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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition)
Autoren: Frans Brood
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Gesicht. Es war fast ein wenig kitschig. Von oben sahen ihre Augenbrauen aus wie die vom Wind gebeugten Bäume um einen Bauernhof in Schonen. Er musste sich zurückhalten, um nicht über die feinen Härchen zu streichen. Belustigt dachte er darüber nach, dass er vor wenigen Tagen noch in Betracht gezogen hatte, schwul zu sein.
    Plötzlich schlug Lisa die Augen auf.
    Sie lächelte Teever an und kuschelte sich an ihn.
    „Willst du noch etwas üben?“ fragte sie und drückte sich stärker an seinen Körper. „Mir scheint es fast so.“
    Teever nickte und küsste ihre Brauen.
    Lisa, Helgi, Ellen und Teever aßen die Reste vom Vorabend, als das Telefon klingelte.
    „Die Nudeln schmecken merkwürdig“, hatte Ellen gerade festgestellt, ehe sie nach einem heimlichen Ellenbogenschlag Teevers in die Seite hastig hinzufügte.
    „Äh, interessant wollte ich sagen.“
    „Hier Lennart“, meldete sich Axelsson.
    „Ja?“ erwiderte Teever kühl.
    Wenn er eine Entschuldigung dafür erwartet hatte, dass man ihn nicht von der Freilassung Kents unterrichte hatte, wurde er enttäuscht. Oder auch nicht.
    „Hast du eine Idee, wo Kent ist?“ fragte Axelsson.
    Es dauerte einen Moment, ehe Teever seine Verblüffung ablegte. Auch die Erfüllung einer Erwartung kann überraschen. Keine Entschuldigung, in Ordnung, aber vielleicht ein Dankeschön?
    „Das fragst du mich? Ihr habt ihn doch selbst aus dem Gefängnis abgeholt.“
    „Ja, klasse, nicht wahr. Sie konnten ihn einfach nicht mehr dabehalten. Unser Anwalt hat ganze Arbeit geleistet. Der Staatsanwalt konnte gar nicht mehr anders.“
    Teever traute seinen Ohren nicht. Der Anwalt war der Held des Tages und erntete die Lorbeeren? Doch anstatt seinen eigenen Anteil an der Freilassung zu erwähnen, verfiel er wieder in alte Gewohnheiten und hielt den Mund.
    Dann fuhr Axelsson fort: „Wir haben Kent zu Hause abgesetzt. Er wollte sich etwas anderes anziehen und dann mit uns gemeinsam essen. Doch er ist nicht gekommen.“
    Obwohl er überhaupt keine Lust dazu hatte, fragte Teever: „Und?“ Es klang nach: „Wie kann ich helfen?“
    „Du weißt doch, wer seine Freunde sind? Kann er da sein? Wir kennen diese Leute doch gar nicht.“
    Traurig, dachte Teever.
    „Sein bester Freund sitzt weiter. - Hast du es noch mal in seiner Wohnung probiert?“
    „Da macht keiner auf. Er geht auch nicht ans Telefon.“
    „Ich kann mich ja mal umhören“, beendete Teever das Gespräch. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Er wollte sowieso noch etwas klären. Für sich, nicht für Lennart Axelsson.
    Bevor Teever Lisa in Härlingetorp absetzte, bat er sie um einen Gefallen. Eigentlich waren es zwei. Erstens musste sie Schmiere stehen, während er erneut in das Haus von Waldén einbrach, um ein Foto zu stehlen. Er hätte auch Wilhelmsson bitten können, ihm eines der pornografischen Bilder aus „Cäcilies Heim“ zu mailen, doch er wollte keine Pferde scheu machen.
    Auf Waldéns Hof hatte sich nichts verändert. Mit dem Ableben seines Besitzers war in Backen die Zeit stehengeblieben. Teever musste unwillkürlich an die Zimmer verstorbener Kinder denken, deren trauernde Eltern die Räume völlig unverändert ließen, so, als ob dadurch die Möglichkeit auf eine wundersame Rückkehr erhalten bliebe.
    Teever fand rasch, was er suchte. Das Fotoalbum lag am selben Platz wie beim letzten Mal. Vorsichtig löste Teever ein Bild aus den Fotoecken und steckte es in die Tasche. Wer auch immer das Haus erbte, dürfte den Verlust verschmerzen können. Er fragtesich, ob Annika Aulin mit ihren Kindern hier bald einziehen würde.
    Der zweite Gefallen, den Lisa ihm tun sollte, war die Identifizierung der Uhr, die Waldén scheinbar niemals abgenommen hatte. Nicht bei der Arbeit, nicht beim fröhlichen Baden im Meer und nicht, wenn er Kinder missbrauchte.
    Lisa sah sich das Foto genau an, hielt es verschieden zum Licht. Dann sagte sie: „Das ist eine Breitling Navitimer Cosmonaute, würde ich sagen.“
    Teever zeigte auf seine eigene Armbanduhr.
    „Teurer als die?“
    Sie pfiff leise und nickte.
    „Aber hallo. In Deutschland um die 5.000 Euro.“
    Teever rechnete den Betrag in Kronen um.
    „Die würde sicher auch gebraucht noch einen guten Preis erzielen“, stellte er fest.
    Lisa nickte.
    Unschlüssig stand Teever vor dem Haus, in dem sich Kents Wohnung befand. Es brannte immer noch kein Licht. Vor dem Eingang lag der kleine farbige Junge im Schnee und ruderte mit den Armen und Beinen.
    Teever trat an ihn
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