Opas Adventskalender (German Edition)
auch behalten, denn es waren Briefe mit Wünschen, die er nicht erfüllen konnte. Unschlüssig griff er mal zu diesem, mal zu jenem Brief, las ihn, legte ihn wieder zur Seite, suchte weiter.
"Was soll ich nur tun?", murmelte er.
"Beeilen sollst du dich!", rief einer seiner Gehilfen. "Du solltest längst mit dem Lesen fertig sein. Weihnachten ist bald."
Der Weihnachtsmann schüttelte müde den Kopf. "Wie soll ich das schaffen? Hier sind noch so viele Briefe. Aus der ganzen Welt kommen sie, und es sind nicht nur Wunschbriefe. Kinder malen mir Bilder, ja, und sie erzählen von ihren Erlebnissen und Träumen, von Freude und Kummer. Es sind lustige, aber auch traurige Briefe. Ach, und wie viele traurige Briefe es sind, und ich weiß nicht, wie ich helfen kann.
Hier zum Beispiel schreibt die kleine Kyra: "Lieber Weihnachtsmann, hilf, dass meine Mama wieder zurückkommt und sich nicht von uns scheiden lässt. Sonst wünsche ich mir nichts. Deine Kyra.“
Oder da, hör nur, Michael schreibt: "Lieber Weihnachtsmann, ich schreibe dir einen Wunschzettel, aber Mama sagt, dass du dieses Jahr nicht zu mir kommen kannst, weil Papa arbeitslos geworden ist. Stimmt das? Du kommst doch trotzdem, oder? Ich habe keine Wünsche, aber bitte bring Arbeit für meinen Papa mit."
Der Weihnachtsmann seufzte wieder ganz tief. "Viele solche Briefe kann ich dir vorlesen. Alles Wünsche, die man nicht hübsch in Glanzpapier verpacken und vor die Haustür legen kann. Was soll ich nur tun?"
Da seufzte auch der Weihnachtsmanngehilfe, und am Himmel klang dieses Seufzen fast wie ein leises Donnergrollen.
Es grollte oft in jenen Adventsabenden, doch die Menschen hörten es nicht. Sie werden es auch so lange nicht hören können, bis sie vielleicht ein wenig netter zueinander geworden sind, einander Kummer ersparen und einander helfen. Das nämlich wäre der einzige Wunsch des Weihnachtsmannes, aber wie gesagt, es gibt Wünsche, die man nicht hübsch verpacken kann. Oder doch?
21. Dezember
Das Weihnachtszauberlicht
Es wird schon früh dunkel, doch der Himmel ist sternenklar. Jula und Jan sitzen am Fenster und betrachten das Sternengefunkel. Sie sind ein wenig aufgeregt. Bald nämlich ist Heiligabend, und die beiden können es nicht mehr erwarten.
Jula seufzt. ”Eigentlich müsste der Weihnachtsmann längst unterwegs sein. Wenn er auf der ganzen Welt die Kinder besuchen will, ist das doch eine weite Reise, oder?”
”Stimmt”, sagt Jan. ”Bestimmt reitet er auf seinem Schlitten längst über den Himmel.” Er reckt den Hals und schaut angestrengt in den Nordhimmel. ”Ein bisschen heller ist es da”, meint er.
”Vielleicht packt der Weihnachtsmann gerade seinen Schlitten?”, überlegt Jula. Sie geht in Papas Arbeitszimmer und holt das große Fernglas. ”Vielleicht sehen wir nun den Weihnachtsmann?”
Jan lacht, doch dann schaut auch er wie gebannt durch das Glas in den Nordhimmel.
Es wird kalt, und plötzlich stehen Jula und Jan vor einem verschneiten Haus inmitten einer fröhlichen Wichtelschar. Und kommt da nicht auch der Weihnachtsmann durch den Schnee gestapft? Die Kinder reiben sich die Augen. Ja, er ist es.
”Schön, dass ihr mich heute besucht”, sagt er und seine Augenfältchen lachen. ”Der Schlitten ist gepackt. Nun fehlt nur noch das Weihnachtszauberlicht.”
”Was für ein Licht?”, fragt Jula.
”Lasst euch überraschen”, sagt der Weihnachtsmann.
Ein Wichtel eilt herbei. "Weihnachtsmann! Wir sind bereit!"
"Auf! Auf! Los! Los! Es eilt die Zeit", meckern weitere Wichtelstimmen. "Es ist so weit!"
Und ehe der Weihnachtsmann etwas sagen kann, machen sich die Wichtel auf den Weg. In einer langen Reihe stampfen sie einer hinter dem anderen durch den tiefen Schnee bergan.
"Wohin gehen sie?", fragt Jan.
"Hinauf zum großen Bärenhöhlenfelsen!", erklärt der Weihnachtsmann.
"Oh!", staunt Jula. "Gibt es dort Bären?"
"Nein, nein! Der große Zauberer lebt dort. Er leiht den Wichteln heute, am Tag der scheidenden Sonne, seinen großen Zauberkessel. Den stellen die Wichtel auf einen Holzstapel in den Schnee, und wenn die letzten Strahlen der Wintersonne aufblitzen, entzündet sich mit der Kraft des Zaubers ein riesiges Feuer, dessen Schein so hell erstrahlt, dass man es am ganzen Nordhimmel funkeln sieht. Polarlicht nennen es die Menschen. Für mich aber ist dieses Licht das Zeichen zum Aufbruch. Nun muss ich mich sputen, um pünktlich zum Weihnachtsfest bei den Kindern zu sein."
"Toll!" Andächtig starren Jula
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