Online Wartet Der Tod
haben keine Ahnung, was das war?«
»Ich werde nicht recht schlau aus ihr. Sie hat behauptet, Grosha nicht zu kennen, aber das kann auch eine Lüge sein. An Dixon kann sie sich erinnern, den hat sie mal mit ihrer Schwester gesehen, aber ich wüsste nicht, was daran so beunruhigend sein soll. Was ich merkwürdig fand, war, dass sie gefragt hat, ob Becker von Tatianas Kooperation mit dem FBI wusste. Zunächst dachte ich, sie regt sich auf, weil sie findet, Becker hätte ihr das sagen und es mit dem Mord in Verbindung bringen müssen. Aber ich weiß nicht; selbst als ich ihr erklärt habe, dass auch wir heute erst davon erfahren haben, schien sie mir noch nervös. Dann kam Vitya nach Hause, und sie hat mich sofort weggeschickt. Möglicherweise ist Vitya in die kriminellen Aktionen verstrickt, über die Tatiana dem FBI Informationen geliefert hat. Ein paar Leute hat sie angezählt, aber ihren Schwager natürlich nicht.«
»Und was hat Lev Grosha gesagt?«
»Dass er nie von einem Vitali oder Vitya Rostov gehört hat. Aber auch bei ihm halte ich es für möglich, dass er gelogen hat. Er hat den Kopf so komisch weggedreht.«
»Ellie Hatcher, der menschliche Lügendetektor.«
»Haben Sie etwas über Beckers frühere Fälle rausbekommen?«
»Dixon hat recht. Becker und Tendall hatten zusammen eine hohe Aufklärungsquote, und Beckers Quote ist auch nach Tendalls Tod überdurchschnittlich geblieben.«
»Also hat er im Fall Tatiana nicht geschlampt, weil er so durch den Wind war, wie er uns erzählt hat.«
»Genau. Aber auch da – wie bei allem anderen – wissen wir nicht, wie es mit unserem Fall zusammenhängt. So oder so ist mein Misstrauen geweckt. Die Notiz in Hunters Kladde bezieht sich auf Becker.«
»Ich hoffe, Sie täuschen sich. Ein Cop, der in so einer Sache drinhängt?«
McIlroy sagte nichts dazu.
»Ich komme gerade aus Brooklyn zurück. Haben Sie Zeit für einen Drink oder so? Wir könnten das alles noch ein bisschen drehen und wenden und sehen, was dabei herauskommt.«
»Tut mir leid, heute Abend kann ich nicht. Ich möchte noch ein paar Dinge hier am Schreibtisch erledigen, und dann muss ich gehen.«
»Heißes Date?«
»Nein«, sagte er. Und nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Ich treffe meine Tochter noch mal.«
»Das ist doch schön, Flann.« Ellie schlug einen fröhlichen Ton an, aber das Schweigen am anderen Ende der Leitung verunsicherte sie. »Na gut, dann also morgen.«
»Ja, wir sehen uns morgen.« Er schien nicht bei der Sache.
»Ist alles in Ordnung, Flann?«
»Ja. Ich bin einfach müde, weiter nichts. Kosten Sie Ihre Jugend aus, Hatcher!«
Ellie klappte ihr Handy zu. Die nächsten zwanzig Minuten der Fahrt verbrachte sie damit, sich die einzelnen Informationsstränge, die sie hatten, noch einmal vor Augen zu führen. Tatiana hatte Kontakt zu einem Ring russischer Krimineller gehabt, die irgendwie auch mit FirstDate zu tun hatten. Ed Becker, der im Mordfall Tatiana gepatzt hatte; der so darauf versessen gewesen war, Ellie zu helfen; dessen Nachname in Caroline Hunters Notizen auftauchte. Gestohlene Kreditkarten hatten sowohl Lev Grosha als auch Enoch benutzt, und sechs Jahre zuvor in Boston Edmond Bertrand. Zoya und Vitali Rostov, die Tatiana mit Charlie Dixon gesehen hatten.
Sie rief Jess auf dem Handy an.
»Was ist los, Schwesterchen?«
Im Hintergrund hörte sie das stampfende Pour Some Sugar on Me von Def Leppard. »Bitte sag, dass du im ›Vibrations‹ bist!«
»Wir sollten uns mit Dog Park vielleicht auch mal an einem bisschen Def Leppard versuchen, meinst du nicht? Ich könnte mir die Haare toupieren, mich in Leder schmeißen und auf der Achtziger-Revival-Welle reiten.«
»Hast du das Foto gekriegt?« Sie wollte wissen, ob der Geschäftsführer des Clubs, Seth Verona, Charlie erkannt hatte.
»Hallo? Was glaubst du eigentlich, was ich hier mache? Meine Schicht beginnt erst in drei Stunden, aber ich versuche Seth noch zu erwischen, bevor er abhaut. Wer ist der Kerl überhaupt?«
»Ein FBI-Agent. Heißt Charlie Dixon. Weißt du noch? Als wir mit Seth geredet haben, hat er gesagt, er kann sich an einen streng aussehenden Typen erinnern, der immer kam und mit Tatiana gesprochen hat. Ich will wissen, ob der Mann auf dem Bild derjenige ist.«
»Okay. Ich bin gerade erst hier reingeschneit. Lass mir noch ein bisschen Zeit, ja?«
Als Ellie beim Revier angekommen war und den Wagen abgeliefert hatte, war ihr immer noch nicht danach, heimzugehen. Sie musste auf andere
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