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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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sobald er einmal den entsprechenden Ton dazu fände.
    Dann wurde der folgende Tag geplant. Es stand noch nicht die große Exkursion auf dem Programm, die Clifton ins Landesinnere unternehmen wollte, sondern vorerst einmal die Erkundung der kleinen Insel, von der die Kinder in ihrer Eigenschaft als Fischer oder Jäger keinesfalls mit leeren Händen zurückzukommen gedachten.
    An jenem Abend bekam die Familie noch einen Schrecken. Als es Zeit war, in die Grotte zu gehen, stellte Mrs. Clifton fest, daß der kleine Jack fehlte. Man suchte nach ihm. Vergebens. Man rief ihn. Keine Antwort.
    Man kann sich denken, was für Sorgen sich alle machten, als sie den Jungen nicht fanden. Niemand vermochte zu sagen, wann genau er verschwunden war. Schwarze Nacht lag über der Küste, denn es war Neumond. Sogleich machten sich alle auf die Suche, der Vater, die Brüder, der Onkel, jeder in einer anderen Richtung, der eine lief zum Strand, der andere zum See, und alle riefen sie laut nach dem Jungen.
    Was es mit Jacks Verschwinden auf sich hatte, fand als erster Onkel Robinson heraus – voller Erleichterung. Unter den Zürgelbäumen, an der dunkelsten Stelle der Baumgruppe, sah er den kleinen Knirps mit verschränkten Armen reglos dastehen.
    »He, Monsieur Jack, sind Sie das?« rief er ihm zu.
    »Ja, Onkel«, antwortete Jack mit zittriger Stimme, »und ich habe ganz schön Angst.«
    »Was machen Sie denn da?«
    »Tapfer sein!«
    Ach, der gute Junge! Der Onkel nahm ihn in die Arme und lief mit ihm zu seiner Mutter. Als die anderen von seiner Antwort erfuhren und begriffen, daß er hatte tapfer werden wollen, brachte es keiner mehr übers Herz, ihn zu schimpfen. Der Junge wurde von der ganzen Familie geherzt und geküßt; dann wurden die Nachtwachen eingeteilt, und man ging zu Bett.
    Am folgenden Morgen, es war Donnerstag, der 9. Mai, wurde die geplante Exkursion vorbereitet. Harry Clifton, seine drei Söhne und der Onkel bestiegen das Boot, um als erstes um die Insel herumzufahren. Als sie den Kanal überquert hatten, begann die Erkundung. Der der Küste gegenüberliegende Inselteil hatte ein felsiges Steilufer, und als sie die Nordspitze umfahren hatten, bemerkte der Ingenieur, daß der Westküste zahlreiche Klippen vorgelagert waren. Die Insel war etwa eineinhalb Meilen lang und maß an ihrer breitesten Stelle im südlichen Teil höchstens eine Viertelmeile. Da sie im Norden spitz zulief, glich sie in etwa dem Schrotbeutel eines Jägers.
    Die Entdeckungsreisenden gingen am südlichen Inselende an Land. Dabei scheuchten sie eine Unzahl von Vögeln auf, zum größten Teil Möwen, die im Sand und in Felsspalten nisteten. An ihrem spitzen Schwanz erkannte Clifton insbesondere jene Art, die gemeinhin als Raubmöwe bezeichnet wird. Diese ganze Vogelwelt flatterte nun davon, so schnell sie nur konnte.
    »Aha!« sagte Clifton. »Diese Vögel wissen anscheinend, was sie von menschlicher Gegenwart zu befürchten haben.« »Sie halten uns wohl für besser bewaffnet, als wir es tatsächlich sind«, erwiderte der Onkel, »aber da drüben sind andere, die sich nicht davonmachen werden, und zwar aus gutem Grund.«
    Die Tiere, die der Onkel meinte, waren schwerfällige Vertreter vom Stamm der Vögel, und zwar gansgroße Taucher, deren ungefiederte Flügel sie nicht zum Fliegen befähigen.
    »Was für plumpe, unbeholfene Vögel!« rief Robert aus.
    »Das sind Trottellummen«, antwortete Clifton, »und sie tragen ihren Namen zu Recht.«
    »Na«, sagte Marc, »die werden jetzt unsere Pfeile zu spüren bekommen.«
    »Es ist gar nicht nötig, daß wir unsere Igelstacheln abnützen«, entgegnete der Onkel. »Mit diesen dümmlichen Tieren werden auch unsere Stöcke fertig.«
    »Essen kann man sie aber nicht«, wandte der Vater ein.
    »Das stimmt zwar«, erwiderte der Onkel, »aber sie sind wandelnde Fettreserven, und dieses Fett sollten wir nicht geringschätzen.«
    Daraufhin stürzten alle mit erhobenem Stock auf die Trottellummen zu. Es war dies aber keine Jagd, sondern ein Massaker. Etwa zwanzig Lummen ließen sich erschlagen, ohne auch nur einen Fluchtversuch zu machen. Dann wurden sie ins Boot geschafft.
    Ein paar hundert Schritte weiter stießen die Jäger auf eine andere Schar von Tauchern, die zwar nicht weniger dumm, aber zumindest eßbar waren. Es handelte sich dabei um Pinguine, deren Flügel zu Flossen umgewandelt und mit einigen schuppenförmigen Federn bedeckt sind. Von diesen so leicht zu erschlagenden Tieren wurden nicht mehr getötet, als

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