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Op Oloop

Op Oloop

Titel: Op Oloop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Filloy
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Heroismus. Heroe, das kommt von Eros.«
    »Sie lügen! Sie ist die große Feigheit. Liebe = Sex – Köpfchen.«
    »Die Liebe formt die Person und verfeinert die Persönlichkeit.«
    »Bah! Sie ist anpassungsfähig und käuflich und schrumpft unweigerlich. Ein einfaches Beispiel. Ich hatte eine Frau:
    Sie war meine Geliebte, MI AMADA,
    dann meine Gattin, MI AMA,
    heute … nicht mal mein, nicht mal MI-A.«
    »Darin liegt der Fehler: die Liebe mit dem Zusammenleben zu verwechseln, oder mit der Ehe.«
    »Ja … Heirate, dann hast du eine Frau und kannst ihr an den Hintern packen, und nach einem Monat ist es, als ob du deinen eigenen anpackst …«
    »Genau aus diesem Grund heiraten die Kinostars und lassen sich dann wieder scheiden!«
    »Sie diffamieren. Die Ehe formt und heiligt den weiblichen Körper.«
    »Ja … Und darin liegt der Vorteil des Ehebruchs: die Arbeit des Ehemannes auszunutzen, die ihn arrogant und süß gemacht hat …«
    »Gerede …«
    »Gerede? Das Eheleben ist die Summe dreier Lügen: sie belügt ihn, er sie und alle vier die Welt.«
    »Ich hatte eine›zweifach bearbeitete‹ Frau …«
    »Eine zweifach bearbeitete Frau?«
    »Ja, bearbeitet vom Ehemann und vom Liebhaber. Sie bettelte um ein Kind. Vor dem Koitus bekreuzigte sie sich und sprühte Weihwasser auf das Bett, auf ihren Schlitz, auf mich … Und mitten im Orgasmus erstarrte sie, mit den Augen nach oben gerichtet, als ob sie einen Heuschreckenschwarm vorbeifliegen sähe.«
    »Sie hat wohl Gott angefleht, die Arme!«
    »Nichts besonderes. Eine mystische Form der Erotomanie. Die Liebe ist vielseitig.«
    »Sie kann so vielseitig sein wie sie möchte, was mir am besten gefällt, ist die einschläfernde Kraft des Koitus.«
    »Die einschläfernde Kraft des Koitus?«
    »Ja. Ich werde es Ihnen erklären.«
    Op Oloop, weit entfernt und gegenwärtig, zeichnete eine Handbewegung in dieses Fintenspiel. Alle blickten ihn gespannt an.
    »›Charme de l'amour qui pourrait vous peindre?‹, rief der reinste aller Liebenden aus. Und seine Frage klingt noch heute nach. Constant gelang es nicht, sie im heiteren Erguß des ›Adolphe‹ zu beantworten. Goethe ist in den Labyrinthen des ›Werther‹ vom Weg abgekommen. Stendhal skizzierte sie unbarmherzig mit seinem in ›Rot und Schwarz‹ getauchten Pinsel. Proust war nichts als ein exquisiter Weissager seiner krankhaften Neigungen. Freud hat sich darauf beschränkt, die unbekannte Tiefe des Unterbewußtseins auszuloten … »Zauber der Liebe, wer könnte dich schildern?«!
    »Niemand. Die Liebe läßt sich von der Wirklichkeit nicht greifen. Widersetzt sich der Logik. Lehnt sich gegen die dichterische Begeisterung auf«, unterstrich Peñaranda.
    »Dennoch versuchen die Unwissenden, sie Normen zu unterwerfen, sie im Gesetz zu kanalisieren und im Dogma zu fixieren. Vergeblich. Als Feuer, Wasser und Luft des inneren Lebens wird sie fortbestehen und bis zur Agonie der letzten beiden Seelen Freiheit verkünden …«
    Gastón Marietti deutete seinen Unglauben an. Er schlürfte ein wenig Grand Marnier und schlug zurück: »Je nachdem, Op Oloop. Die menschliche Spezies ist zur Bisexualität zurückgekehrt. Sie hat die Kurve der Evolutionsparabel umgebogen. Wir befinden uns bereits in einer neutralen Phase, in der es bald – in x Jahrhunderten – weder Männer noch Frauen geben wird, sondern Männer-Frauen. Personen von hermaphroditischer Gestalt werden immer häufiger. Ein englischer Chirurg hat das Phänomen in der medizinischen Zeitschrift ›The Lancet‹ betrachtet und postuliert die mehr oder minder nahe bevorstehende Vereinigung der Fortpflanzungskräfte in einer einzigen Person. Das ›Individuum‹ – trügerisches Wort – wird seine ursprüngliche Beschaffenheit des in diviso zurückgewinnen. Und die absurde ›Eigenliebe‹ wird dann eine vitale Notwendigkeit von großer Bedeutung im Bereich der Erotik sein. Im übrigen zeigen die in den hochentwickelten Ländern nur zu zahlreichen ›Laborkinder‹, daß die heterosexuelle Liebe weder interessiert noch überzeugt; denn ist das Rätsel der Biologie einmal überwunden, ist die Chemie der Seelen nicht unbedingt nötig. Damit im Zusammenhang: Die Verlangsamung des Heiratsverlangens, von der Pubertät auf das Erwachsenenleben herausgeschoben, bringt es mit sich, daß die Liebe als sexuelle Verpflichtung hinausgezögert wird, das heißt, daß ihr Erleben abgeschwächt wird oder sich langsam im kollektiven Bewußtsein abschwächt. All dies beweist,

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