die ganze Familie zog sich in den umzäunten Hof vor der Grotte zurück. Auf der Uhr des Ingenieurs war es etwa halb neun. Dieses ausgezeichnete Instrument in seinem doppelten Goldgehäuse hatte unter dem Eintauchen ins Meerwasser überhaupt nicht gelitten. Die Uhr mußte lediglich wieder gestellt werden, da sie während Cliftons Krankheit stehengeblieben war; dazu mußte der Sonnenstand genau beobachtet werden.
Die Nachtruhe wurde abermals durch das Heulen von Schakalen gestört, in das sich andersartige Schreie mischten, wie Mrs. Clifton sie schon einmal vernommen hatte. Es trieb sich offensichtlich eine Affenherde in der Gegend herum. Gegen diese gelenkigen Tiere wäre die Palisade gewiß unzureichend gewesen, doch waren ja Affen weniger zu fürchten als Raubtiere. Dennoch nahm Harry Clifton sich vor, bei einer der nächsten Exkursionen herauszufinden, um was für eine Affenart es sich dabei handelte.
Der folgende Tag, es war Mittwoch, der 8. Mai, wurde zu verschiedenerlei Arbeiten genützt. Der Holzvorrat wurde erneuert, und bei einem Besuch im Kaninchenrevier wurden einige Wildkaninchen mit Pfeilen erlegt. An jenem Tag bat Mrs. Clifton um eine gehörige Portion Salz, da sie vorhatte, ihren um zwei Wasserschweine bereicherten Fleischvorrat einzupökeln. Marc und sein Vater holten aus Felsmulden das Salz, das dort vom Meer auf dem Weg der Verdunstung hinterlassen worden war, und brachten mehrere Pfund der wertvollen Substanz mit, die als einziges Mineral zu Speisezwecken verwendet wird. Mrs. Clifton dankte ihrem Mann und fragte ihn, ob er Hoffnung habe, ihr einmal irgendeine Art von Seife beschaffen zu können, die ihr beim Waschen so sehr zustatten käme. Clifton antwortete ihr, daß bestimmte Pflanzen sich als vollwertiger Ersatz für die Produkte der besten Seifensiedereien verwenden ließen und er durchaus zuversichtlich sei, in diesen unerschöpflichen Wäldern noch derlei Gewächse ausfindig zu machen. Im übrigen war vereinbart worden, daß jeder mit seiner Wäsche so sorgsam wie möglich umgehen sollte. Ohne gleich wie die Wilden herumzulaufen, konnten sie sich während der warmen Jahreszeit leichter anziehen und so ihre Kleider schonen, bis es Onkel Robinson gelungen sein würde, ihnen neue zu verschaffen.
Zum Abendessen kam ein bisher unbekanntes Gericht auf den Tisch. Es waren ausgezeichnet schmeckende Krebse, von denen es im Oberlauf des Flusses nur so wimmelte. Als einzigen Köder hatte der Onkel im Wasser ein Reisigbündel mit einem Stück Fleisch darauf ausgelegt. Als er es Stunden später wieder herauszog, waren sämtliche Zweige mit Krebsen besetzt. Die Tiere, deren Kalkschale ein schönes Kobaltblau aufwies, wurden gekocht, und alle fanden sie ausgezeichnet. Den Abend verwandte Onkel Robinson darauf, weitere Bambusgefäße in verschiedenen Größen anzufertigen. Ach, wenn man sie doch nur hätte übers Feuer hängen können! Doch zum Kochen war nach wie vor nur der Wasserkessel geeignet. Was hätte Mrs. Clifton nicht dafür gegeben, wenn sie einen richtigen Kochtopf besessen hätte! Worauf der Onkel erwiderte, auch ein irdener Topf sei für ihre Zwecke ausreichend und er werde ihr einen solchen herstellen,
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