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Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Titel: Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schulz
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schaumgefiederter Bootspfeile. In puncto Dünung jedoch war es – wiewohl teils schraffiert, teils narbenübersät – zahm wie ein See, da draußen nicht weniger als in dem kleinen Golf, den Cap d’es Llamp und Cap de sa Mola da unten formten. Paradoxerweise wirkte das metallische Meerblau je weiter draußen, desto oberflächlicher und gewann erst buchtwärts an Tiefe, im Kontrast mit Unterwasserriffen und Algenwiesen. In Ufernähe entstand daraus Türkis.
    Verteilt über die gesamte Kehle des Küstengebirges, lückenlos hineingepappt in die schütteren Hänge und Klippen: Waben von Apartmenthäusern und Hotelkomplexen. Hohl und tot wirkten sie auf diese Entfernung, wie ausgelutscht. Strahlten eine grandiose Aura der Armseligkeit ab. Ferienfavelas für den Mittelstand. Immerhin verfügten sie über Kategorie vista villa . Während die diesseitigen Villenbewohner mit vista favela vorliebnehmen mußten. Daß die sich das gefallen ließen? Warum hatten sie nicht verlangt, daß man den ganzen Ruin mit Tarnfleck verhüllte – durch Christo und Jeanne-Claude, z.   B.?
    Mordsmäßige Ruhe hier. Onno lauschte dem Tuscheln, das der schlappe Teich vom Fuß der gebleichten, grünbehaarten Kliffs heraufschickte. Dem fernen Brummen eines Generators. Dem atmosphärischen, dreidimensionalen Rauschen eines unsichtbaren Düsenjets. Den lautesten Lärm verursachten noch die autistischen Fagottstöße einer Taube.
    Onno wandte sich ab und drückte auf den Klingelknopf am verschlossenen Portal. Die Gegensprechanlage blieb stumm, doch Sesam öffnete sich summend. Onno stieg ein paar steile Natursteinstufen hinab, durchquerte einen Gang, der von jenem Pultdach geschützt war, und gelangte an ein Rundgehäuse, in dessen Innerem sich eine Wendeltreppe weiter den Fels hinabbohrte. Ganz unten wartete, trotz ungeeigneter Außentemperatur in Bikini und hochhackigen Sandaletten, strahlend, ja hyperventilierend, Fiona Popo. »Ottooo!« sang sie. »Daddyiii!« Die hat doch was eingenommen. Fiel ihm um den Hals. »Mein Retter! Komm rein!«
    Onno Heiland.
    An den Fingern zog sie ihn hackenklappernd durch den schattigen Patio, dessen Boden aus geschliffenen Terrakottasplittern bestand. Handverlegt, was sonst. Vorbei an einem gemauerten Brünnchen mit Manneken Pis. Klobigen Tonvasen, Kübeln mit Olivenbäumchen, Bambus, Callas, Lilien vor pfirsichfarbenen Fassaden.
    Auf Anhieb bezaubert nuschelte Onno Zeugs, doch Fiona drehte sich über eine poesiebildchenhaft tätowierte Schulter und das mit einem Hauch von türkisem Pareo umhüllte Nomen-Omen zu ihm um, daß die güldenen Haarwogen tobten, und sagte: »Komm erst mal rein und keine Ahnung, trink was, wir gehen auf die Terrasse, oder? Bleibst du zum Abendessen? Wir waren Wolfsbarsch kaufen und Meeresfrüchte – magst du Meeresfrüchte? –, und oh mein Gott, die Oliven sind sen-sa-tio-nell! Da leckst du dir alle zehn Hände nach ab.«
    Wieder ›wir‹, registrierte Onno. Meint sie ihre Freundin, die Libidohygienikerin des Immobilienhais, dem dieses Haus gehört – wie heißt sie noch: Hossa. Tussa. Tessa. Oder beinhaltet die erste Person Plural – Händchen?
    Sie durchquerten eine Art Foyer. Rechts ging es in ein Eßzimmer über, mit Zwölf-Plätze-Tafel und Vier-Hocker-Tresen, hinter dem eine Edelstahlküche hervorblitzte, die einen Sternekoch geblendet hätte. Linker Hand dehnte sich eine Wohnlandschaft mit weißen Couches und Sesseln aus und original Zündhölzchenbild von Ugu DD Klöckli, so groß wie das Bett eines Fakirs. Hausbar mit einer geradezu manhattanesken Flaschenskyline sowie Kamin samt schmiedeeisernem Besteck. Spiegel mit Rahmen aus Muscheln. (Gesicht, dösig und rot wie gesottene Garnelen, tauchte kurz drin auf.)
    Geradeaus, hinter einer Panoramascheibe, neben der offenen Schiebetür, wartete unter einem auskragenden Dach ein runder Edelholztisch – Aschenbecher, viereckige Schale mit Nüssen –, umzingelt von stilvollen, komfortabel ausstaffierten Rattanmöbeln. Dahinter ging die Terrasse in die Breite, drei, vier Bistrotische aus Eisen und Marmor nebst einer Reihe Tonkübel mit Palmwedeln flankierten die hüfthohe Mauer. Dahinter der Hundertachtziggradblick auf Meer und Bucht und Favelas. Das Maß an Veränderung der Perspektive war erstaunlich – angesichts der paar Meter Höhenunterschied scheinbar unverhältnismäßig viel näher an alles herangerückt. Wie Ameisenstraßen sahen die Treibstoffspuren auf den sanften Rippelmarken des Meeres aus. Die flache

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