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Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Titel: Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schulz
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Nüstern am Hals.
    Frollein? Frollein? Ja, sie hätt’ gern noch einen Prosecco. Alle guten Dinge sind drei! Und Dick Nolan, ja gut, weiß ja jeder, daß sie was mit ihm hat. Und? Hallo? Sie mag ihn ja auch. Ja, sie mag ihn. Wirklich. Gut, er macht den Dicken und er macht gerne den Proll und so, hallo, ich hier nu’ wieder und so, aber er ist einfach nur ein Spießer, der ein Riesenschwein gehabt hat mit seinem Sexypop – Tüttelchen –, weiter nichts. Gut, arbeiten tut er viel. Und nicht, daß er so ein ganz Lieber wäre – der kann schon keine Ahnung, ganz schön eklig werden. Auf der Insel ist er auch überhaupt nicht beliebt, nee, kann man nicht sagen. Kein Wunder, wenn er sich immer benimmt, als hätte er das Gelbe vom Ei gefressen. Außerdem zahlt der angeblich nie. Kann sein. Ist natürlich ’n absolutes No-go. Geht gar nicht. Denkt immer, die freu’n sich alle den A… ab, wenn der große Dick Nolan zu Gast ist, hallo? Aber irgendwie egal, also, sie kann ihn um den kleinen Finger wickeln. Überhaupt kein Problem. Der ist im Grunde ’ne ganz arme Wurst. Sind sie im Grunde alle. – Wer? Kerle! Kerle an sich! Man braucht doch bloß ’n paar Rüschen zeigen, und die fangen an zu sabbern! O mein Gott, hallo? Voll arm. Voll arm. Aber er, Otto, er ist irgendwie anders. Otto ist ein ganz Lieber. Darf sie ihn mal küssen? Nur auf die Wange, natürlich. Mnah. Mmm! Otto ist voll süß. Ach, jetzt geht’s ihr wieder gut – gestern ging’s ihr überhaupt nicht gut, und überhaupt die ganzen letzten Tage. Die vom Sender haben doch, entschuldige mal, sie ist deswegen extra höchstpersönlich nach Berlin gefahren , weil sie’s nicht schnöde am Telefon, und da haben die doch tatsächlich gesagt, als sie sie gefragt hat, ob sie zwei Wochen Urlaub nehmen kann: Ja wieso, das ist doch nicht mehr deine Staffel. Du kannst doch machen, was du willst. Hallo? Echt. Das ist doch wohl, keine Ahnung … Ein Jahr lang haben die einen nach Dispo durch die Prärie gehetzt, Shooting hier, Shooting da, hier ’n timeslot, da ’n timeslot, bei jedem kleinen Scheiß Winzradiosender mußte man eine ID ablassen, hallo, hier ist Fiona Popo, und ihr hört Radio Schlampe oder so, und dann? … Entschuldige bitte vielmals, aber ist doch wahr. – Na mal sehn, wie’s auf Malle wird. Wetter soll ja auch nicht so toll sein.
    Einmal bin ich mit Onno den Eppendorfer Weg vom Kindergarten Liliput bis an die Hoheluftchaussee gestiefelt. Hatten zufällig den gleichen Weg. Mit von der Partie war Finn-Johann H.-C. (3), der seiner fußkranken Mutter rückerstattet werden sollte. Onno führte ihn teils an der Hand, teils auf dem Arm. Den gesamten Weg jedenfalls – ungefähr zwanzig Minuten lang – ließ jener Finn-Johann kein Atü nach in den Bemühungen, seinen Unmut darüber zum Ausdruck zu bringen, daß Jana-Rebecca K.-P. (4) ihm seine Diddl-Maus entwendet hatte.
    Natürlich hatte er das nach schätzungsweise fünf Minuten vergessen. So daß der Alarm substanzlos, aber selbsttätig weitertönte, was die Batterie nur hergab, zwanzig Minuten lang. Ein Geplärr, bei dem Anlaß, Aufwand und Lautstärke in himmelschreiendem Mißverhältnis standen. Wie ich als Jurist es jedenfalls empfand. Ein Crescendo, dessen energische Monotonie mich an den Rand eines Nervenzusammenbruchs trieb.
    Während ich – hyperventilierend, weil zwanzig Minuten lang hypo ventiliert habend – am Ziel Dankgebete an unseren Herrgott richtete, grinste Onno bloß gütig. Nicht den dünnsten Nerv hatte er eingebüßt. Im Gegenteil, er hatte den stärksten Gegner bezwungen, den man im menschlichen Nervenkrieg nur bezwingen konnte: ein dreijähriges Diebstahlsopfer. Und zwar zu Fuß. Warum wurde er eigentlich nicht auch Kindergärtnerin?
    Da waren die fünf Stunden Dauergeplapper von Wartesaal bis Wartesaal, zumal er dabei ja zumeist sitzen konnte, geradezu ein Zuckerschlecken für einen Onno Viets, das Urgestein des Sitzsports.
    Und auch die halbe Stunde gemeinsamen Schlangestehens am Schalter der Mietwagenfirma absolvierte er ohne Substanzverlust. Im Gegenteil, seine Kenntnis der Persona Fiona vervollständigte sich po à po wie von selbst: Unehelich geboren ungefähr vorgestern (Sternzeichen: Krebs), und zwar als einziges Kind Margarethe Schulze-Pohles, einer globetrottenden Späthippiebraut (seit ihren alleinerziehenden Jahren Goldschmiedin auf Gomera) und eines kalifornischen Kiffers und Surfstars. Zu ihm (Aids-Tod Anfang der Neunziger) nie Kontakt gehabt.

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