Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Titel: Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schulz
Vom Netzwerk:
unfromm eine verpulen. Völlig unreflektiert. Einem Viets platzten zwar keine Hutschnüre – dafür reichte der Blutdruck nicht –, aber sagen wir so: Ab einem gewissen Punkt hatte selbst ein Viets seine Reflexe nicht mehr unter Kontrolle (s. Hühnerköpfe). Und das Impertinente, Egozentrische, Soziopathische an Queckenborns Tonlage – der entenhaften Tonlage eines Onkel Dagobert –, das verlangte plötzlich ohne weiteren Verzug nach einem entschiedenen Dämpfer. Den mußte Onno ihm jetzt verpassen. Und sei es unter Einsatz eines Beispiels seines eigenen Unvermögens.
    »… ich muß Ihnen sagen, ich bin, äh, ich bin aufgeplatzt.« So. Da kuckst du.
    Denkste. Old Queck zerpflückte Onnos ersehnte Genugtuung mit seinen plumpen Heimorgelgriffeln Brocken für Brocken.
    »Hä?«
    »Na, aufgeplatzt. Verbrannt.«
    »Hä? Wie jetzt aufgebran-, geplanzt. Tzt. Was heißt das.«
    Fack, der Idiot hat aber auch null Ahnung. Onno erklärte es ihm; referierte in groben Zügen die Geschichte ab Golem über den gemeinsamen Flug mit Fiona bis zu ihrer Handynummer.
    »Echt? Das doch super! Das doch geil! Läuft doch! Besser geht’s doch gar nich! Das doch die beste Tarnung überhaupt! Undercover! Die hat sich doch dich ausgekuckt! Kommt die doch nie drauf, daß du De’ktiv bist! Hast doch jetzt alle Opsjoon! Kannst sie ja trotzdem beschatten und ’n Foto schießen, und wenn du dabei aufbranzt – aufbranzt, sacht man aufbranzt, samma? –, sachs du einfach, ich bin’s doch nur, Daddylein! Oder du machst das ganz offen!« Seine Begeisterung nahm Züge einer Bratwurstlaudatio an. Und übertrug sich – der Himmel weiß, wie – auf Onno Viets.
    Weiß der Himmel, wie. Vielleicht ungefähr so: Um Quecke den Wind aus den Segeln zu nehmen, hätte er damit herausrücken müssen, daß sein Nebenbuhler ein lebensgefährlicher Kiezgrizzly war. Dann hätte Queck mit Recht nachgefragt, wieso das jetzt plötzlich ein Problem war, wenn es doch vor der lukrativen Mallorquinisierung des Auftrags offenbar keines war. Blieb Onno, um den Schein seiner beruflichen Integrität Quecke gegenüber zu wahren, nichts anderes übrig, als vor lauter Ratlosigkeit und Verwirrtheit ob der wieder mal geradezu bestrickenden Komplexität enthusiastisch zu werden: so?
    Vielleicht aber waren es auch einfach nur die sogenannten Spiegelneuronen, die Primatenhirnen nun mal eigen sind. Jedenfalls schlief Onno mit dem durch nichts gerechtfertigten, nichtsdestotrotz deutlichen Gefühl von Zuversicht nach zwei weiteren Bierchen, erschöpft von den ungewohnten Reisestrapazen, noch weit vor Mitternacht vor dem laufenden Fernseher ein. Und, vermöge Dinosaurierblase, durch. Um 9:00 Uhr schrillte sein Wecker.
    [23]
    Mittwoch vormittag, 28.   April (noch zwei Tage bis Ultimo Fiskus). Cala Fornells, Westmallorca. Hotel Casa Maria.
    Das Frühstück als solches war recht trostlos: verbrannter Toast, Gurken- und Tomatenleichen, Engländer in Unterhemden, und der Tee schmeckte, als habe er eine Stunde im Strumpf eines Nordic Walkers gezogen. Immerhin konnte es in einer Art Wintergarten mit Blick auf die winzige Bucht eingenommen werden.
    Erst jetzt fiel ihm ein, daß – mal abgesehen von einem etwaigen Hünen – womöglich auch Fiona selbst mit seinem, Onnos, potentiellen Vorgehen nicht unbedingt einverstanden wäre.
    Nachdem er sie kennengelernt hatte, hatte er ja kaum Zeit gehabt, Skrupel zu entwickeln. Waren ja nicht mehr vonnöten, seitdem er den Auftrag als gescheitert betrachtet hatte; nach dem Relaunch durch das Telefonat mit Queckenborn indes hatte sein Unterbewußtsein Fiona lustigerweise als Komplizin verbucht – vielleicht, weil sie im Flugzeug diese nicht sonderlich geneigte Bemerkung über ihren Gönner gemacht hatte. Hat er, Onno, eigentlich noch alle Tassen im Schrank? Scheißkoffer. Verflucht, ist das alles kompliziert. Er braucht mal einen Tag zum Nachdenken, und wo er schon mal hier ist …
    Der Nachbarort hieß Peguera. Was Onno davon zu Gesicht bekam, war eine sog. verkehrsberuhigte Zone nebst einer ehem. Meeresbucht. Erstere war durchgängig mit Verbundsteinen gepflastert, zweifarbig, damit die Typen mit den trotz der schattigen Temperaturen offenen Hemden, Schmerbäuchen, Weiberhosen, Motivsocken und Sandalen nicht etwaige Mietfiats rammten. Baum, Laterne, Baum, Laterne – diese wie jener aus Massenfertigung –, Poller, Poller, Poller. Souvenirbude, Boutique, Restaurant, Bar, Sitzbank. Duft von Ledergürteln und Pommes. Souvenirbude,

Weitere Kostenlose Bücher