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Onkel Toms Hütte

Titel: Onkel Toms Hütte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beecher-Stowe Harriet
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und dessen Sohn an einen Händler ausgeliefert werden soll, alles unter dem Schutz des Gesetzes eines christlichen Volkes.
    »Was fangen wir an, Georg?« fragte Eliza mit schwacher Stimme.
    »Ich weiß, was ich tun werde«, erwiderte Georg, ging nach nebenan und prüfte seine Pistolen.
    »Ja, ja«, sagte Phineas und nickte Simeon zu, »da siehst du die Wirkung.«
    »Ich sehe es wohl«, antwortete Simeon und seufzte; »ich bete nur, daß uns das erspart bleibt.«
    »Ich will niemand meinetwegen in Ungelegenheit bringen«, sagte Georg. »Wenn Ihr mir Euren Wagen leiht und uns den Weg zeigt, will ich wohl allein zur nächsten Station fahren. Jim ist bärenstark und so tapfer wie der Tod und Teufel.«
    »Alles gut und schön, Freund«, bemerkte Phineas, »trotzdem brauchst du einen Kutscher. Du magst das Kämpfen schon allein besorgen, weißt du; aber vom Weg verstehe ich mehr.«
    »Aber ich mag Euch nicht mit hineinziehen.«
    »Hineinziehen«, wiederholte Phineas mit einem verschlagenen Gesichtsausdruck, »ich möchte nur wissen, wann du mich hineinziehen solltest!«
    »Phineas ist ein kluger und geschickter Mann«, sagte Simeon. »Du tust gut daran, Georg, wenn du dich auf ihn verläßt; außerdem«, setzte er freundlich hinzu, Georg die Hand auf die Schulter legend und auf die Pistolen deutend, »sei damit nicht zu voreilig; junges Blut ist hitzig.«
    »Ich werde keinen Menschen angreifen«, sagte Georg. »Alles, was ich von diesem Lande verlange, ist, in Ruhe gelassen zu werden, dann werde ich es friedlich verlassen; aber« – er machte eine Pause; seine Stirn umwölkte sich, und es arbeitete in seinem Gesicht – »meine Schwester wurde verkauft auf jenem Markt in New Orleans. Ich wußte wozu. Und da soll ich ruhig zulassen, daß sie mein Weib verkaufen, wenn Gott mir doch starke Arme gab, um sie zu verteidigen? Nein, Gott steh mir bei! Ich werde bis zum letzten Atemzug kämpfen, ehe sie mir Weib und Kind nehmen. Könnt Ihr mich deshalb tadeln?«
    »Sterbliche Menschen können dich gewiß nicht tadeln, Georg. Fleisch und Blut können nicht anders handeln«, antwortete Simeon. »Wehe der Welt wegen des Ärgernisses, aber wehe denen, so das Ärgernis geben.«
    »Und Ihr, würdet Ihr nicht auch an meiner Stelle ebenso handeln?«
    »Ich bete zu Gott, daß er mich nicht in Versuchung führt«, sagte Simeon, »das Fleisch ist schwach.«
    »Ich glaube, mein Fleisch wäre ganz hübsch stark in einem solchen Fall«, bemerkte Phineas und streckte seine Arme aus, die so kräftig wie die Flügel einer Windmühle waren. »Ich weiß nicht, Freund Georg, ob ich dir nicht einen der Kerle festhielte, wenn du eine Rechnung mit ihm zu begleichen hättest.«
    »Wenn jemals ein Mensch sich gegen das Unrecht wehren darf«, sagte Simeon, »dann dürfte jetzt Georg sich zur Gegenwehr berechtigt fühlen. Dennoch lehrten die Führer unserer Sekte eine bessere Methode, denn der Zorn des Menschen vollzieht nicht den Willen Gottes; aber noch will der Mensch in seiner Verblendung das nicht einsehen, und die Lehre kann nur empfangen, wem die Einsicht vergönnt ist. Laßt uns den Herrn bitten, daß wir nicht in Versuchung kommen.«
    »Das will ich gern tun«, sprach Phineas, »kommen wir aber zu arg in Versuchung, na, dann mögen sie sich hüten, mehr sage ich nicht.«
    »Man merkt es doch, daß du kein geborener ›Freund‹ { * } bist«, sagte Simeon lächelnd. »Deine alte Natur bricht sich immer wieder Bahn.«
    Um die Wahrheit zu sagen, Phineas war ein treuherziger Hinterwäldler gewesen, mit riesigen Fäusten, ein gewaltiger Jäger und das Verderben eines jeden Rehbocks; aber nachdem er eine hübsche Quäkerin geehelicht, war er der nächsten Gemeinde beigetreten; so wurde er zwar ein aufrichtiges, tüchtiges Mitglied, dem im einzelnen nichts vorzuwerfen war, doch die Geistigen und tiefer Veranlagten konnten nicht umhin, einen gewissen Mangel an Milde in seiner Entwicklung festzustellen.
    »Freund Phineas hat nun einmal seine eigenen Ansichten«, bemerkte Rachel Halliday lächelnd; »aber wir sind alle überzeugt, trotz allem hat er das Herz auf dem rechten Fleck.«
    »Wäre es dann nicht am besten«, fragte Georg, »wenn wir unsere Flucht beschleunigten?«
    »Ich bin um vier Uhr aufgestanden und kam in größter Eile her, ich bin ihnen gut zwei bis drei Stunden voraus, wenn sie zur vereinbarten Zeit aufgebrochen sind. Auf jeden Fall wäre es unklug, vor Einbruch der Dunkelheit loszufahren, denn in den nächsten Dörfern gibt es einige

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