Onkel Schwein (German Edition)
Die unangenehme Stimme der Anwaltsgehilfin belehrte Teever über die Tatsache, dass die Kanzlei wegen Urlaubs bis zum 7. Januar geschlossen sei. Im Übrigen sei man auch nicht über Mobiltelefon zu erreichen.
Scheiße, dachte Teever. Bei meinem Pech hat nun bestimmt auch Lisa keine Zeit mehr für mich.
Doch Lisa freute sich, Teever zu sehen und begrüßte ihn mit einem Kuss und einer innigen Umarmung.
„Ich habe dich vermisst“, sagte sie und löste sich, als sie seine Verkrampfung spürte.
„Was ist los? Sorgen?“
Teever zögerte, ehe er antwortete.
„Deine Familie?“
Sie ließ ihn ganz los und lachte.
„Keine Angst. Erstens sind sie gerade nicht da und zweitens haben die schon mal gesehen, wie ich jemanden geküsst habe.“
Teever spielte den Schmollenden.
„Bitte keine Einzelheiten.“
Sie lachte wieder und zeigte ihre strahlend weißen Zähne.
„Er konnte nicht so gut küssen wie du.“
Teever merkte, dass er rot anlief.
„Wohin wollen wir“, fragte Lisa und schob ihn ins Haus. „Essen gehen?“
Teever überlegte.
„Am liebsten esse ich ja zu Hause“, sagte er schließlich und dachte dazu: Nichts gegen Helgi oder Ellen, aber besonders in so netter Begleitung.
„Wir könnten gemeinsam etwas kochen.“
Sie lachte und wieder zeigte sich das Grübchen auf ihrer linken Wange.
„Ich bin nicht so begabt.“
„Darauf kommt es nicht an. Wir fahren zum Supermarkt und kaufen ein. Worauf hast du Lust?“
Wenig später saßen sie im Wagen. Lisa hatte sich einen Mantel angezogen und eine Notiz für ihre Familie auf den Tisch gelegt. Teever hatte nicht gewagt zu fragen, doch er hoffte, dass darauf stand: Bleibe über Nacht.
Im Radio lief Driver’s Seat. Ein kraftvolles, Kraft spendendes Lied. Hätte Teever gar nicht benötigt.
Als sie an Annika Aulins Haus vorbeifuhren, spielte Martin im Garten. Teever erzählte Lisa, wie er und dessen Mutter in den Fall verwickelt waren.
„Ist es richtig, sich so auf diesen Berg zu konzentrieren?“ sprach sie Teevers Gedanken laut aus, „auch sie hier scheint mir ein schönes Motiv zu haben.“
„In der Hoffnung auf ein Erbe die monatliche Unterstützung zu riskieren?“
Sie wog den Kopf. „Das oder einfach nur Rache. Sie scheint mir, wenn ich dich richtig verstehe, etwas labil zu sein.“
Teever fragte sich, ob ausgerechnet er labile Menschen beurteilen konnte.
Oder gerade er.
„Und“, fuhr Lisa fort, „deutet diese Brutalität nicht auf eine persönliche Verwicklung hin? Ich kenne mich nicht so aus, aber das macht doch kein Einbrecher oder jemand, der im Kampf zufällig zu weit gegangen ist. Der hätte diesen Waldén liegen gelassen. Oder verscharrt.“
Teever nickte zustimmend. Außerdem traute er, wie schon Wilhelmsson gegenüber erwähnt, Berg diese grausame Fantasie nicht zu. War Annika Aulin dazu imstande?
Lisa sah zur Uhr.
Plötzlich fiel ihm ein, was er schon seit Tagen erledigen wollte.
Er entschuldigte sich bei Lisa und wählte die Nummer von Wilhelmsson.
„Daniel“ fragte er nach der kurzen Begrüßung, „habt ihr eigentlich bei Waldén eine teure Armbanduhr gefunden?“
Lisa sah ihn fragend an.
„Ich kann mich nicht erinnern. Warte, ich sehe mal kurz in den Unterlagen nach.“
Teever fragte sich, ob er damit den Computer oder einen klassischen Aktenordner meinte. Er konnte weder ein Papierrascheln noch das Tippen auf einer Tastatur hören.
„Warum fragst du?“ fragte der Kriminalbeamte nebenher.
„Ich habe da eine Vermutung“, meinte er. Tatsächlich war es eine Befürchtung.
Endlich antwortete Wilhelmsson. Sie hatten schon fast den Supermarkt erreicht. Schneeflocken stoben vor den großen Lampen, die den Parkplatz beleuchteten. Ein paar umgekippte Einkaufswagen lagen im Schnee. Jemand hatte Altpapier umher geworfen.
Teever zeigte auf die lange Schlange bei McDonalds. „Wir können auch da essen“, flüsterte er Lisa zu. Sie verzog in gespieltem Entsetzen das Gesicht und formte ein Kreuz aus ihren Zeigefingern.
„Also, ich habe“, sagte Wilhelmsson, „keine Angaben zu einer Uhr. Allerdings komme ich gerade nicht an alle Akten. EDV-Probleme. Ist es wichtig?“
„Ja“, sagte Teever nur.
„Gut, ich melde mich, sobald ich mehr weiß.“
„Wie geht es Berg?“
„Ein komischer Kauz. Irgendwie heruntergekommen. Er leugnet weiterhin, etwas mit dem Tod von Waldén zu tun zu haben. Behauptet plötzlich sogar so etwas wie ein Alibi vorweisen zu können. Er wäre krank gewesen.“
„Im
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