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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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Er rammte sie tief hinein und verband sie untereinander mit fest angebrachten Querhölzern. Am Fuß der Palisade ließ Clifton eine Agavenart pflanzen, die an der Felswand wuchs. Diese Agave, eine Art amerikanischer Aloe, würde mit ihren harten, dornigen Blättern bald eine undurchdringliche Hecke bilden.
    Die Arbeiten an der Palisade wurden am 6. Mai beendet; der Grotteneingang war nun gut geschützt. Harry konnte sich zu seiner Idee nur beglückwünschen, denn schon in der folgenden Nacht schlich ein Rudel Schakale um das Lager. Sie vollführten einen ohrenbetäubenden Lärm. Das in die Dunkelheit hineinflackernde Feuer hielt sie auf Abstand. Als sich einige der Tiere dennoch bis zur Palisade vorwagten, bewarf der Onkel sie mit glühenden Holzstücken, so daß sie heulend die Flucht ergriffen.
Fußnoten
    1 Fluß, der bei Albany in den Hudson mündet.
     
    2 Ein Zoll entspricht etwa 2,7 cm.
Kapitel 18
    Als diese Arbeit beendet war, mußten sie unverzüglich darangehen, ihre Vorräte aller Art zu erneuern. Selbstverständlich war Mr. Clifton mittlerweile wieder im Vollbesitz seiner Kräfte. Seine völlig verheilte Wunde bereitete ihm keine Schmerzen mehr. Er würde nun all seine Tatkraft und seinen Erfindungsreichtum zum Wohlergehen seiner kleinen Kolonie einsetzen können.
    Es war Dienstag, der 7. Mai. Während die Kinder nach dem Frühstück an Strand und Felswand fischten und Eier suchten, fuhren Harry Clifton und Onkel Robinson mit dem Boot zur Austernbank. Das Meer war ruhig, und von Land her wehte ein günstiger Wind. Die Überfahrt verlief ohne Zwischenfälle. Clifton sah aufmerksam auf die Küste hinüber. Es fiel ihm auf, wie zerklüftet sie war. Daß der Boden so zerfurcht und mit riesigen Felsen gespickt war, mußte allem Anschein nach auf die Expansion plutonischer Kräfte zurückzuführen sein. Für den naturwissenschaftlich sehr bewanderten Ingenieur konnte es da keinen Zweifel geben.
    Als der Onkel und er die Austernbank erreicht hatten, begannen sie sofort, die Weichtiere aufzusammeln, so daß das Boot bald vollgeladen war. Dieser Austernvorrat war wirklich unerschöpflich.
    Da dem Onkel wieder die Geschichte mit der Schildkröte eingefallen war und er nun keinen Grund mehr sah, diese interessanten Amphibien zu schonen, schlug er Clifton vor, zwischen den Felsen ein wenig herumzustöbern. Also fuhren sie zum Strand und machten sich auf die Jagd. Kleine Haufen, die sich hier und da auf dem Sand wölbten, erregten Cliftons Aufmerksamkeit. Als er in diesen Hügelchen herumbohrte, fand er eine Anzahl vollkommen runder Eier mit harter, weißer Schale vor. Es waren Schildkröteneier, deren Eiweiß die Eigenschaft aufweist, bei Hitze nicht zu gerinnen wie das Weiße von Vogeleiern. Dieser Strand war offensichtlich ein von Meeresschildkröten gerne aufgesuchter Platz. Die Tiere gingen hier an Land, legten ihre Eier ab und überließen es der Sonne, sie auszubrüten. Es waren viele Eier, was aber nicht zu verwundern braucht, denn jede dieser Schildkröten kann jährlich bis zu zweihundertfünfzig Eier legen.
    »Das ist ja ein richtiges Eierfeld!« rief der Onkel. »Sie sind reif, und wir brauchen sie nur noch zu ernten.«
    »Nehmen wir nur so viele wie nötig, teurer Gefährte«, erwiderte Clifton. »Wenn diese Eier erst einmal ausgegraben sind, verderben sie schnell. Es ist besser, wenn wir die Jungen ausschlüpfen lassen und diese uns später neue Eier legen.«
    So sammelte der Onkel also nur ein Dutzend Eier auf. Dann gingen Clifton und er zurück zum Boot. Sie setzten das Segel und langten eine halbe Stunde später an der Felswand an. Die Austern wurden im Park ausgesetzt und die Eier der Mutter übergeben, die sie für das Mittagessen zubereitete.
    Nach dem Essen wollte der Onkel mit Mr. Clifton über das Thema Waffen sprechen. Schließlich konnten sie nicht immer nur mit Steinen und Stöcken auf die Jagd gehen. Das war zu primitiv, zu wenig wirksam und bot auch nicht genügend Schutz. An Pistolen und Gewehre war nicht zu denken, aber auch Pfeil und Bogen waren eine schlagkräftige Waffe, wenn sie nur von guter Qualität waren. Daher beschloß der Onkel, welche anzufertigen.
    Vor allem galt es, dazu das geeignete Holz zu finden. Zum Glück entdeckte Harry Clifton zwischen Kokospalmen einen Baum, der unter dem Namen Airi oder Crejimba bekannt ist und aus dessen Holz die südamerikanischen Indianer ihre besten Bögen schnitzen. Der Vater und seine Kinder schnitten einige Crejimba-Zweige ab und nahmen sie

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