Online Wartet Der Tod
was ändert.«
»Es wäre mir nicht recht, wenn du das nur meinetwegen gemacht hättest.«
»Ach was! Ein Drohbrief von einem sexfeindlichen religiösen Fanatiker ist doch viel unheimlicher als das Porträt einer hübschen Polizistin. Schrecken macht Auflage. Ich überlege, ob ich als Nächstes was zum Thema Computer schreibe. Vielleicht ein Experten-Interview zu der Frage, wie der Mörder es fertiggebracht hat, in die E-Mail-Accounts seiner Opfer reinzukommen.«
Die Idee fand Ellie gut. Ein solcher Artikel würde keine Details zum aktuellen Fall ausbreiten, und sie würde darin nicht vorkommen. »Da wüsste ich jemanden für dich. Er hat früher mal bei FirstDate gearbeitet und weiß unglaublich viel. Sehr hilfreich.« Sie kramte Jason Uptons Visitenkarte aus ihrer Handtasche.
Peter nahm sie mit spitzen Fingern. »Ein Typ, der unglaublich viel weiß, ja? Sollte ich mir wegen der Konkurrenz Gedanken machen?«
»Nö. Er ist für meinen Geschmack ein bisschen zu sehr WASP. In Wahrheit hatte sie, bis sie Peter begegnet war, immer gemeint, sie fliege auf solche adretten Männer.
»Ein betuchter Computer-Sonderling?«, fragte Peter übertrieben skeptisch.
»Ein Reicher, für den der Job Hobby ist. Und er findet Pulp Fiction gut. Er wird dir gefallen.«
Peter bedankte sich und schob die Karte in seine Jackentasche. Ellie nutzte die Gelegenheit, um das Thema zu wechseln. »So, was isst man denn hier am besten?«, fragte sie und schlug die Speisekarte auf.
»Oh, ein geschickter Übergang. Entweder bist du sehr hungrig, oder das war das Zeichen, dass dein aktueller Fall und meine aktuelle Story als Gesprächsthemen ausscheiden.«
»Sowohl als auch, wenn du nichts dagegen hast.«
»Absolut nichts. Und was die Karte angeht, kannst du hier eigentlich nichts falsch machen. Aber für das erste Mal würde ich dir zu Shepherd’s Pie oder Fish and Chips raten.
Als der Kellner kam, bestellte Ellie einen Johnny Walker Black Label und Sheperd’s Pie. Peter entschied sich für ein Guinness und Fish and Chips.
»Kann ich dich denn fragen, wie du von Wichita, Kansas, nach New York gekommen bist, oder führt das unweigerlich zu verbotenen Themen?«, fragte er.
»Das bleibt im Rahmen. Ich bin hergekommen, weil ich einen sehr lustigen, verrückten, verantwortungslosen großen Bruder habe, der das College geschmissen hat, um hier Karriere als Rockstar zu machen. Er hat Mom angerufen und ihr erzählt, dass er im Vorprogramm von richtig Großen spielt, im CBGB-Punkrock-Club – als ob ihr das was sagen würde. Aber ich kenne meinen Bruder, ich kannte ihn damals schon. Als ich mich dann entscheiden musste, was ich machen will, fragten die Lehrer an der Highschool nur, welche wird es, die University of Kansas, die Kansas State University oder die Wichita State University. Ein paar Jahre habe ich es an der Wichita State ausgehalten, aber dann wurde mir plötzlich klar, dass ich mein ganzes Leben immer nur an diesem einen Ort gelebt habe. Und es gab keinen Grund, zu bleiben. Sicher, meine Mutter hat mich gebraucht, aber noch mehr hat sie sich um meinen Bruder gesorgt. Also habe ich das Semester noch abgeschlossen und mich dann auf den Weg hierher gemacht.«
»Und deine Mom lebt noch in Kansas?«
»Ja. Ich rufe sie jeden Abend an. Bevor ich hergekommen bin, habe ich auch mit ihr gesprochen.« Wie immer hatte Ellie einen Versuch ihrer Mutter, sie zu einem Besuch in Wichita zu überreden, so gut wie möglich abgewehrt.
»Da hat sie eine gute Tochter. Und dann bist du direkt ans John Jay College gegangen?«
Eigentlich hätte die Unterhaltung etwas Schräges haben müssen. Im Grunde war dies ihre erste richtige Verabredung – zumindest lernte er sie erst jetzt als die kennen, die sie tatsächlich war –, aber er wusste bereits so viel über ihre Vergangenheit, und sie waren schon zusammen gewesen. Auf eine seltsame, ihr selbst unbegreifliche Weise war er ihr vollkommen vertraut.
»Nein. Ich dachte, ich ziehe hierher, richte mich ein und bewerbe mich an der City University of New York oder so. Ich wollte Anwältin werden.«
»Und dann hast du gemerkt, dass du doch ein Mensch bist, mit menschlichen Regungen – und nicht der Anwaltstyp.«
»Genau, ich habe gemerkt, dass ich ein Mensch bin, und außerdem habe ich begriffen, dass ich es mir nicht leisten konnte, hier zu leben und Studiengebühren zu zahlen. Also habe ich gekellnert, war viel mit Jess’ Leuten zusammen, habe seinen Tagesrhythmus übernommen – und ich glaube, in
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