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Online Wartet Der Tod

Titel: Online Wartet Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alafair Burke
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am hinteren Ende des Flurs, wo ein massiger Mann an einer Art Schalter saß und einen Stapel Briefe mit Adressaufklebern versah.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    Ellie ließ ihren Blick durch den Raum schweifen und sah jemanden, der Taylor sein konnte, Hauspostkuverts in einen Rollwagen mit Hängeordnern einsortieren. Sie schlug ihre Jacke zurück und zeigte die NYPD-Marke an ihrem Gürtel.
    »Wir suchen Taylor Gottman. Ist er das?« Sie nickte in die Richtung, und der Blick des dicken Mannes folgte ihr.
    »Ja. Was hat er getan?«
    Ellie fand diese Reaktion bemerkenswert. Ist alles in Ordnung? Ist etwas passiert? Fragen dieser Art kamen üblicherweise von Vorgesetzten, Kollegen, Nachbarn – Leuten, die den Verdächtigen kannten. Bei Taylor Gottman aber hieß es: Was hat er getan?
    »Gar nichts«, sagte sie entschieden. »Es gab mit seinem Handy Schwierigkeiten, und wir brauchen ihn, um einen Bericht aufzusetzen.«
    »He, Taylor. Polizei für dich.« Als die laute Stimme ertönte, blickten Taylor und seine vier Kollegen alle gleichzeitig herüber. »Irgendwas mit deinem Handy.«
    Taylor Gottman war groß und schlank. Er war blass, hatte kurzes braunes Haar, volle Lippen und eine glatte Haut. Als er auf sie zukam, dachte Ellie, dass sein Gang etwas Feminines hatte.
    »Vor zwanzig Minuten hat mich schon jemand von der Firma deswegen angerufen. Die Polizei hab ich aber nicht gerufen.«
    »Können wir hier irgendwo ungestört reden?«, fragte Flann.
    Unsicher sah Taylor den Dicken mit der durchdringenden Stimme an, der seinerseits einen Blick auf die Uhr an seinem feisten Handgelenk warf.
    »Mach einfach jetzt deine Pause«, sagte er schließlich.
    Taylor führte sie in einen Aufenthaltsraum ganz am Ende des Flurs. Eine wenig attraktive Frau saß in dem kleinen Zimmer, aß einen Butterfinger-Schokoriegel und las einen Liebesroman.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Ellie. Die Frau hob den Blick nicht von ihrem Buch. »Hallo? Entschuldigen Sie?«
    Schließlich gab die Frau doch zu erkennen, dass sie sie wahrgenommen hatte. »Wir sind von der Polizei. Wir müssen zusammen mit diesem Herrn einen Bericht aufsetzen. Ich störe Sie wirklich nicht gern, aber könnten Sie uns bitte allein lassen?«
    Während sie sich ein paar Butterfinger-Krümel in den Mund schob, dachte die Frau über dieses Ansinnen nach. »Meine Pause ist eh vorbei«, willigte sie nach einem Blick auf die Uhr schließlich ein. Dann las sie noch ein paar Zeilen und legte ein Lesezeichen in ihr Buch.
    Als sie weg war, dämmerte Taylor etwas. »Sie kommen mir bekannt vor«, sagte er zu Ellie. »Und Ihre Stimme auch. Hier geht’s nicht um eine Telefonversicherung, oder?«
    »Kennen Sie eine Frau namens Amy Davis?«
    Taylor wiederholte den Namen ein paar Mal, wie um seiner Erinnerung auf die Sprünge zu helfen. »Habe ich irgendwo schon gehört. Sagen Sie mir, wer das ist?«
    War. Wer Amy war. »Ich dachte, Sie kennen sie vielleicht von FirstDate her.«
    »Das ist es, richtig«, sagte er und schnippste mit den Fingern. »Wie war noch mal der Online-Name?«
    »MoMAGirl. Sie arbeitet beim Museum of Modern Art.«
    »Richtig, richtig.« Er nickte, so, als falle ihm alles gerade wieder ein. »Wir hatten eine Verabredung. Das ist … ich weiß nicht … ein paar Wochen her?«
    »Eine Verabredung?«, sagte Ellie skeptisch. »Ihren E-Mails zufolge haben Sie zusammen einen Kaffee getrunken. Und es ist nicht besonders gut gelaufen.«
    »Na ja, ich habe es als Verabredung betrachtet.«
    »Und als eine sehr erfolgreiche obendrein. Aber Amy war da anderer Auffassung, oder? Sie wollte keine weitere – was Sie Verabredung nennen.«
    »Ich weiß nicht mehr, warum das nicht weiterging.« Taylor wischte ein paar imaginäre Krümel von seiner dunkelgrünen Hose. »Hat wahrscheinlich auf Gegenseitigkeit beruht. Wie auch immer. Wir haben uns jedenfalls nicht wiedergesehen. Aber wieso ist das so wichtig?«
    »Es ist wichtig«, sagte Flann, »weil MoMAGirl nicht mehr am Leben ist.« Er legte ein Foto von Amys Gesicht auf dem kalten Stahltisch des Gerichtsmediziners vor Taylor hin. »Sie wurde am Freitagabend ermordet.«
    Taylor schien keine Zeitung zu lesen. Er starrte auf das grausige Foto, und alle Farbe wich aus seinem Gesicht. Einen Moment lang fürchtete Ellie sogar, er könnte sich übergeben. Endlich wandte er den Blick ab und schüttelte energisch den Kopf. »Nein, nein. Sie können doch nicht – das ist lächerlich. Ich hab sie ja gar nicht gekannt.«
    »Aber das hätten Sie

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