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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition)
Autoren: Frans Brood
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Krankenhaus?“
    „Nein. Zu Hause.“
    „Mit seiner Mutter und der Tochter als Zeugin?“
    „Ja.“
    „Klasse Zeugen. Sehr vertrauenswürdig“, sagte Teever und fügte hinzu: „Zur Sicherheit solltet ihr die Aulin unter die Lupe nehmen.“
    „Ein Kollege ist gerade auf dem Weg zu ihr.“
    „Viel Erfolg.“
    Teever wurde relativ schnell klar, dass er der Koch in ihrer Beziehung sein würde. Wenn es denn dazu käme.
    Teever hör auf!
    Doch an diesem Abend sah die Sache gut aus.
    In der Küche war Lisa hektisch und ungeduldig. Mit dem Küchenmesser hantierte sie wie mit einem Henkersbeil. Teever taten die Zwiebeln und der Speck fast leid. Und das Salzen würde er zukünftig wieder selbst übernehmen.
    „Bin halt verliebt“, entschuldigte sie sich mit einem deutschen Sprichwort und einem schelmischen Grinsen.
    Teever war beeindruckt, wie sich von Tag zu Tag, eher von Stunde zu Stunde, Lisas Schwedisch verbesserte. Auch wenn nicht immer alle Formulierungen saßen, konnte sie scheinbar auf einen großen Wortschatz zurückgreifen, der unter einer dicken Schicht Unsicherheit verborgen gelegen hatte. Teever war darüber glücklich, weil er seinem Englisch nicht traute und es als sehr schwierig empfand, Gefühle und Stimmungen in einer fremden Sprache unmissverständlich und authentisch auszudrücken.
    Sie ist halt verliebt, dachte er glücklich und diese Entschuldigung würde den gewiss gewöhnungsbedürftigen Geschmack der Nudeln mehrfach wieder aufwiegen.
    Während des Kochens hatte Teever aus dem Fenster gesehen. Obwohl es in Växjö geschneit hatte, war der Himmel über der Kanuzentrale fast sternenklar.
    Er füllte das Abendessen in zwei Warmhaltegefäße. Dann drückte er Lisa seinen dicksten Pullover in die Hand.
    „Zieh dich warm an“, sagte er, „wir essen auswärts.“
    Lisa sah ihn überrascht, aber auch erwartungsvoll an und tat, wie ihr geheißen.
    Teever führte sie ganz an das Ende seines Grundstücks. Auf einer Landzunge stand ein grob gezimmerter Unterstand. Teever hatte Felle auf die langen Holzbänke gelegt, die die Wand der Hütte säumten. Bevor er ein Feuer anzündete, bat er Lisa, die Augen zu schließen und zu lauschen.
    „Hörst du den See?“ fragte er.
    Wenn es in Teevers Welt Momente gab, die in ihm Betrachtungen der Dinge auslösten, die andere vielleicht als Religiosität beschrieben hätten, waren es diese Winternächte unter freiem Himmel.
    Nach einer Weile nickte sie. Die Spannungen des Eises entluden sich in lang gezogenen Lauten. Lisa suchte nach einem Wort, doch sie konnte es nicht finden. Musik von Pink Floyd kam ihr in den Sinn oder Jean Michael Jarre. Walgesänge.
    „Unbeschreiblich“, sagte sie.
    „Jetzt öffne die Augen und sieh den Himmel an.“
    Sie hatte zwar schon früher bemerkt, wie viele Sterne mehr man in der klaren Luft Schwedens sehen konnte als unter der Dunstglocke in Deutschland, aber an diesem Abend schienen besonders viele Lichter am Himmel zu sein.
    „Es ist wunderschön“, sagte sie leise, so als ob ihre Stimme die Sterne vertreiben könnte.
    Sie nahm die Hand von Teever.
    Plötzlich rief sie ganz aufgeregt: „Was war das?“
    Ein kurzer Lichtstrahl war über den östlichen Himmel gezogen.
    „War das eine Sternschnuppe? Ich habe noch nie eine Sternschnuppe gesehen.“
    Teever lachte ungläubig.
    „Du darfst dir etwas wünschen“ sagte er. „Aber nicht verraten, sonst geht der Wunsch nicht in Erfüllung.“
    Dann setzten sie sich an das knisternde Feuer, kuschelten sich in die Felle und aßen die versalzenen Nudeln. Dazu tranken sie Bier.
    Lisa liebte Bier aus Dosen.

28. Dezember: Benjamin
    Teevers Wunsch, was auf Lisas Notiz für ihre Familie gestanden hatte, war in Erfüllung gegangen. Nach dem Essen hatten sie eine Weile in das Feuer gesehen und geschwiegen, ehe Lisa Teever geküsst und ihn gefragt hatte, ob sie draußen in der Kälte oder gemütlich in seinem Bett schlafen wollten.
    Teevers Herz klopfte bis zum Hals.
    „Es ist lange her“, krächzte er mit belegter Stimme.
    Sie lächelte und summte: „Verdamp lang her, lalala“ und erläuterte auf Teevers Blick hin: „Ein Lied von einer deutschen Band.“
    „Hörst du viel Musik?“ stellte er fragend fest.
    Lisa nickte. „Sie trägt mich durch den Tag“, und fügte hinzu:
    „Das andere verlernt man nicht. Und wenn doch, macht das Üben Spaß.“
    Teever war vor Lisa erwacht. Ohne Albträume, die nachwirkten. Lisa lag in seinem Arm. Ein matter Lichtstrahl fiel auf ihr friedliches
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