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Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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andere Sinnesorgane. Lange Antennen stießen durch die Maschen im Netz, tasteten umher wie Wünschelruten. Eine weitere Heuschrecke klatschte gegen das Netz und klammerte sich mit den segmentierten schwarzen Beinen fest.
Plötzlich stieß Kouwe einen Schmerzensschrei aus. Der Professor hockte noch immer am Feuer und schlug gerade eine Heuschrecke platt, die auf seinem Arm gelandet war.
»Professor!«, rief Jorgensen.
»Rühren Sie sich nicht von der Stelle!« Kouwe machte sich am Knoten des Lederriemens zu schaffen, der einen kleinen Beutel verschloss. Von seinem Arm tropfte Blut. Trotz des Abstands von fünf Metern konnte Kelly erkennen, dass es eine tiefe Fleischwunde war. Hoffentlich waren die Heuschrecken wenigstens nicht giftig. Kouwe rückte näher ans Feuer, das seine Haut mit rotem Schein übergoss. Die Hitze und der Rauch schienen den Schwarm jedoch in Schach zu halten.
Ringsum schwirrten und sirrten Heuschrecken umher. Von Sekunde zu Sekunde wurden es mehr.
»Sie beißen sich durchs Netz!«, schrie Zane in Panik.
Kelly konzentrierte sich wieder auf ihre unmittelbare Umgebung. Der erste Angreifer hatte die Antennen eingezogen und nagte tatsächlich am Netz, durchtrennte die Fäden mit seinen messerscharfen Kiefern. Bevor er jedoch eindringen konnte, schlug Kelly mit der flachen Hand gegen den Stoff, sodass das Tier weggeschleudert wurde. Getötet hatte sie es nicht, doch war das Netz auch nicht weiter beschädigt worden. Anschließend wandte sie sich den anderen Insekten zu.
»Klopft einfach gegen das Netz!«, schrie sie den anderen zu. »Verhindert, dass sie sich durchbeißen!«
In der Nähe ertönte ein weiterer Schrei. »Verdammt noch mal!« Es war Manny. Ein klatschendes Geräusch war zu vernehmen, gefolgt von weiterem Gefluche.
Seine Hängematte befand sich hinter Kellys, daher konnte sie nicht erkennen, was bei ihm vorging. »Alles in Ordnung?«
»Eine Heuschrecke ist unter dem Netz durchgekrabbelt! Seien Sie vorsichtig! Die Viecher beißen kräftig zu. Der Speichel enthält offenbar einen Verdauungssaft und brennt höllisch.«
Kelly konnte bloß hoffen, dass die Insekten ungiftig waren. Sie drehte sich um, sah jedoch bloß Tor-tor, der am Zelt seines Herrn entlangstrich. Zahlreiche schwarze Insekten krabbelten über das Fell, sodass es aussah, als ob die Flecken in Bewegung geraten wären. Der Jaguar störte sich nicht an den Plagegeistern, da er durch sein dichtes Fell geschützt war. Als eine Heuschrecke auf seiner Nase landete, streifte er sie einfach mit der Pfote ab.
Mittlerweile waren sie von Heuschrecken eingeschlossen. Das ständige Schwirren sandte Kelly einen kalten Schauder über den Rücken. Der Schwarm wurde immer dichter. Außerhalb des Zelts war nicht mehr viel zu erkennen. Es war, als hätte sich ein wogender schwarzer Nebel auf sie herabgesenkt. Die Heuschrecken bedeckten alles; sie nagten und bissen. Kelly musste ständig Insekten vom Moskitonetz schütteln, doch das war ein aussichtsloses Unterfangen. Die Heuschrecken waren überall.
Der Schweiß troff ihr von der Stirn in die Augen. In Panik schwenkte sie herum und schlug auf die am Netz haftenden Insekten ein. Allmählich verlor sie die Hoffnung. Dann sah sie vor ihrem geistigen Augen auf einmal Jessie im Krankenhausbett, die Arme nach ihrer Mutter ausgestreckt, ihren Namen rufend. »Verdammt noch mal!« Sie wehrte sich heftiger, wollte sich nicht unterkriegen lassen.
Ich werde hier nicht sterben … nicht so, nicht ohne Jessie wieder gesehen zu haben.
Auf einmal flammte in ihrem Schenkel ein durchdringender Schmerz auf. Mit der flachen Hand zerquetschte sie das Insekt. Eine andere Heuschrecke landete auf ihrem Arm. Kelly schüttelte sie angewidert ab. Eine dritte krabbelte in ihrem Haar.
Während sie sich verzweifelt wehrte, baute sich in ihrer Brust ein Schrei auf. Das Netz war beschädigt. Im ganzen Lager ertönten Schreie. Die Heuschrecken fielen auch über die anderen her.
Sie hatten den Kampf verloren.
Jessie … stöhnte Kelly und streifte sich eine Heuschrecke vom Hals. Es tut mir Leid, Schatz. Auch an Waden und Knöcheln flammte der Schmerz auf. Sie trat sinnlos um sich, weinte vor Schmerzen und Trauer.
Allmählich fiel ihr das Atmen schwer. Sie hustete, schnappte nach Luft. Ihre Augen brannten. Ein scharfer Geruch stieg ihr in die Nase. Es roch nach Harz, nach brennenden grünen Tannenzweigen. Sie hustete erneut.
Was war das?
Durch den Tränenschleier hindurch beobachtete sie, wie sich der dichte Schwarm zerstreute,

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