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Online Wartet Der Tod

Titel: Online Wartet Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alafair Burke
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mir eine Nummer, unter der ich Dich erreichen kann? Zwanzig Sekunden später bekam sie eine Nummer von Taylor und dazu den Kommentar, er habe noch massenhaft Freiminuten bei seinem neuen Handyvertrag. Das war das Schöne an Stalkern. Sie antworteten sofort.
    Dann ertappte sie sich beim Lesen einer weiteren Nachricht. Sie kam von einem jener Männer, die Jess für wert befunden hatte, einen Flirt von ihr zu bekommen. Hallo. Komisch, dass sie es flirten nennen, wenn man einen kleinen Button auf ihrer Homepage anklickt. Heißt flirten nicht eigentlich sehnsüchtige Blicke durch einen Raum voller Leute schicken, jemanden nach einem subtilen Scherz leicht am Arm berühren, ein Weinglas an die Lippen führen … Oh, sorry, jetzt ist es ein bisschen mit mir durchgegangen. Ziemlich heiß hier. Egal, danke für den Flirt. Wenn Du kannst, erzähl mir ein bisschen von Dir. Wie wäre es damit zur Eröffnung: Ich heiße Peter. He, nicht lachen. Ich heiße wirklich Peter. Im Ernst.
    Ellie musste tatsächlich lachen – zweimal –, deshalb rief sie Peters Profil auf. Seltsam genug, dass sie auf einen Mann neugierig geworden war, den ihr Bruder ausgesucht hatte. Sie las seine kurze Selbstdarstellung. Es ist amtlich. Ich bin ein Heuchler. Da balle ich die Faust im Zorn auf die Verlage, die nicht imstande sind, in meinen Manuskripten die künftigen Klassiker der amerikanischen Prosa zu erkennen, und habe doch nicht die leiseste Ahnung, was ich über mich in dieses Kästchen schreiben soll. Tagsüber habe ich einen Job als bezahlter Schreiber, in meinen Träumen aber schaffe ich es an die Wände des Künstlerlokals Chumley’s. Das macht mich wohl zum verkannten Schriftsteller. Ich betrachte mich als eine nichtbritische, viel besser aussehende Version von Nick Hornby, also mach dich auf endlose Gespräche gefasst, in die beiläufig Anspielungen auf kulturell bedeutsame Ikonen der Popkultur einfließen werden wie zum Beispiel Clash, die Simpsons, John Waters, Reality-TV und so weiter und so weiter bis zum Morgengrauen. Klingt gut, oder?
    Ellie lächelte. Und war schon dabei, eine Antwort zu schreiben. Danke für die Nachricht, Peter. Was Deine geistige Abschweifung betrifft: Ich hoffe, ich war gut. Verkannt klingt ein bisschen nach Möchtegern. Du solltest nicht so streng mit Dir sein. Sie hielt kurz inne. Wenigstens ein bisschen musste sie auch über sich schreiben. Ich bin keine Schriftstellerin, aber ich lese gern. Neulich habe ich in der Buchhandlung gehört, wie eine Frau zu ihrem Freund sagte, sie liebe Bücher, »nur die zum Lesen nicht«. Außer lesen und in Läden fremde Leute belauschen mag ich noch Kickboxen und die Band meines Bruders spielen hören. Hm. Hört sich an, als wäre ich durchtrainiert und dröge. Ich hoffe, ich bin weder noch. Wenn ich mich aber für eins von beidem entscheiden müsste, würde ich Ersteres vorziehen.
    Wieder hielt sie inne. Es gehörte sich, eine Mail zu unterschreiben, oder? Sie tippte LV990 und löschte es wieder. Ally . Das war deutlich genug. Sie drückte »senden«. Ihre Nachricht wurde an Unveröffentlicht verschickt. Kein Zurück mehr.
    Sie sah auf die Uhr. Jason Upton erwartete sie in einer Dreiviertelstunde. Bis sie mehr über Peter erfuhr, musste sie sich noch eine Weile gedulden, aber es blieb ihr genug Zeit, um sich die Männer, die sich Taylor und Mr. Right nannten, etwas genauer anzuschauen.
     

16
    Ellie saß auf einem niedrigen, schwarz glänzenden Ledersofa in der Lobby von Larkin, Baker & Howry und wartete auf Jason Upton. Während sie den Kaffee schlürfte, den die Empfangsdame ihr geholt hatte, betrachtete sie den Jasper-Johns-Siebdruck an der Wand gegenüber.
    »Detective Hatcher? Ich bin Jason Upton.«
    Der Mann, der ihr da die Hand entgegenstreckte, passte nicht in ihr Bild vom Computer-Sonderling oder Technikfreak. Er mochte Mitte dreißig sein und war modisch gekleidet, mit weiter Khakihose und einem gestreiften, nicht bis oben hin zugeknöpften Hemd. Er wirkte kräftig, aber fit, und sein dunkles Haar sah ordentlich und doch ein bisschen zerzaust aus. Der Aussprache nach kam er aus dem Nordosten, und zwar eindeutig aus wohlhabenden Kreisen.
    »Danke, dass Sie sich Zeit für mich nehmen. Mein Partner muss jeden Moment hier sein, aber wir können gern ohne ihn anfangen.«
    Jason bat die Empfangsdame, McIlroy zu ihnen zu bringen, sobald er eintraf, und dann führte er Ellie in ein bescheideneres Büro zwei Stockwerke tiefer.
    »Bisschen andere Ausstattung hier«, sagte

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