Online Wartet Der Tod
offenbar haben Sie ihn gar nicht mit.« Rostov schob Ellie in die hinterste Ecke des Zimmers und stellte sich neben Upton auf. Sie sah zu, wie er ihre Dienstwaffe vor Upton auf den Tisch legte, während er seine Pistole unverändert auf sie richtete. »Da haben Sie eine richtige Dummheit gemacht – mit diesem Anruf. Mit Ihnen wollte ich mich eigentlich später befassen, wenn Sie diesen Laptop gehabt hätten. Ich hätte Ihnen erzählt, was nötig gewesen wäre, um Sie zu verscheuchen, und wenn das nicht funktioniert hätte, dann wäre mir schon was eingefallen.«
»Wo ist Peter?«, fragte Ellie.
»Sie haben Ihren Freund doch selbst in die Sache reingezogen. Als Sie das erste Mal angerufen haben, war er im Bad. Ihr Name war auf seinem Display zu sehen. Dann haben Sie ihn noch mal angerufen. Dann haben Sie mir eine Nachricht draufgesprochen, und da habe ich sein Handy ausgemacht. Wenn es Ihnen so wichtig war, dass ich diesen Laptop unter die Lupe nehme, warum haben Sie dann als Erstes Peter angerufen? Verstehen Sie?«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
»Wollen Sie mich beleidigen?« Im Zorn kam ihm der antrainierte kultivierte Tonfall abhanden. Er wurde lauter, und die Spur eines schleppenden südlichen Akzents schlich sich ein. »Heute Morgen sagen Sie, es wird eine Weile dauern, bis Sie diesen Laptop kriegen, und dann rufen Sie mich zwei Stunden später an und sagen, Sie haben ihn schon? Ich bin nicht dumm. Vielmehr würde manch einer wohl sagen, Sie stellen sich dumm an, indem Sie es mir so leicht machen. Ich habe mir Zeit gelassen und Ihrem Freund ein bisschen was erzählt, bis Vitya kam. Mir war klar, dass Sie kurz danach auftauchen würden. So machen Sie es doch, wenn Ihnen der Partner abhandenkommt: Sie gehen los und suchen ihn, oder?«
Sie sah McIlroy vor sich, wie er auf Beckers Boot auf dem Boden saß. Zwei Einschusslöcher. Unmengen von Blut.
»Also waren Sie auf dem Boot. Sie haben mit der .38 auf Becker geschossen und sich danach eine neue Waffe zugelegt. Ihr Blick wanderte zu der Double-action-Derringer, mit der Rostov auf sie zielte. Die hatte nur vier Schuss, musste nach jedem extra nachgespannt werden und erreichte keine große Wucht. Sicher konnte sie auf kurze Distanz einiges anrichten, aber trotzdem war Ellie erleichtert zu sehen, dass Rostov diese Pistole benutzte und nicht ihre Dienstwaffe. »Was haben Sie mit Peter gemacht, Sie Dreckskerl?«
»Ist ja süß«, gab Upton zurück. »Er liegt gefesselt in der Badewanne. Stehen Sie auf so was?«
Ellie ignorierte die Frage. Es war klar, dass er sie aus der Reserve locken wollte. »Es gibt keinen Grund, ihn da mit hineinzuziehen. Er weiß nichts.«
»Das ist mir doch klar. Haben wir schon überprüft.« Es gefiel Ellie gar nicht, wie er Rostov zulächelte.
»Sie können das, Ellie«, fuhr Upton fort. »Geheimnisse hüten. Sie waren so viel mit diesem Mann zusammen, und trotzdem weiß er nichts über den Fall, der Sie beschäftigt. Ihr Partner ist vor Ihren Augen ermordet worden, aber Sie haben Ihrem Freund nicht erzählt, warum. Das Problem mit Geheimnissen ist: Die machen Sie zu einem interessanten Ziel. Wenn Sie sterben, sterben auch Ihre Geheimnisse.«
Wieder sah er Rostov an, und der straffte sich und konzentrierte sich auf seine Waffe. Das ging alles zu schnell.
»Warten Sie!«, rief sie. »Was ist mit Peter? Denken Sie doch mal nach, Jason. Sie sind klug. So, wie es jetzt aussieht, kann ein geschickter Verteidiger Sie da rausholen. Aber wenn Sie einen Daily-Post -Reporter erschießen, werden die Sie so lange auf der Titelseite bringen, bis sichergestellt ist, dass Sie die Todesstrafe kriegen.«
»Aber wenn ich Ihren kleinen Freund verschone, wem hängen wir dann den Mord an Ihnen an?«, fragte Upton. »Er ist das geringste Problem – vor allem, seit Sie ihm vor einer Viertelstunde eine Mail geschickt haben, in der steht, dass Sie ihn nie wiedersehen wollen. Er hat geantwortet, dass er sich umbringen wird, wenn Sie nicht sofort herkommen.«
Ellie klappte den Mund auf und zu wie eine Marionette.
»So weit haben Sie nicht gedacht, was? Sie sollten wirklich nicht über die W-LAN-Anschlüsse Ihrer Nachbarn ins Internet gehen. Damit machen Sie es Leuten wie mir extrem leicht, Sie auszuspionieren.«
»Jetzt verstehe ich, warum Sie Peter auf den Brief angesetzt haben. Sie wussten, dass wir uns über FirstDate getroffen hatten.«
»Von FirstDate kriege ich jederzeit jede Information, die ich haben will. Bevor ich dort weggegangen bin,
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