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Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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als sei er von einer Bö getroffen worden. Die Sicht aufs Lagerfeuer klärte sich. Neben dem Feuer stand Kouwe und schwenkte einen großen Palmwedel über den Flammen, die sehr viel stärker qualmten als eben noch.
» Tok-tok Pulver!«, rief Kouwe ihr zu. Am ganzen Leib hatte er blutende Bisswunden. »Hilft bei Kopfschmerzen, und wenn es verbrannt wird, wehrt es Insekten ab.«
Die sich ans Netz anklammernden Heuschrecken flüchteten vor dem Geruch. Kelly erinnerte sich vage, dass Nate ihr erzählt hatte, die Indianer stellten mit Insektenmittel präparierte Bambusfackeln in ihren Gärten auf, um ihre Ernte zu schützen. Im Stillen dankte sie den Indianern des Regenwaldes für ihren Erfindungsreichtum.
Als die Heuschrecken bis auf wenige Nachzügler verschwunden waren, winkte Kouwe die anderen zu sich heran. »Kommen Sie her!«, rief er. »Schnell!«
Kelly kletterte aus der Hängematte und schlüpfte nach kurzem Zögern unter dem mittlerweile löchrigen Netz hindurch. Geduckt eilte sie zum Feuer. Die anderen folgten ihr.
Der Qualm stank widerlich, hielt aber die Insekten fern. Die Heuschrecken hatten sich nicht zerstreut. Der Schwarm schwirrte als dunkle Wolke um sie herum. Hin und wieder stieß eine auf sie herab, wurde aber vom Qualm vertrieben.
»Woher wussten Sie, dass der Qualm wirken würde?«, fragte Jorgensen.
»Gewusst hab ich’s eigentlich nicht. Zumindest war ich mir nicht sicher.« Kouwe war ein wenig außer Atem und schwenkte unablässig den Palmwedel. »Das brennende Banali-Zeichen im Dschungel … der viele Rauch und der starke Geruch. Mir kam der Gedanke, es könnte sich um ein Signal gehandelt haben.«
»Ein Rauchzeichen?«, meinte Zane.
»Nein, eher eine Duftmarke«, entgegnete Kouwe. »Im Rauch war etwas enthalten, das die Heuschrecken angelockt hat.«
Manny brummte. »Könnte ein Pheromon oder etwas Ähnliches gewesen sein.«
»Gut möglich. Und dann kamen sie her, um alles zu vernichten, was ihnen in die Quere kam.«
»Dann wollen Sie also behaupten, dass wir sterben sollten«, meinte Anna. »Dass die Heuschrecken mit Absicht hergelockt wurden.«
Kouwe nickte. »Das könnte auch für die Piranha-Frösche gegolten haben. Irgendetwas hat sie zu diesem Dorf gelockt, vielleicht auch wieder eine Duftspur, irgendein Mittel, das man ins Wasser gegeben hat, um sie zum Shabano zu dirigieren.« Er schüttelte den Kopf. »Ich bin mir nicht sicher, aber es scheint so, als hätten die Ban-ali den Dschungel ein zweites Mal auf uns gehetzt.«
»Was sollen wir jetzt tun?«, fragte Zane. »Wird das Pulver bis Sonnenaufgang reichen?«
»Nein.« Kouwe blickte nach oben zum dunklen Heuschreckenschwarm.
       
    20.05 Uhr
    Nate war des Diskutierens überdrüssig. Die Debatte mit Captain Waxman und Frank währte bereits einer Viertelstunde. »Wir müssen umkehren und nachschauen, was dort los ist«, beharrte er. »Zumindest sollten wir jemanden zurückschicken. Bis Sonnenaufgang kann der Betreffende wieder hier sein.«
    Waxman seufzte. »Das waren doch bloß Heuschrecken, Dr. Rand. Sie sind vorbeigeflogen, nichts ist passiert. Was veranlasst Sie zu der Annahme, sie könnten der anderen Gruppe gefährlich werden?«
    Nate runzelte die Stirn. »Ich kann’s nicht beweisen, ich spür’s einfach. Ich habe mein ganzes Leben im Dschungel verbracht, und glauben Sie mir, irgendetwas stimmte nicht mit diesem Heuschreckenschwarm.«
    Frank hatte ursprünglich auf Nates Seite gestanden, erwärmte sich aber allmählich für die Abwarte-Logik des Rangers. »Ich glaube, wir sollten nach Captain Waxmans Plan verfahren. Wenn der Satellit morgen früh wieder in Reichweite ist, funken wir die andere Gruppe an und vergewissern uns, ob alles okay ist.«
    »Außerdem«, fügte Waxman hinzu, »sind wir Ranger nur noch zu sechst, und solange nicht Gefahr in Verzug ist, möchte ich nicht, dass zwei von uns ihr Leben bei einer sinnlosen Mission aufs Spiel setzen.«
    »Dann gehe ich allein.« Nate ballte frustriert die Fäuste. »Das lasse ich nicht zu.« Waxman schüttelte den Kopf. »Sie wollen gegen Windmühlen kämpfen, Dr. Rand. Morgen
    werden Sie sehen, dass nichts passiert ist.«
    Nate überlegte fieberhaft, wie er den Captain umstimmen sollte. »Dann geben Sie mir wenigstens ein Funkgerät. Ich werde versuchen, so nahe an sie heranzukommen, dass wir Funkkontakt aufnehmen können. Wie groß ist die Reichweite Ihrer Handfunkgeräte?«
    »Sechs bis sieben Meilen.«
»Und wir haben etwa fünfzehn Meilen zurückgelegt. Das heißt, ich

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