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Op Oloop

Op Oloop

Titel: Op Oloop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Filloy
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daraufhin seinen Körper. Und seine in zarten Tönen schillernden Augen – die gerade die dunklen Fragmente seiner Seele enthüllt hatten: diesige, von sentimentalen Wesen bewohnte Rätselhöhlen; schwer symbolisch zu identifizierendes Traumgesindel; Vorstädte voller makabrer Impulse und Kataloge von dandyhaften Empfindungen, die aus Snobismus verborgen bleiben – seine Augen eroberten die nahe Umgebung des Lebens und der Menschen zurück, als wäre nichts geschehen.
    »Wie bitte, sie rauchen nicht?« fragte er in ruhigem Tonfall. »Rauchen Sie. Ich kann Ihnen versichern, es sind die besten Zigarren, die man in Buenos Aires bekommt. Es handelt sich um eine Ausnahme-Manufaktur, in Zusammenarbeit mit den Protokollchefs der wichtigsten Staaten der Welt. Als ich in Kuba war, hat Enrique José Varona, ein ausgezeichneter Kenner von Tabakplantagen und Quellgründen und ein Experte für Anbau und Herstellung von Zigarren, mir diese Marke als ein exquisites Privileg empfohlen.«
    »Und Sie, warum rauchen Sie nicht?« warf Robín ein, während er seine Zigarre anzündete.
    »Ich habe mit zwei Zigaretten am Tag genug. Und ich halte den ägyptischen Mischungen die Treue – Dimitrinos, Matoussian, Senoussi – auf der Basis von Tabak aus Makedonien …«
    Der natürliche Tonfall seiner Worte, in Verbindung mit der Frische seines Gedächtnisses, brachte alle zu der Überzeugung, daß Op Oloop aus dem schwierigen Moment würdevoll herausgetreten war. Nur Gastón nicht, denn da es ihm vor Augen führte, daß die Zeit für seinen Freund nicht verstrich, bezeugte gerade der Rückgewinn seiner Sinne die Schwere der Anomalie; die Aussetzer in ihrem mentalen Mechanismus, die eine Person nicht wahrnimmt, sind es, die unvermeidlich zur Katastrophe führen.
    Sein Scharfsinn gebot ihm daher, das Gespräch samariterhaft anzuregen, um Op Oloop aus dem Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken. Doch Ivar unterbrach zuerst die zunehmend peinlichere Stille.
    »Sie waren also in Kuba. Was für ein großartiges Land, eh? Von Maiami, in Flórida …«
    »Von Miamí, in Florída … Spanische Worte in spanischer Aussprache.«
    »… bin ich dreimal auf die Insel geflogen, um Szenen mit Kubanern zu drehen.«
    »Ich kenne nur La Habana. Auf der Durchreise: eine Woche. Ich kam von New York, oder besser gesagt, von Washington, wo ein vom Direktorium des ›American Graves Registration Service‹ verursachter Zwischenfall mich dazu veranlaßt hatte, zur Wahrung meiner Ideen und meiner Selbstachtung zu kündigen. Der Funktionär der Traurigkeit, der makabre Stratege hat damals sein ruhendes Heer verlassen!«
    »Was sollen all diese Jeremiaden wegen zehn oder zwölf Millionen im Krieg gefallener Kerle! Ich wünschte, es gäbe einen neuen, damit Preis und Nachfrage für Weizen stiegen!«
    »Erik!«
    »Der Zufall ließ mich auf den Tabakhändler aus Kentucky treffen, dessen Sohn von soviel Feiern des Waffenstillstands inzwischen an delirium tremens gestorben war. Durch ihn bekam ich einen Posten im Kontrollbüro des ›Chadbourne-Plans‹, der, um den Aktionären höhere Gewinne zu sichern, darauf abzielte, die Zuckerimporte aus Kuba zu beschränken. Ich hielt es drei Tage lang aus. Genug, um festzustellen, daß der Volksmund irrt, wenn er sagt: ›Kuba ist aus Kork: es kommt immer wieder an die Oberfläche.« Die Yankees – Rabtone, Root, Morrow, Rockefeller, Guggenheim etc. – haben die ›Perle der Karibik‹ mit ihrer Plünderei und Habgier verpestet. Ihre Freiheit und ihr Territorium sind verschleudert worden. Das Platt-Amendment und die trusts zermalmen Martís Ideale. Um die Dividende wachsen zu lassen, sind sie nicht zimperlich mit den Mitteln: sie verbannen die einheimischen Anführer ebenso in Gegenden ohne Widerhall, wie sie Schwarze aus Haiti und Jamaika für die Zuckerrohrernte importieren. Und die Bürger von Kuba verhungern zwischen Siesta- Mattheit und Rumba-Tobsucht … Ich hielt es drei Tage lang aus. Und reiste ab. Niemals hat meine Wissenschaft sich in den Dienst der Schändlichkeit gestellt. Wenn ich irgendwann einmal Despotismus ertragen habe, dann geschah es, um ihn zu verdammen, indem ich die Unordnung, das Verbrechen und die Ungerechtigkeit klassifizierte.«
    »Ach ja. Ich kenne deine Taktik. Um sich zum Freund des Arbeiters zu machen, reicht es aus, den Aufseher zu beleidigen …«
    »Erik! Bitte …«
    »Dann, zum Statistiker bei der Kemmerer-Mission ernannt, hatte ich Gelegenheit, mit exakten Zahlen die Halsabschneiderei,

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