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Op Oloop

Op Oloop

Titel: Op Oloop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Filloy
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inneren Horizonten kamen, erfreute sich an dieser Verzauberung, in der die seidenen Bordüren für ihn zu einer seltsamen Lianenkette wurden und die durchsichtige Bauchflasche zum seichten Wasser eines Weihers.
    In Gedanken versenkte er sich ganz in diese Vorstellung. Und während er zum Zuhälter blickte – dem einzig Finsteren – sprach er, ohne sich zu hören, mit sich selbst, was die beste Art ist, jeden zuhören und keinen etwas verstehen zu lassen.
    »Franzi? ... Ja, mit mir ....... Oh, Franzi! ........... Sehr schlecht ....... Wer hätte das gedacht? .......... Verloren .... Absolut verloren .......... Nichts da mit nein ..... Doch. Und der Schlüssel liegt in dem Biß ............ Im Biß! ................ Was für Arme du hast! ....... Saftig ... Aus saftigem Birnenfleisch ............... Oh, nein! ........... Absolut nicht ....... Keine Schmeichelei ....... Du gefällst mir so ........... Größe 1,62, Hals 32,4, Oberweite 82, Taille 58, Hüfte 86,4, Oberschenkel 44,4, Wade 28,8, Knöchel 18, ahhh! ....................... Ja, auswendig ....... Die perfekten Maße! ..... plusquamperfekt ....... einer noch nicht aus den Träumen gerissenen Venus ................. Ja, klar ...... Doch mehr noch, wenn du für mich allein daheim in deiner grazilen Nacktheit prangst .............. Pst! .... Niemals! .... Das liegt daran, daß du meinen Schatten nicht gesehen hast ... zerfetzt ... geflickt! ............. Oh, mein Schaaat-ten! ....... Übel zugerichtet von fürchterlichen Krokodilsbissen ............... Ich versichere dir, nein .... Er scheint gleich, ist aber anders ............ Ich habe ihn mit Gemsenfragmenten restauriert ........... Und er zieht an mir, verlangt nach mir und macht Schimpansensprünge ................ Niemals! .... Es ist schrecklich! ....... Ich möchte den Schatten deines Diamanten im Wasser nicht trüben .......... Ich möchte nicht ..... Dein Schatten würde leiden ..... Denn, weißt du: die Schatten leiden ............ Deine Absichten schmerzen mich ebensosehr wie ein physischer Schmerz ............ Mein Schatten wird schon farblos in der Epidemie von verblaßten Niederlagen ...... Nein! ... Laß mich! .......... Ich muß wimmern .......... Auch ich predige mir von der Herzkanzel aus Trost .......... Doch es ist vergeblich! .... Ver-geb-lich ........ Ich bin ein verdammter Priester .......... Hui! ... von unerbittlichen Bissen gebissen ................ Nichts, nichts! ... Ich muß mich von Stille nähren ........... Von der nahrhaften Stille des Todes ........ Ja, Franzi, my baby! denn deine arrogante Unschuld ist schlimmer als die Perversität ............. Und mich selbst beißen ......... hui! ....... der logische Dämon einer logischen Hölle ........... hui! ............ wie eine umkehrbare Hyäne ............ deren aus der Fiktion herausspringendes Bild .......... huuuuiiii! ...... huuuuuuuiiiiiii! ..... ewiglich meine Seele beißen wird ................ Aaah!«
    Die Verwunderung brachte den Lidschlag zum Stillstand und ließ die Münder halb offenstehen. Die Zigarren lagen – einige erloschen – zwischen den schlaffen Fingern.
    Niemand wollte auch nur ein Wort sagen.
    Op Oloops Psyche begann aufs neue in seine Epidermis einzufließen. Während er das Gemälde seines Traumes entwarf, marterten delirierende Götter aus unerforschten Regionen sein Gesicht in einem heimtückischen und schäbigen Hexentanz aus Grimassen, Wehgeschrei und Gejaule. Die Bitterkeit jener Abwesenheit der Seele war in seine Physiognomie eingeschrieben. Er spürte ein Verlangen zu weinen. Und da es sich nicht in Klagelauten äußerte, plagte ihn die Kümmernis immer hinterhältiger. Diese Anmutung des Opfers, eines noch bedrängten Opfers, hielt ihn lange gefangen. Das Bewußtsein war noch ausgeschlossen, eine verkrüppelte Masse, die zwischen den Trümmern der eigenen Persönlichkeit dahintaumelnd den Pfad des Verstandes suchte.
    Das Stillschweigen seiner Gäste war eine verständliche Feinfühligkeit. Jeder Satz hätte in diesem Moment in dem leeren Gehäuse seiner Tierhaftigkeit widergehallt. Und vielleicht einen wachen Moment oder das Bewußtsein seiner geistigen Umnachtung hervorgerufen; in welchem Fall die Erkenntnis seines krankhaften Zustands und seine Hilflosigkeit ihn in Schluchzen und Verzweiflung hätten ausbrechen lassen: ein trauriger Umstand, der dem Sarkasmus des Verrückten, der sich nicht für verrückt hält, an Pathos noch überlegen ist.
    Das Zurückfließen des Geistes überschwemmte

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