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Op Oloop

Op Oloop

Titel: Op Oloop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Filloy
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gütige und weise Freunde an, die nie an Trost und Aufmerksamkeiten sparen. Die Arroganz hingegen weckt Haß und vernichtenden Wetteifer …«
    »Oh, ich kann es nicht mehr hören! Du lobst das Laster wie irgendein Taugenichts. Wo ist deine Ehre geblieben?«
    »Ich hatte ein Hündchen, das Ehre hieß.«
    Der Einwurf des Studenten, nur aus dem Grunde hervorgebracht, um etwas zu sagen, war durch seine Unerwartetheit noch lustiger. Alle lachten und kommentierten ihn nach ihrem Geschmack:
    »Ich hatte ein Hündchen, das Ehre hieß!«
    »Ich hatte ein Hündchen, hick, das Ehre hieß …«
    »Ich hatte ein Hündchen, das Ehre hieß und am Eingang der Kathedrale und des Regierungssitzes ebenso sein Bein hob wie vor dem des Jockey Clubs und der Staatsbank …«
    »Entschuldigen Sie, Op Oloop, im Jockey Club habe ich Sie nie gesehen.«
    »Richtig. Ich hatte ganz vergessen, daß Sie Mitglied sind.«
    »Sie, ein Zuhälter, Mitglied im Jockey Club!«
    »Ja, Erik. Zähmen Sie Ihr Erstaunen. Ich bin es aus eigenem Recht. Meine berufliche Abstammung weicht nicht von der der anderen ab. Sie ist ihnen gleich. Ich bin nur eine Speiche im Rad, wie so viele in diesem Kreis von … Gewinnlern des Finanzwesens, der Politik und der Bestechung. Die käufliche Unzucht ist kein Verbrechen: sie ist ein Geschäft. Der Frauenhandel – nach der vom Völkerbund verwendeten Bezeichnung – ist auch eine Frage der élevage. Meine eigenen Statistiken zeigen auf, daß vierzig bis sechzig Prozent der Huren aus den niederen Berufsklassen stammen: Dienstmädchen, Näherinnen, Revuegirls, die den kultivierten und galanten Umgang mit Männern, die saubere Trickkiste des Toilettentisches und die Annehmlichkeiten von Lust und Luxus für ihren ›Aufstieg‹ nutzen wollen. So, mein Freund, erreiche ich die Verdienste, die meine Klubkollegen durch den Import von guten Zuchtstuten erlangen, durch den Import schöner Stutfohlen …«
    »Eigentlich gibt es wirklich keinen Unterschied zwischen dem ›cafisho‹ von Pferden und Frauen!«
    »›Cafisho‹? Was ist das, Robín?« fragte Ivar Kittilä eilig, der darauf bestrebt war, jedes Wort zu verstehen, mit dem Lunfardo, dem Argot von Buenos Aires, jedoch nicht vertraut war. »Also, ausbeuten, ein ›cafisho‹, ein Zuhälter sein.« »Gewiß«, schaltete sich Op Oloop ein. »Doch ursprünglich war ›cafisho‹ die Verballhornung eines italienischsprachigen Einwanderers für das Wort stockfish. Vielleicht ein Lebensmittelhändler, der nach einer Beleidigung suchte …«
    »Mensch, Sie haben recht! Auf die gleiche Weise entstand vielleicht aus der Beleidigung einer ›francesa‹, einer Französin, für einen zauderhaften Kunden, einen flaneur, das Wort ›franela‹ für anheizende Liebkosungen. Der Lunfardo ist eine interessante Angelegenheit. Jetzt fällt mir ein, daß ›cafiolo‹ vielleicht einer ähnlichen Etymologie folgt. Ob es nicht von einer despektierlichen Wortverkürzung kommt, ausgestoßen gegen einen dieser Bordell-Luden, die von café au lait leben?«
    »Es ist wahrscheinlich, Gastón. Sie werden gehört haben, daß man hier singt:
    Mambrú ist in den Krieg gezogen ich weiß nicht, wann kommt er zurück … und derart das uns bekannte Kinderlied abändert: Marlborough s'en va-t-en guerre Il pleut, il pleut, bergère …«
    »In der Tat.«
    »Gut. Dieses Merkmal des hochmütigen Aufgreifens und der schamlosen Wortverkürzung kann den Lunfardo an unvorhergesehene Grenzen des lexikographischen Ausdrucks führen.«
    »Mir gefällt er deswegen. Seine Ungeniertheit erlaubt ihm in diesem von Einwanderern überschwemmten Land, sich in alle Sprachen hineinzudrängen, sie auszuplündern und aus feierlichen Begriffen Wendungen zu machen, die durch ihre burleske Bedeutung bissig sind. Seit ich hier bin, erfahre ich am eigenen Leib die Russifizierung von maquereau. Woraus mag der ›makroff‹ oder ›macrof‹, der Lunfardo-Ausdruck für Zuhälter, entstanden sein? Oftmals frage ich mich das. Das ›Diccionario de Argentinismos‹ von Don Tobías Garzón sagt nichts dazu. Ich glaube, daß beim Verhör irgendeines polnischen Kollegen dessen Aussprache und die Ignoranz des Polizeibeamten das Wort aus der Wiege gehoben haben.«
    »Ob sich ›makrof‹ nicht von der griechischen Vokabel makros, gleichbedeutend mit lang, groß, hoch, ableitet?«
    »…«
    »›Macrof‹ wird noch zu einem erhabenen Wort werden!« knurrte Erik.
    »Hören Sie! Ich hab's! Von Makrophage, Makroph-age! Die Bedeutung – ein

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