Onkel Robinson
auch ein leichtes«, fügte Clifton hinzu, »das Bodengefälle auszunützen und vom See her Wasser bis zu unserem Haus zu leiten.«
»Ja, leiten wir, Monsieur, leiten wir nur!« rief der Onkel begeistert. »Das wird herrlich! Ach, da sind so viele Pläne auszuführen! Wir müßten auch da, wo der Fluß aus dem See herausfließt, eine Brücke schlagen, um das rechte Ufer schneller erkunden zu können.
»Ja«, erwiderte Clifton, »aber eine Art Ziehbrücke, denn wenn ich Ihre Beschreibung richtig verstanden habe, wird der ganze Küstenabschnitt zwischen Meer, Felswand und See vom Fluß abgedeckt?«
»Ja, Monsieur.«
»Im Norden«, sprach der Ingenieur weiter, »bildet der Fluß von der Mündung bis zu der Stelle, wo er dem See entfließt, eine für Tiere unüberwindliche Barriere. Durch den See wiederum wird bis zur Mündung des oberen Flußlaufs der nordwestliche Teil der Gegend geschützt. Wilde Tiere können also nur von Süden her zur Grotte gelangen, wenn sie vorher den See umgangen haben. Nun stellen Sie sich einmal vor, Onkel, wir könnten durch eine Palisade oder einen breiten, mit Seewasser gespeisten Graben die ganze Südpartie absperren, die sich über eine Meile hinweg vom Westufer des Sees bis zum Meer hin erstreckt, dann wären wir doch eigentlich von allen Seiten her unangreifbar? Und hätten damit eine weiträumige Einfriedung geschaffen, aus der unsere Haustiere nicht heraus-und in die wilde Tiere nicht hineinkönnten!«
»Ach, Herr Ingenieur«, rief der Onkel aus, »selbst wenn man mir ein Stück Land am Mohawk River 1 anböte, würde ich es nicht gegen solch ein Gelände eintauschen! Wir müssen uns gleich ans Werk machen!«
»Alles zu seiner Zeit, Onkel Robinson«, erwiderte Clifton und hielt den Seemann zurück, der schon zu seiner Axt gegriffen hatte. »Bevor wir das Gelände umfrieden und bevor wir überhaupt das Haus bauen, müssen wir erst einmal die Grotte schützen, die wir bewohnen, indem wir vor dem Eingang eine Palisade errichten.«
»Monsieur«, antwortete der Seemann, »ich bin bereit. Bleiben Sie nur hier am Seeufer mit Monsieur Robert und Jack, die uns ein paar Forellen fischen werden, und Monsieur Marc und ich werden in den Wald gehen und Bäume fällen.«
Dieser Vorschlag wurde angenommen. Der Onkel und sein »Neffe« Marc gingen am nördlichen Seeufer entlang auf den Wald zu. Währenddessen gaben sich die beiden jüngeren Brüder Angel-und Jagdfreuden hin. Jack ging etwas weiter südlich zu einem sumpfigeren Uferabschnitt, wo er sich einen Vorrat an Fröschen fangen wollte. Der Vater und sein zweitältester Sohn legten ihre Angeln aus, und es gelang ihnen, ein halbes Dutzend schöner Forellen aus dem See zu fischen. Mehr als einmal aber mußte Mr. Clifton den jungen Robert ermahnen, wenn der seine Ungeduld wieder nicht zügeln konnte.
Während Marc und der Seemann abwesend waren und Robert die Angeln an einer anderen Stelle auslegte, dachte der Ingenieur über die neue Situation nach, in die das Schicksal ihn gestellt hatte. Er ließ noch einmal die schwerwiegenden Ereignisse an sich vorüberziehen, die sein Leben so vollkommen verändert hatten. Die Hoffnung, seiner Familie auch unter den gegebenen Umständen ein menschenwürdiges Leben zu bieten, hatte er durchaus nicht aufgegeben, doch hätte er gerne gewußt, ob für ihn noch irgendeine Aussicht bestand, jemals seine Heimat wiederzusehen. Um das zu erfahren, mußte er als erstes feststellen, wo im Pazifischen Ozean dieses Stück Land gelegen war. Danach würde die entscheidende Frage zu beantworten sein, ob sie sich auf einer Insel oder auf Festland befanden.
Eine Positionsbestimmung ohne astronomische Instrumente war so gut wie unmöglich. Wie sollte man ohne Chronometer den Längengrad feststellen und wie den Breitengrad ohne Sextanten? Die Strecke, die die
Vankouver
gefahren war, nachdem Kapitän Harrisson zum letzten Mal das Besteck genommen hatte, ließ sich nur sehr schwer einschätzen, und dennoch verfügte der Ingenieur über keine anderen Anhaltspunkte. Das Schiff war gewiß in nördlicher Richtung von seinem Kurs abgekommen, aber bis zu welchem Breitenkreis, das ließ sich nicht ohne weiteres sagen.
Die zweite Frage würde leichter zu klären sein. Es standen Mr. Clifton nämlich zwei Möglichkeiten zur Verfügung, um herauszufinden, ob er eine Insel oder Festland unter den Füßen hatte: Er konnte den Berggipfel besteigen oder mit dem Boot eine Erkundungsfahrt unternehmen.
Der Berggipfel mochte etwa
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