Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition)
Autoren: Frans Brood
Vom Netzwerk:
heran.
    „Ich mache Schneeengel“, sagte der Junge fröhlich und sprang auf. „Klasse, oder?“
    Teever nickte, weil er nicht genau wusste, was er antworten sollte. „Willst du zu Kent?“ fragte der Junge.
    Teever wiederholte sein Nicken.
    „Der ist wieder da. Die Bullen haben ihm nichts beweisen können.“
    „Hat er das gesagt?“ fragte Teever, „ist er jetzt zu Hause?“
    „Wäre er sonst wieder da?“ antwortet der Junge und warf sich erneut in den Schnee. Ihm schien klar oder völlig egal zu sein, dass Kent ein Mörder war. Der Junge war zu jung dafür, doch Teever musste an die Bilder von Kindersoldaten denken, die völlig abgestumpft und brutal unter Druck gesetzt in Afrika aufeinander losgelassen wurden, ohne wirklich zu kapieren, was sie taten.
    Teever drückte auf den silbernen Klingelknopf. Niemand öffnete.
    „Meinst du, dass er zu Hause ist?“ wiederholte Teever seine Frage.
    „Klar. Ich bin den ganzen Tag hier gewesen. Außerdem spielt Musik.“
    Der Junge zeigte auf den Balkon. Jetzt hörte Teever es auch. Stampfende Bässe. Die Balkontür schien nur angelehnt zu sein.Sein Blick wanderte an der Fassade entlang. Seit seiner Jugend war seine Kletterkunst etwas eingerostet, aber der Aufstieg sah nicht schwierig aus. Da die Regenrinne, der Mauervorsprung, das Geländer. Es schien machbar.
    Teever ging zum Eingang und klingelte erneut anhaltend. Als wieder nichts geschah, trat er an die Regenrinne und begann den Aufstieg. Der Junge sah ihm interessiert zu.
    „Ich muss prüfen, ob Kent nichts passiert ist“, presste er hervor und versuchte, den Halt an dem kalten Metall nicht zu verlieren.
    Doch den Jungen schien nicht zu interessieren, warum Teever die Fassade erklomm, sondern machte weiter Engel.
    Kurz bevor er den Balkon erreichte, rutschte Teever auf einer gefrorenen Stelle des Betons ab. Einen Augenblick hing er an einer Hand am Geländer. Sein Herz schlug und er keuchte. Seine Verletzungen machten sich bemerkbar. Dann fasste sein Fuß halt und er kletterte über das Geländer auf Kents Balkon. Vor der Tür stand ein Karton mit dem Aufdruck „Damenbinden“. Teever sah jede Menge Bierdosen darin. Ein vertrockneter Ficus wartete auf seine Entsorgung. An einer Wäscheleine hing ein steif gefrorenes Handtuch wie Trockenfisch.
    Teever schob die Tür vorsichtig auf. Er benötigte einen Augenblick, um sich an das Halbdunkel des Raumes zu gewöhnen. Dann sah er Kent. Der Junge lag halb auf dem Sofa, halb auf dem Boden. Teever schob die Tür auf und betrat den Raum. Ein dunkler Fleck hatte sich auf der Brust des jungen Mannes ausgebreitet. Das T-Shirt kannte Teever schon aus dem Gefängnis.
    Teever trat an Kent heran. Als er ihn berührte, um den Puls zu fühlen, fing Kent plötzlich laut an zu schnarchen.
    „Er lebt“, ging es Teever durch den Kopf und er spürte so etwas wie Erleichterung. Der Fleck auf dem T-Shirt schien das zu sein, was Kent wohl an Unmengen in sich hineingeschüttet hatte. Auf dem Boden lagen zahlreiche Bierdosen, eine geöffnete und fast leere Flasche Wodka stand auf dem Couchtisch.
    Einen Augenblick dachte Teever daran, Kent auf das Sofa zu heben, doch er wollte es nicht riskieren, ihn zu wecken. Noch nicht.
    Stattdessen setzte er sich an den Schreibtisch und suchte nach den Computerausdrucken, die ihm bei seinem ersten Besuch aufgefallen waren. Sie lagen an derselben Stelle wie vor ein paar Tagen. Was seit dem alles passiert ist, dachte Teever. Vor allem Lisa.
    Seine Uhrmacherin.
    Beide Ausdrucke beschrieben den gleichen Artikel von zwei unterschiedlichen Anbietern. Ein Jugo25 und Schatzimaus007 boteneine Breitling Navitimer Cosmonaute an. Originale, keine Repliken. Beide Auktionen waren längst beendet.
    Kent wälzte sich im Schlaf und rutschte ganz auf den Boden, ohne dabei zu erwachen. An seinem Handgelenk klirrte leise eine billige Digitaluhr von Casio an ihrem Armband aus Metall.
    Teever war mit einem Mal klar, dass Kent keine Uhr kaufen wollte. Er wollte verkaufen und hatte Preisvergleiche betrieben. Teever fragte sich, ob Kent den Verkauf schon getätigt hatte. Er stand auf und trat in den Flur. Dann wählte er die Nummer von Wilhelmsson.
    „Daniel, eine Frage noch. Habt ihr nun bei Kent Axelsson oder Freddy Borg eine Armbanduhr sichergestellt?“
    „Ich verstehe dich kaum. Warum flüsterst du?“
    „Hier schläft jemand“, erwiderte Teever nur.
    „Was hast du nur immer mit einer Uhr“, wunderte sich Wilhelmsson, versprach aber nochmals, in den Akten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher