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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition)
Autoren: Frans Brood
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zu haben.
    Der junge Mann lag immer noch so da, wie er ihn wenige Minuten zuvor zurückgelassen hatte. Teever sah sich um, so gut es die Lichtverhältnisse zuließen. Wo würde er selbst einen Schlüssel aufbewahren, wenn er kein Schlüsselbrett hätte?
    Früher hatte Teever seinen Schlüsselbund immer auf den Küchentisch geknallt. Doch in der Küche lag nichts außer dem immer stärker vor sich hin schimmelnden Geschirr.
    Dann sah Teever eine Jacke auf dem Boden liegen. Er hob sie auf und befühlte die Taschen. Bis auf eine Brieftasche waren sie leer.
    Teever sah Kent an.
    Ganz vorsichtig strich er über die Hosentasche der Jeans. Wenn ihn jetzt jemand sah oder der Junge aufwachen würde, käme er in ernsten Erklärungsnotstand.
    Doch er hatte doppeltes Glück. Kent schnarchte weiter und in der Tasche fühlte er ein Schlüsselbund. Behutsam zog Teever ihn heraus. Er hielt das Bund ins Licht. Die Marke eines der Sicherheitsschlüssel passte zumindest schon mal.
    Leise verließ er die Wohnung und ging ohne jemanden zu treffen in den Keller.
    Der Schlüssel drehte sich ohne Widerstand im Schloss.
    Teever tastete neben der Zarge an der Wand entlang und fand den Lichtschalter. Dann zog er die Tür von innen zu.
    Teever schätzte den Kellerraum auf drei mal vier Meter. An der linken Wand stand eine wunderbare alte Küchenanrichte mit verblichenen Vorhängen hinter Glas. Sie wäre abgebeizt ein Schmuckstück, dachte er und fragte sich, wieso Kent sie nicht zu Geld gemacht hatte. Teever öffnete die Türen und die Schubladen. Werkzeug, Nägel und Schrauben. Ersatzteile für das Motorrad. Ein Stapel Zeitschriften verblich in einer der Schubladen. Der Adressaufkleber zeigte einen Mikael Ottosson als Empfänger. Teever blätterte in der obersten Ausgabe des Magazins. Als es gedruckt wurde, bin ich noch zur Schule gegangen, dachte er. Ihm kam in den Sinn, wie er damals errechnet hatte, wie alt er zur Jahrtausendwende sein würde. Unvorstellbar alt. Das war nun auch schon wieder etliche Jahre her.
    Die Zeitschrift berichtete von Stars und Politikern, die längst tot oder vergessen waren. Die bunte Werbung wirkte auf Teever wie aus einer anderen Welt. Die Produkte gab es nirgendwo mehr zu kaufen, neuste Technik war hoffnungslos veraltet. Er legte das Heft zurück in den Schrank und schob die Schublade zu. Sie glitt lautlos in den Schrank. Teever bewunderte die gute handwerkliche Arbeit. Nicht zu vergleichen mit dem Mist, den sie heute in den großen Möbelgeschäften anboten. Früher hielten die Möbel ein ganzes Menschenleben. Er dachte an das Schlafzimmer von Waldén. Heute geht beim zweiten Aufbau alles kaputt; an einen Dritten ist gar nicht zu denken.
    Was für eine Verschwendung, sinnierte Teever und strich mit der Hand über das Holz des Schranks.
    Neben der Anrichte standen in einem bunten Sammelsurium Skier und Skistöcke, mehrere Eishockeyschläger, Schaufeln und Holzleisten in unterschiedlichen Längen.
    An der rechten Wand lehnte ein altes Militärfahrrad mit einem Platten und ohne Sattel. Daneben stand ein kleiner billiger Kickroller, davor Kents Mokick. Es war sicher nicht ganz einfach gewesen, es durch das Treppenhaus in den Keller zu verfrachten. Allerdings war ein Motorrad in Schweden im Winter nur etwas für Verrückte. Oder für Helgi.
    An der Stirnseite standen Kartons mit allerlei Krimskrams. In einem normalen Haushalt hätte Teever sie für normale Flohmarktartikel gehalten. Reste verlebter Kindheiten. Unnütze Geschenke. Unmodernes Zeug. Dinge, für die das Magazin in der Schublade warb. Wahrscheinlich würde der Inhalt auch dieser Kartons auf einem Markt landen; die Herkunft hier aber war garantiert illegal.
    Das größte Interesse jedoch erweckte ein abgeschlossener, tiefer Metallschrank von ungefähr einem Meter Höhe, auf dem ein vertrockneterBlumenstrauß in einer Vase ohne Wasser stand. Teever fragte sich, was Kent zu diesem Ensemble bewogen haben mochte.
    Er überprüfte den Schlüsselbund, doch kein Schlüssel schien zu passen. Er sah sich um. Auf der Anrichte lagen eiserne Regalbrettträger, die Kent wohl in die bereits an der Wand befestigten Schienen einhängen wollte.
    Teever verspürte wenig Lust, noch mal in Kents Wohnung zu gehen. Man konnte sein Glück auch überstrapazieren. Kurzentschlossen griff er das kalte Metall eines der weißen Träger, steckte es in den schmalen Schlitz zwischen den blechernen Türen des Schrankes und ruckte kräftig. Mit einem knarrenden Ächzen sprangen die Türen
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